Wir haben schon oft über sie berichtet, seit Sonntagabend (16.3.) nun kennen die traurige Situation an Dortmunds wohl marodester Schule noch viel mehr Menschen. Mindestens 7,5 Millionen Bundesbürger. So viele haben laut Einschaltquotenmessungen die 20-Uhr-„Tagesschau“ in der ARD eingeschaltet. Ein Thema war: die Gilden-Europaschule in Huckarde.
Eröffnet hat Nachrichtensprecher Jens Riewa die Sendung mit der verheerenden Brandkatastrophe in einer Diskothek in Mazedonien, bei der 59 Menschen starben und sich gut 150 verletzten. Zweites Thema war die Sondersitzung des Haushaltsausschusses in Berlin, in der die Weichen gestellt wurden, einen riesigen Schuldenberg aufzunehmen, um Milliarden in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren.
Danach leitete Riewa bereits zur Gilden-Schule über. Als Beispiel dafür, wie er sagt, dass Investitionen nicht nur in Straßen und Schiene nötig seien, sondern auch an Orten wie der Schule im Dortmunder Westen.
Der gut zweiminütige Bericht zeigt zunächst, in welch‘ ekligem Zustand die Schultoiletten sind. „Einfach dreckig“ sei es, überall sei „Kacke und Matsche“, erzählt Schüler Efehan. Ahmet verdeutlicht, in was für eine schwierige Situation die Toiletten ihn bringen: Er ginge nie in der Schule aufs Klo und versuche, bis zu Hause auszuhalten.
Kinder haben kein Vertrauen
Neben den Toiletten sind auch die maroden Decken Thema. Sie waren im Sommer entdeckt worden und sind mittlerweile durch ein externes Stahlgerüst gestützt. Die Kinder würden diesem nicht vertrauen, heißt es in der bundesweiten Nachrichtensendung. Die beiden Grundschülerinnen Feenja und Chiara hätten immer noch Angst, dass die Decken einstürzen könnten, sagen sie.
Wie es genau weitergehe, sei noch unklar, heißt es in dem Bericht. Er schließt mit den Worten: „Vorerst müssen die Kinder also irgendwie klarkommen mit ihrer maroden Schule, mit ihrer Angst vor dem Dach und ihrem Ekel vor der Toilette.“

Auch wenn sie sicher kein Einzelfall ist: Millionen Bundesbürger wissen nun, welch‘ marode Schule in einer der größten Städte des Landes steht und wie die Schüler unter der Situation leiden. Während es für junge Politiker eher ein Ritterschlag ist, in der „Tagesschau“ zitiert zu werden, erlangt die Gildenschule dadurch eine traurige Berühmtheit.
In der Elternschaft sei man „überrascht“ gewesen, als sich die ARD „spontan angekündigt“ hat, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Linda Hertel-Wiechmann. Das Material, das das ARD-Team in Huckarde gedreht hat, hat der Sender auch noch für eine weitere Nachrichtensendung genutzt: Auch im „Bericht aus Berlin“ vom 16.3. taucht die Schule auf, wieder als Beispiel maroder Infrastruktur.
Inhaltlich ähnelt der Beitrag dem der „Tagesschau“. Ausnahme: Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) erklärt, der Fall der Gildenschule sei „nur einer von vielen“. Das Problem: Man habe zu wenig in den letzten Jahrzehnten in Schulen investiert, weil in der „großen Diskussion der Republik andere Themen offensichtlich wichtiger waren“. Das hole „uns jetzt ein“. Und zwar „massiv“. Eine Aussage, die Hertel-Wiechmann nach der monatelangen Leidensgeschichte von Eltern, Schülern und Lehrern „sehr ernüchternd“ fand.
So haben wir bisher über die Gildenschule berichtet: