Dortmunder Schule wird wohl „abgeräumt und neu gebaut“ Schüler sollen in Container-Dorf umziehen

Marode Gilden-Schule ist wohl nicht zu retten: Stadt plant Umzug in Container
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Seit elf Monaten ist diese Schule in Aufruhr: Anfang April ging die erste Meldung über einen großen Wasserschaden in der Gilden-Europa-Schule bei der Stadt ein. Damals fingen die Lehrer hereintropfendes Wasser mit Eimern und Lappen auf. Eltern hatten Angst um die Gesundheit ihrer Kinder, verfassten einen Brandbrief an die Stadt.

Wochenlang arbeiteten Fachfirmen in der Schule, suchten das Leck, setzten instand, nahmen Schimmel- und Asbestmessungen vor, sperrten einige Räume. In den Sommerferien dann machten sie schließlich eine Entdeckung, die den Alltag an der Huckarder Grundschule noch weit mehr auf den Kopf stellte: Einige Decken der Schule waren nicht mehr tragfähig. Teile des Gebäudes an der Friedrichsruher Straße mussten gesperrt werden, vier Klassen pendelten ein halbes Jahr lang zum Bert-Brecht-Gymnasium (BBG). Eine Situation, die Lehrer, Eltern wie Schüler forderte – und auch verzweifeln ließ.

Ein Pendelbus wartet im Herbst auf die Grundschüler der Gildenschule, um sie zum Bert-Brecht-Gymnasium nach Kirchlinde zu fahren
Fast genau sechs Monate lang mussten vier Klassen der Gildenschule zum Bert-Brecht-Gymnasium nach Kirchlinde pendeln. © privat

Seit Mittwoch (5.3.) ist damit Schluss: Die Stadt hat die Schule so weit mit externen Stahlträgern abgestützt, dass alle Kinder wieder in Huckarde unterrichtet werden können. Allerdings ist seit Monaten klar, dass diese Lösung nur ein Provisorium ist und die Schule grundlegend saniert werden muss. Auch ein Abriss stand immer im Raum. Jetzt scheint dieser ziemlich sicher zu sein.

Drei Vertreter der Stadt aus den Bereichen Immobilienwirtschaft, Liegenschaften und Schulorganisation waren in die Bezirksvertretung Huckarde gekommen, um Politiker wie anwesende Eltern über die aktuelle Lage und die Zukunft der maroden Schule zu informieren.

Noch, so betonte Tim Schiebold aus dem Bereich Liegenschaften vor dem Lokal-Parlament immer wieder, sei nichts definitiv entschieden, noch müssten die Pläne von ganz oben abgesegnet werden. Der Vorschlag, der zur Entscheidung stehe, sehe aber klar vor, dass die Schule aus dem Jahr 1953 „abgeräumt und neu gebaut“ werden müsse. Der Neubau der Schule werde rund ein Drittel größer sein als bisher, da es mittlerweile andere pädagogische Konzepte gebe. Ende 2025 wolle man Genaueres sagen können.

Externe Stahlträger stützen die maroden Decken der Gilden-Europa-Schule in Huckarde.
Damit vorerst alle Kinder wieder in der Gildenschule unterrichtet werden können, stützen externe Stahlträger die maroden Decken. © Natascha Jaschinski

Fest stehe aber schon: Ein Abriss der Schule mache ein Übergangsquartier nötig. Dazu gebe es keine Alternative. Schüler und Lehrer sollen in eine Container-Landschaft ziehen – und das „für mehrere Jahre“. Auf Nachfrage konkretisierte Schiebold: Ein solcher Schul-Neubau könne drei bis fünf Jahre dauern. Zu einem möglichen Interimsstandort haben man „fertige Überlegungen“. Schiebold: „Wir haben drei Flächen im Auge.“ Welche genau, wollte er nicht sagen, mit dem Hinweis darauf, dass eine endgültige Entscheidung noch ausstehe.

Allerdings ließ er durchblicken, dass die Fläche, die im Herbst bereits von der Elternschaft wie auch der Bezirksvertretung ins Spiel gebracht worden ist, die bisher favorisierte sei: Dabei handelt es sich um eine Rasenfläche an der Parsevalstraße, nur etwa 150 Meter von der Gildenschule entfernt. Bisher wird die Wiese nur ab und an von Schaustellern genutzt.

Wiese an der Parsevalstraße in Huckarde, die als Fläche für eine Containerlandschaft als Ausweichquartier für die Gildenschule im Gespräch ist.
Hier könnte die Container-Landschaft entstehen, in der die Kinder der Gildenschule jahrelang unterrichtet werden müssten: eine Wiese an der Parsevalstraße, nicht weit entfernt von der Grundschule. © Natascha Jaschinski

„Wir planen eine stattliche Anlage, mit insgesamt fast 4000 Quadratmetern recht groß“, sagte Schiebold. Allerdings brauche es Zeit, eine solche Containerlandschaft zu errichten. Er spricht von anderthalb Jahren, im schnellsten Fall von einem Jahr.

Das könnte die Stadt in zeitliche Schwierigkeiten bringen. Denn noch etwas wurde in der Bezirksvertretung deutlich: Die frisch verbauten, stützenden Stahlträger waren zwar immer als provisorisch bezeichnet worden, wie provisorisch sie sind, war bei der Vorstellung der Maßnahme auf einem Elternabend im Oktober aber so nicht kommuniziert worden – oder es war schlicht noch unklar. Die Statiker würden der Konstruktion rund ein Jahr gegeben, hieß es jetzt von Seiten der Stadt. Das sei zwar nicht „in Stein gemeißelt“, aber doch ein Zeitraum, an dem man sich orientieren müsse.

Eltern kritisieren Zeitplan

Linda Hertel-Wiechmann, die als Elternvertreterin auch in der Sitzung der Bezirksvertretung war, lässt die zeitliche Planung irritiert und auch frustriert zurück: „Was passiert, wenn das mit den Containern nicht rechtzeitig klappt und die Stützen nach einem Jahr nicht mehr ausreichen?“, fragt die 36-Jährige.

„Ich bin verstimmt – und das ist noch milde ausgedrückt“, sagte sie am Donnerstagmorgen nach der BV-Sitzung. Die Errichtung eines Containerdorfes fordert die Elternschaft bereits seit mehr als einem halben Jahr. Hertel-Wiechmann kann nicht verstehen, warum nicht schon längst gebaut werde. „Wenn wir in der Prioritätenliste so weit oben sind, wie es gesagt wird, dann müsste das doch schneller gehen.“

Eingang zur städtischen Kita, die in der Gilden-Europa-Schule in Huckarde untergebracht ist.
Würde die Gildenschule abgerissen, müsste auch die städtische Kita weichen, die im Schulgebäude untergebracht ist. © Natascha Jaschinski

Am liebsten wäre es den Eltern, wenn die Schule schon zum Sommer in ein Übergangsquartier ziehen könnte. Alle zusammen, mit den neuen Erstklässlern. Nun hänge man wieder in der Luft und wisse nicht, wann genau es wie weitergehe, könne auch den Kindern nichts Definitives sagen.

Die Auslagerung ans BBG, der Unterricht in einer provisorisch abgestützten Schule, der Umzug in ein Container-Dorf – manche Kinder würden ihre Grundschulzeit fast nur mit Interimslösungen verbringen. „Das ist alles nicht schön“, so Hertel-Wiechmann. Schließlich prägten gerade diese vier Jahre die Kinder sehr. In den vergangenen Monaten hatten Eltern der Schüler, die zum BBG pendelten, immer wieder erzählt, dass ihre Kinder darunter litten und oft nur schwer noch zur Schule zu motivieren seien.

Zum Thema

Auch Kita betroffen

  • Von einem Abriss der Schule wäre auch eine kleine städtische Kita betroffen, die in dem Gebäude untergebracht ist. Wie es für diese weitergeht, sei noch offen, so die Stadt.
  • Trotz der Stützmaßnahmen konnte nicht die komplette Gildenschule wieder freigegeben werden. Daher können die Kinder nicht so viele Toiletten wie ursprünglich nutzen. Die verbleibenden seien zudem in einem schlechten Zustand, beklagen die Eltern. Eigentlich hätten sie laut Stadt im Sommer saniert werden sollen, das musste dann aber ausfallen.

So haben wir bisher über die Gilden-Schule berichtet