Bauarbeiten an Dortmunds marodester Schule verzögern sich Eltern: „Es ist der Horror“

Bauarbeiten an Gilden-Schule verzögern sich: Eltern: „Es ist der Horror“
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Vier Dortmunder Grundschulklassen pendeln seit Anfang September zu einem fünf Kilometer entfernten Gymnasium. Der Grund: Ihre eigene Schule, die Gilden-Europa-Schule in Huckarde, ist so marode, dass sie teilweise gesperrt ist. Daher fahren die 3a und alle drei zweiten Klassen jeden Morgen via eigens eingerichtetem Bustransfer zum Bert-Brecht-Gymnasium nach Kirchlinde, mittags geht es zurück nach Huckarde.

Ein Ausnahmezustand, unter dem die Kinder sehr leiden, wie die Eltern sagen. Nicht nur, dass die Busfahrten alles andere als rund liefen. Neben häufigen Verspätungen haben auch nicht alle Kinder einen Sitzplatz bei der Fahrt über den Autobahnzubringer OWIIIa. „Lebensgefährlich“, sei das, klagte Elternvertreterin Linda Hertel-Wiechmann im Oktober. Hinzu komme, dass die Kleinen sich am großen Gymnasium zwischen den älteren Schülern unwohl fühlten. Manche wollten am liebsten gar nicht mehr zum Unterricht, hieß es mehrfach auf einem Elternabend Anfang Oktober.

Versprechen auf Elternabend

Genau auf diesem Elternabend, zu dem die Stadt nach all den Querelen und Eltern-Protesten eingeladen hatte, wurde versprochen: Der Ausnahmezustand werde Anfang Februar ein Ende haben. Das Problem, dass nicht alle Decken tragfähig sind, werde bis dahin provisorisch behoben sein. Man wolle externe Stahlträger anbringen, erklärte ein Vertreter der Immobilienwirtschaft. Gleich in den Herbstferien sollten die Arbeiten starten.

„Ende des Jahres“ werde alles erledigt sein, sodass mit dem neuen Schuljahr alle Jungen und Mädchen zurück in „ihre“ Schule an der Friedrichsruher Straße könnten. An diesem Plan hielt die Stadt auch lange fest: Mitte Dezember noch schrieb uns Elternvertreterin Hertel-Wiechmann, es heiße immer noch, dass alle Kinder zu Februar vereint sein sollen. Auch eine Willkommensfeier sei geplant.

Doch von Feierstimmung ist gut einen Monat später gar nichts mehr zu spüren. Ein auf den 16.1. datierter Brief der Stadt an die Gilden-Eltern zerstörte alle Hoffnungen, macht er doch deutlich: Es können längst nicht alle Kinder im Februar zurück. Die Bauarbeiten sind noch nicht beendet.

So deutlich steht das zwar nicht in dem Brief, es lässt sich aber herauslesen: „Die Arbeiten zur Stabilisierung der Deckenflächen im Bereich der Hauptzugänge des östlichen Gebäudeteils (Junkerstraße) sowie des angrenzenden Toilettenbereichs schreiten voran“, heißt es da etwa. Der Einbau der Stahlkonstruktionen werde „schnellstmöglich“ erfolgen. Da die Arbeiten von der Witterung abhingen, könne man noch kein genaues Datum nennen, es soll aber „zeitnah“ passieren.

Schüler und Eltern stehen vor einem der Busse, der die Kinder der Gilden-Schule nach Kirchlinde zum BBG bringt.
Seit September pendeln vier Klassen der Schule zum BBG nach Kirchlinde. © privat

Dass die stützenden Stahlträger noch nicht eingebaut sind, verwundert Linda Hertel-Wiechmann. Auf dem Elternabend habe es so geklungen, als sei der Einbau relativ zügig dran, danach würden nur noch Nacharbeiten erfolgen. Auch in einer Anfrage bei der Stadt hieß es Ende Oktober: Es habe leichte Verzögerungen in den Herbstferien gegeben, aber „nach den Ferien werden die Träger eingebracht“. Das war aber wohl nicht der Fall.

Was in den vergangenen Wochen genau gemacht wurde, wüssten die Eltern nicht, sagt Hertel-Wiechmann. „Wir haben zwischendurch schon gedacht, es ist komisch, dass wir so wenig sehen oder hören“, so die zweifache Mama. Daher habe man bereits befürchtet, was nun eingetreten ist: Der Plan der Stadt konnte nicht eingehalten werden.

Nur eine Klasse kann zurück

Nur eine Klasse, die 3a, kann laut städtischem Schreiben zum 31.1. wieder zurück in ihren bisher gesperrten Unterrichtsraum. Alle Zweitklässler müssen vorerst weiter zum BBG pendeln. Wie lange noch, ist offen. Die Stadt schreibt nur so viel: Bis zum 28.2. bleibe der Bustransfer „vorsorglich“ organisiert. Man werde den Rückzug eng mit der Schulleitung abstimmen.

Auch wenn viele Eltern es geahnt haben, die Enttäuschung ist dennoch groß: „Es ist ziemlich ernüchternd“, sagt Hertel-Wiechmann. Vor allem für die Eltern, deren Kinder weiterhin pendeln müssen. „Die Kinder haben die Tage heruntergezählt und sich so gefreut, zurückzukommen.“ Die Motivation sei im Keller. „Es ist der Horror“.

Neben der Gilden-Schule ist ein Weg eingerichtet worden, den einige Schüler gehen müssen, wenn sie zur Toilette wollen.
Manche Kinder müssen wegen der gesperrten Gebäudeteile das Schulgelände verlassen, um zur Toilette zu gehen. Hierzu ist eigens ein Weg eingerichtet worden. © privat

Mittlerweile sorgten sich die Eltern auch zunehmen darum, dass die Kinder „große Defizite“ im Schulstoff hätten. Die Pendelzeit würde schließlich zulasten des Unterrichts gehen. „Wann soll das den aufgeholt werden?“, fragt Hertel-Wiechmann. Die 36-Jährige fordert hier klar, dass die Stadt betroffene Familien unterstützen soll. Beispielsweise mit Nachhilfeangeboten.

Zum Thema

Langfristige Perspektive

  • Die Stützmaßnahmen an der Gilden-Schule sind nur provisorisch.
  • Im Hintergrund laufen die langfristigen Planungen für das marode Gebäude. Sanierung, Teilsanierung, Abriss, Neubau – bisher stehen verschiedenen Optionen im Raum. Man werde „nach Abschluss der aktuellen Bauphase (...) informieren“, so die Stadt.

So haben wir bisher über die Gilden-Schule berichtet: