
Jetzt hat es die Gildenschule sogar in die „Tagesschau“ geschafft. Seit Montag (16.3.) wissen Millionen Menschen in Deutschland, wie schlecht es um die Dortmunder Grundschule steht. Bilder von maroden Decken und eklig-versifften Toiletten waren zur Prime-Time zu sehen – als Beispiel maroder Infrastruktur in Deutschland.
„Seit Jahren verfällt diese Grundschule“, heißt in dem Beitrag knapp. Das ist etwas zu knapp gegriffen, aber logisch: In einem zweiminütigen Beitrag über eine Schule, die seit einem Jahr mit massiven Problemen zu kämpfen hat, kann nur die Spitze des Eisbergs berührt werden. Trotzdem hätte es nicht ganz so weit kommen müssen, manche Bilder und damit Schülerleid hätten vermieden werden können, wenn die Stadt zwischen dem großen Ganzen und dem Kleinen, aber für die Kinder auch Wichtigem unterscheiden würde.
Das große Ganze ist an der Friedrichsruher Straße sicher nicht einfach zu lösen: Die Schule hatte zunächst einen großen Wasserschaden. Als Handwerker ihn instandsetzten, offenbarte sich im Sommer, dass die Decken in Teilen nicht mehr tragfähig sind. Stahlbetonträger hatten Rost angesetzt, Räume mussten gesperrt werden. Letztlich ein Zufallsfund, ohne den die Schüler wohl heute noch unter einsturzgefährdeten Decken säßen.
Hätte man eher entdecken können, dass in der Schule Baujahr 1953 nicht mehr alles in Ordnung ist? Vielleicht, aber dann müsste es in allen älteren Schulen wohl aufwändige Substanz-Checks geben. Fakt ist: Nach dem der Schaden bekannt war, hatte die Stadt viel zu organisieren: Klassen wurden ausgelagert, Decken sind durch Stahlträger gestützt worden. Gleichzeitig liefen die Planungen für eine langfristige Sanierung an. Sie laufen wohl auf einen Abriss hinaus. Daher sondiert die Stadt Grundstücke, um ein Container-Dorf zu errichten. Dessen Aufbau brauche aber mindestens ein Jahr, heißt es.
Mehrere kranke Lehrer
Den Eltern dauert das alles zu lange, sie dringen darauf, dass die Container im Sommer stehen. Es steht zu befürchten, dass die Stadt hier enttäuschen wird. Leider, denn viele Schüler wie Eltern und vor allem auch Lehrer haben Nerven gelassen. Die Schulleitung spricht von mehreren Langzeiterkrankten.
Aber wenn das große Ganze schon so dauert, vielleicht auch dauern muss, warum hat man das Kleine außer Acht gelassen? Genauer: die Toiletten, deren katastrophaler Zustand als Einstieg in den ARD-Beitrag diente? Eltern der Schule hatten sich immer wieder über den miesen Zustand der Klos beschwert: dreckig, siffig und nicht abschließbar.

Es war auch längst beschlossen, die Klos zu sanieren – vergangenen Sommer hätte es passieren sollen. Doch die Stadt legte die Maßnahme auf Eis, als klar war, dass die Zukunft der Schule neu gedacht werden muss. Logisch, Toiletten zu sanieren, die schnell wieder abgerissen werden, ist Unsinn.
Aber: Was spricht gegen eine grundlegende Reinigung? Eine Sonderputzaktion, wie sie den Eltern im Übrigen zuletzt auch von städtischen Vertretern in der Bezirksvertretung Huckarde versprochen worden war?
Es muss kein großes Rad gedreht werden, es müssen keine Maßnahmen ergriffen werden, zu denen es erst eine Begutachtung braucht; es müssen keine Fugen bis ins Tiefste gesäubert oder Fliesen entfernt werden. Es würde schon helfen, schlicht ganz gründlich zu putzen. Mit haushaltsüblichen Mitteln. Putzmittel, Schwamm, Aufnehmer, Schrubber.
Den Gilden-Schülern würde es ihre ohnehin schwierige Situation etwas erleichtern. Und auch vielen anderen Schulen würde ein solcher WC-Frühjahrsputz guttun. Denn die Gilden-Schüler sind nicht allein mit ihrem Klo-Problem. Es gibt viele Kinder, die sich alles bis zu Hause verkneifen und die daher extra wenig trinken. Was beides menschenunwürdig ist.
So haben wir bisher über die Gildenschule berichtet