Damit hat Linda Hertel-Wiechmann nicht gerechnet. „Ich bin noch ein bisschen geflasht“, gibt sie offen zu an diesem Donnerstagmittag (3.4.) Kurz zuvor hat die Schulpflegschaftsvorsitzende der Gilden-Europa-Schule im Dortmunder Westen per Mail ein Schreiben erreicht. Direkt aus dem Büro des Oberbürgermeisters Thomas Westphal (SPD).
Und in diesem gibt das Stadtoberhaupt Antworten auf die Frage, die 36-Jährige und alle anderen Eltern, Schüler und Lehrer der Grundschule in Huckarde sich schon so lange stellen: Wie geht es weiter mit dem Schul-Gebäude, das so marode ist, dass zuletzt schon die „Tagesschau“ darüber berichtet hat? Als Beispiel für dringend nötige Investitionen in Infrastruktur.
Vier Klassen ausgelagert
Seit den Sommerferien war klar: Die Schule an der Friedrichruher Straße hat massive Probleme mit ihrer Bausubsubstanz. Nach einem Wasserschaden offenbarte sich, dass Stahlträger in den gut 70 Jahre alten Decken verrostet und damit nicht mehr tragfähig sind. Einige Räume der Schule mussten gesperrt, vier Klassen vorübergehend ausgelagert werden. Mittlerweile werden alle Schüler wieder in Huckarde unterrichtet. Die Stadt hat die maroden Decken durch externe Stahlträger stützen lassen.
Eine Interimslösung, ausgelegt auf etwa ein Jahr, auch das war klar. Noch nicht abschließend geklärt war aber, wie es mit dem Gebäude langfristig weitergehen sollte. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Huckarde hieß es aus dem Bereich Liegenschaften, dass die Schule wohl „abgeräumt und neu gebaut“ werden müsse. Entschieden sei aber noch nichts, erst müsste das Vorhaben von ganz oben abgesegnet werden.
Neubau auch mit Kita
Das scheint die Verwaltung nun getan zu haben. Es sind nicht alle Fragen beantwortet in diesem Westphal-Schreiben, aber: So konkret und handfest wurde die Stadt noch nie zuvor, was die Zukunft der Grundschule angeht.
Er habe sich selbst ein Bild von der Situation gemacht, schreibt Thomas Westphal, habe dann mit dem Verwaltungsvorstand beraten, gemeinsam sei man zu dem Schluss gekommen: „Leider ist ein Abriss des gesamten Gebäudes unvermeidbar.“
„Unverzüglich“ werde danach an selber Stelle mit dem Bau einer neuen Grundschule begonnen, diese wird wohl größer als die bisherige, nämlich bis zu vier- statt dreizügig. Auch die städtische Kita, mit der sich die Gilden-Schule aktuell ein Gebäude teilt, wird erweitert. Sie soll im Neubau vier Gruppen haben, momentan hat sie zwei.

Dass die Gilden-Schüler im Falle eines Neubaus in ein Container-Dorf ziehen müssen, hatte sich in den letzten Wochen abgezeichnet. Auch hierzu teilt Westphal erstmals konkrete Informationen mit: Es werde einen Interimsstandort geben, „in Form einer zweigeschossigen Containerbauweise“. Insgesamt zwölf Klassenräume würden dort untergebracht sowie die Schulverwaltung, eine Mensa und „Betreuungsmöglichkeiten“, womit Räume für die offene Ganztagsschule (OGS) gemeint sein dürften.
Was viele Eltern wohl freuen wird: Die Container werden unweit der Schule aufgebaut. Laut Westphal-Schreiben nur 100 Meter südöstlich auf der Freifläche an der Ecke Varziner Straße/Parsevalstraße. Genau diese Wiese hatten Eltern und auch die Bezirksvertretung bereits im vergangenen Herbst als Standort vorgeschlagen.
Der Oberbürgermeister betont in seinem Brief, ihm sei bewusst, dass „diese Lösung mit Einschränkungen für die Kinder und Eltern verbunden ist“. Auch hätte er sich eine „schnellere Lösung und mehr Klarheit gewünscht“. Dies sei aber wegen der besonderen Anforderungen an den Standort nicht möglich gewesen.

Die Elternschaft hatte immer wieder Druck gemacht. Am liebsten wäre ihr, wenn die Schule schon zum Sommer in das Containerdorf umziehen könnte. Laut Stadt dauert der Aufbau eines solchen Dorfes aber mindestens ein Jahr.
Das ist laut Hertel-Wiechmann auch der große Wermutstropfen in der OB-Antwort: „Uns fehlen nach wie vor Zeitpunkte.“ Daher wolle man nachhaken: Wann kommen die Container? Wann müssen die Schüler umziehen? Und werden die versifften Toiletten vorher noch gereinigt?
Im Schreiben Westphals gibt es nur eine konkrete Zeitangabe: Vier Jahre werden die Schüler voraussichtlich in den Containern unterrichtet werden müssen.
Hinweis der Redaktion: Der Artikel erschien erstmals am 3. April 2025