Das Klinikviertel in Dortmund ist ein beliebtes Wohnquartier. Doch immer mehr Anwohnende beschweren sich über Menschen, die vor ihrer Haustür Drogen konsumieren. Wie ist die Stimmung unter den ansässigen Gewerbetreibenden? Wie wirkt sich die Situation auf ihre Kundschaft aus? Wir haben uns umgehört.
Tangil Ahammad Khan (26) ist Geschäftsführer des Sushi-Restaurants Hoshino an der Poststraße. Er ist sehr verärgert über die Situation im Klinikviertel: „Ständig liegen Müll und leere Flaschen auf der Straße und vor unserem Eingang. Jeden Tag müssen wir aufs Neue aufräumen.“
Regelmäßig verrichteten manche Menschen ihr Geschäft direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Ich merke, dass meine Laufkundschaft sich dadurch gestört fühlt.“ Grundsätzlich habe er aber eine sehr treue Kundschaft und viele Lieferkunden, die nichts davon mitbekommen würden.
„Kundschaft kommt trotzdem“
Auch Nancy Koslowski (26), Mitarbeiterin beim Citybäcker an der Beurhausstraße, blickt besorgt auf die Situation im Klinikviertel: „Es wirkt sich schon auf unsere Kundschaft aus. Vor allem, wenn Menschen in unserem Laden betteln, da gucken die meisten dann doof.“
Ab und zu komme es auch zu Streit: „Manche verhalten sich sehr aggressiv und beleidigen uns, das ist nicht schön.“ Die Kundschaft bleibe dennoch nicht aus: „Es gefällt den meisten zwar nicht, aber sie kommen trotzdem.“
„Bisher ist nichts passiert“
Auch Raman Hami (29) vom Brothers Barbershop an der Wilhelmstraße im Klinikviertel sehe häufig Menschen, die Drogen konsumieren. Seine Kundschaft werde dadurch aber nicht belästigt: „Vor unserem Laden ist noch nichts passiert.“

„Manche werden frech“
Kioskbetreiber Kemal Dulkadir sieht das anders: Er merke, dass sich seine Kundschaft zunehmend von Menschen gestört fühlt, die Drogen konsumieren oder betteln: „Ich habe kein Problem mit diesen Leuten. Aber manche werden frech, das geht nicht.“
Dulkadir habe außerdem das Gefühl, dass seine Kundinnen und Kunden ausgenutzt werden: „Viele von ihnen sind Patienten aus der Klinik, die sehr sensibel sind und helfen wollen. Sie kaufen bettelnden Menschen natürlich alles, was sie wollen, auch Tabak.“
Viele Gewerbetreibende im Klinikviertel, mit denen wir gesprochen haben, möchten anonym bleiben – aus Angst vor der Reaktion der Szene. So auch die Besitzer eines Friseursalons, sie berichten von einer schleichenden Entwicklung: „Unsere Kunden kommen schon seit Jahrzehnten zu uns, aber seit zwei, drei Jahren sagen immer mehr, dass sie sich unwohl fühlen.“
Ordnungsamt hat Situation im Blick
Das Ordnungsamt habe die Situation vor Ort laut eigenen Angaben im Blick. Für einen früheren Artikel erklärte Christian Stein auf Anfrage: „Dem Kommunalen Ordnungsdienst ist bekannt, dass in Teilen des Klinikviertels suchtkranke Menschen Betäubungsmittel konsumieren beziehungsweise von diesem Personenkreis andere Störungen wie Abfallablagerungen, öffentliches Urinieren oder Lärmbelästigungen ausgehen.“

Deshalb beziehe das Ordnungsamt diese Bereiche bereits seit längerer Zeit in seine Kontrollen mit ein – oftmals auch im Rahmen der gemeinsamen Streifen mit der Polizei. Dabei sanktionieren die Kräfte „konsequent erkannte Ordnungswidrigkeiten“. Für die Bekämpfung der Drogenkriminalität als Straftat seien allerdings ausschließlich Polizei und Staatsanwaltschaft zuständig, merkte Stein an.
Die Polizei halte den Kontrolldruck laut eigenen Angaben sehr hoch. Schwerpunkt- und Kontrolleinsätze sollten allerdings „anlassbezogen stattfinden, wie zum Beispiel durch vermehrte Anwohnerbeschwerden zu Drogenhandel“. So könnten potenzielle Täter frühzeitig erkannt und an der Begehung von Straftaten gehindert werden.