Die Maschinenhalle der Zeche Zollern II/‘IV in Bövinghausen gilt als „Mutter aller Industriedenkmäler“. © Dieter Menne
Abschied vom Bergbau
Mit diesen Denkmälern bleibt die Bergbau-Zeit in Dortmund lebendig
Der Bergbau geht. Doch er verabschiedet sich nicht ganz. Denn er hinterlässt neben Erinnerungen und Traditionen auch zahlreiche bauliche Denkmäler. Unsere Karte gibt einen Überblick.
Die Bewohner der Bergarbeitersiedlung Oberdorstfeld haben sich schon daran gewöhnt, dass immer öfter ganze Gruppen von Besuchern durch die Straßen ziehen und neugierig auf Häuser und Gärten schauen. Bei historischen Spaziergängen berichtet unter anderem Peter Fuchs als Sprecher der Interessengemeinschaft Zechensiedlung Oberdorstfeld über die Entwicklung der Kolonie, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Gartenstadt-Stil vom Essener Architekten Oskar Schwer entworfen und ab 1913 von der Gewerkschaft Dorstfeld, der Eigentümerin der Zeche Dorstfeld, gebaut worden war.
Seit März 2017 gibt es regelmäßige Führungen mit Peter Fuchs durch die Zechensiedlung Oberdorstfeld. © Stephan Schütze
Seit 1993 ist sie offiziell ein Denkmal. Und das findet immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit. „Neulich haben wir sogar eine Geburtstagsgesellschaft durch die Siedlung geführt“, berichtet Peter Fuchs.
Die Werkssiedlung Oberdorstfeld ist dabei nur ein Beispiel für Denkmäler, die der Bergbau hinterlassen hat. Weitere denkmalgeschützte Siedlungen gibt es in Eving, Mengede, Asseln und Bövinghausen. Hier ist die Siedlung Landwehr Teil des Industriemuseums auf Zeche Zollern, die als „Schloss der Arbeit“ zu den eindrucksvollsten Bergbaudenkmälern im Ruhrgebiet gehört.
Aus einem Denkmal wurde ein Industriemuseum
Die Jugendstil-Maschinenhalle der Zeche war 1969 sogar das erste Industrieobjekt in Deutschland, das unter Denkmalschutz gestellt wurde und ist damit gewissermaßen die „Mutter aller Industriedenkmäler“. Inzwischen zieht das Industriemuseum Zeche Zollern II/IV mehr als 100.000 Besucher im Jahr an.
Die meisten Dortmunder Bergbaudenkmäler sind allerdings gar nicht, nur bei besonderen Anlässen oder lediglich von außen zu besichtigen. Wie etwa der Hammerkopfturm der früheren Zeche Minister Stein in Eving, die Fördertürme der Zeche Gneisenau in Derne oder die Malakowtürme in Lindenhorst, Grevel und Bodelschwingh.
Das Doppelbock-Fördergerüst der früheren Zeche Gneisenau in Derne gehört zu den denkmalgeschützten Landmarken des Bergbaus in Dortmund. © Stephan Schütze
Bei manchen Denkmälern ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass sie eine Bergbaugeschichte haben – wie beim Dortberg-Haus an der Katharinenstraße oder dem alten Harpen-Gebäude an der Silberstraße in der City als Sitz früherer Bergbau-Unternehmen. Das prachtvolle Landesoberbergamt an der Goebenstraße ist heute Sitz der Abteilung Bergbau und Energie der Bezirksregierung Arnsberg und pflegt damit auch als Behördensitz weiter das Erbe des Bergbaus.
Zu den Besonderheiten unter den Bergbau-Denkmälern gehören die Spitzkegelhalden der Zeche Dorstfeld am Rande der Hallerey oder die Kohleneindicker – zwei hochaufragende Turmgebäude an der Heyden-Rynsch-Straße in Dorstfeld, die Teil der Kohleverarbeitung sind.
Eine Kokerei als „Großskulptur“
Eines der eindrucksvollsten Bergbau-Denkmäler ist neben der Zeche Zollern die Kokerei Hansa die Ende der 1920er Jahre als eine der ersten Großkokereien des Ruhrbergbaus entstand. Sie steht seit 1998 unter Denkmalschutz und wird seitdem mit Millionenaufwand von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur hergerichtet und als „Großskulptur“ erlebbar. Hier wird nachvollziehbar, wie aus Kohle Koks für die Eisenverhüttung und viele andere Nebenprodukte entstanden.
Die Kokerei Hansa lädt zu Besichtigungstouren ein. © Stephan Schütze
Manche Bergbau-Denkmäler sind dagegen eher unscheinbar. So erinnern im Süden des Stadtgebietes, wo in früheren Jahrhunderten Stollenbergbau betrieben wurde, Lochsteine an die Markierung alter Grubenfelder. Im Hacheneyer Wäldchen gibt es noch Lichtlöcher eines alten Erbstollens. Und auch die Überreste alter Bergwerke am Syberg stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Hier betreibt der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier die Zeche Graf Wittekind als Besucherbergwerk am Syburger Bergbauweg. Eine ganze Reihe von Mahnmalen auf Dortmunder Friedhöfen erinnern an Grubenunglücke und damit an die Schattenseiten der Bergbaugeschichte.
Fördermittel für Bergarbeiter-Häuser
Dass auch der Denkmalschutz seine Tücken hat, dafür ist die Siedlung Oberdorstfeld ein gutes Beispiel. Denn sie drohte den Denkmalstatus zu verlieren, weil viele Häuser durch Umbauten ihre ursprüngliche Gestalt verloren hatten. Dass nun die Denkmalbehörde Auflagen erlassen hat und ein strengeres Auge auf die Einhaltung wirft, stößt nicht bei allen Bewohnern der Anfang der 1980er Jahre privatisierten Bergarbeiter-Häuser auf Begeisterung.
Umso mehr engagiert sich die Interessengemeinschaft dafür, die Geschichte der Siedlung wieder erlebbar zu machen – bis hin zu historischen Straßenschildern und Straßenlaternen. Und auch viele Eigentümer richten ihre Häuser nach historischen Vorbild wieder her. „Gerade neue Eigentümer lassen sich gern auf die Auflagen ein“, stellt Anneke Lamot, stellvertretende Leiterin der Dortmunder Denkmalbehörde, fest.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Zechensiedlung Oberdorstfeld machen sich für den Denkmalschutz in ihrer Siedlung stark. © Stephan Schütze
Die Denkmalschützer unterstützen Umbauten mit Fördermitteln aus einem Hof- und Fassadenprogramm. Für die Rekonstruktion von Schlagläden, Rankgittern, Naturschutzmauern oder auch Haustüren gibt es Zuschüsse bis zu 50 Prozent, erläutert Anneke Lamot. Die Folgen sind schon sichtbar. Immer mehr Häuser werden denkmalgerecht modernisiert. „Und es tauchen immer mehr Denkmalplaketten an den Häusern auf“, freut sich Peter Fuchs.
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