Gewalt in Dortmunds Nordstadt häuft sich Fünf Angriffe mit Stichwaffen an sieben Tagen

Gewalttaten in der Nordstadt häufen sich: Fünf Angriffe mit Stichwaffen in einer Woche
Lesezeit

Die Entwicklung der Kriminalität ist seit Jahrzehnten ein Thema in Dortmunds nördlicher Innenstadt. Noch im Februar 2022 zog die Polizei ein positives Gesamtfazit: Die Nordstadt sei mit Blick auf die Kriminalitätsentwicklung seit mehreren Jahren auf einem guten und erfolgreichen Weg, hieß es in einer Pressemitteilung.

Seit einigen Wochen jedoch gibt es eine auffällige Häufung von schweren Gewaltdelikten in der Nordstadt. „Wir stellen das hier auch fest“, sagt Annika Roß von der Pressestelle der Polizei. „Das ist im Moment die gefühlte Wahrnehmung.“ Die Polizei sei mit ihren Kräften vor Ort und behalte die Situation im Blick.

Die jüngsten Beispiele

Insbesondere in den vergangenen Tagen meldete die Polizei auffällig viele Gewaltdelikte, bei denen Stichwaffen zum Einsatz kamen. Die jüngste Tat ereignete sich am Dienstagabend (25.10.) gegen 22.45 Uhr an der Braunschweiger Straße nördlich des Nordmarkts. Ein Mann (44) aus Essen wurde schwer verletzt an einem Kiosk gefunden. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund wurde er mit Messerstichen verletzt, ist aber nicht mehr ins Lebensgefahr.

Fünf bis sechs Personen seien dabei beobachtet worden, wie sie vom Tatort geflüchtet sind. Zuvor sei es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem 44-Jährigen und einer Personengruppe gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags. Bei der Polizei Dortmund wurde eine Mordkommission eingerichtet. Es war der fünfte Angriff mit Stichwaffen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen in der Dortmunder Nordstadt.

Am Montagabend (24.10.) hatte es eine Schlägerei an der Schleswiger Straße mit mehreren Beteiligten gegeben. In deren Folge wurde ein Mann (44), der laut Polizei schlichten wollte, mit einer Machete schwer verletzt.

Am frühen Sonntagmorgen (23.10.) wurden ein 21-Jähriger und ein 24-Jähriger von drei Unbekannten am Eingang des Dietrich-Keuning-Parks angegriffen - mit einem Messer, einer Machete und Pfefferspray. Zuvor wollten die Angreifer wissen, ob die Männer Drogen verkaufen. Letztere wurden leicht verletzt.

Ein Zufallsopfer

Das Leben eines 19-Jährigen, der am Samstagabend (22.10.) an der Scheffelstraße unterwegs war, konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Er gilt als Zufallsopfer einer 29-jährigen Tatverdächtigen, die mit einem Messer auf den Mann eingestochen habe, wie es der Polizeimeldung hieß. Die Frau wurde festgenommen.

In der Nacht zu Freitag (21.10.) wurde ein 31-Jähriger von zwei Männern im Dietrich-Keuning-Park angegriffen. Einer schlug ihm ins Gesicht, der andere sprühte Pfefferspray. Nach Zeugenangaben habe einer der Angreifer ein Messer in der Hand gehabt, das nicht zum Einsatz gekommen sei, hieß es im Polizeibericht.

Ein 19-Jähriger wurde am Samstagabend (22.10.) an der Scheffelstraße in Dortmunds Nordstadt mit einem Messer lebensgefährlich verletzt.
Ein 19-Jähriger wurde am Samstagabend (22.10.) an der Scheffelstraße in Dortmunds Nordstadt mit einem Messer lebensgefährlich verletzt. © Wickern

Weitere brutale Messerattacken

An der Westerbleichstraße war am Mittwochabend (19.10.) eine Auseinandersetzung eskaliert, an deren Ende drei verletzte Männer vor einer Gaststätte lagen. Zwei von ihnen erlitten schwere Stichverletzungen. Polizisten leisteten Erste Hilfe.

Weitere brutale Messerattacken, die sich am Nordmarkt oder in der Nähe ereigneten, liegen noch nicht lange zurück. Am 10. September wurde ein 27-Jähriger mit zwei lebensgefährlichen Stichverletzungen auf einer Parkbank am Nordmarkt gefunden.

Ein 22-Jähriger wurde in Folge eines Streits mit mehreren Beteiligten in der Nacht zum 23.9. mit einem Messer schwer verletzt. Die Tat ereignete sich auf einem Gehweg zwischen Clausthaler und Braunschweiger Straße.

Leiche mit Stichverletzungen

Am 27. September wurde die Leiche eines 47-Jährigen im Hinterhof eines Hauses an der Clausthaler Straße entdeckt. Der Körper wies mehrere Stichverletzungen auf. Ein 28-jähriger Verdächtiger wurde festgenommen.

Und nur eine Woche später, am frühen Morgen des 4. Oktober, wurde ein 22-Jähriger mit lebensgefährlichen Stichverletzungen auf dem Nordmarkt gefunden. Ein 33-jähriger Verdächtiger wurde festgenommen. In diesen Fällen sollen die Beteiligten aus dem Drogenmilieu in der Nordstadt stammen.

Schüsse auf eine Gruppe

Wieder eine Woche später, am Abend des 11. Oktober, wurde ein 19-Jähriger von einem Unbekannten mit einem Messer an der Bornstraße attackiert. Der Angriff geschah laut Polizei unvermittelt. Der junge Mann wurde ins Krankenhaus gebracht.

Nicht zu vergessen: Die Schüsse auf eine Gruppe Männer an der Ecke Zimmerstraße/Priorstraße am Abend des 10. Oktober. Ein 28-Jähriger wurde von zwei Kugeln am Oberschenkel getroffen. Der mutmaßliche Schütze, der aus einem Auto heraus gefeuert haben soll, wurde tags darauf mit Hilfe von Spezialeinsatzkräften festgenommen. Der Tatverdächtige ist der Polizei bereits durch mehrere Gewalttaten bekannt.

Versuchter Raub im Stollenpark: Mann schlägt auf Dortmunder (19) ein

Randale, Bedrohung, Streit – so oft setzt die Dortmunder Polizei den Taser ein

28-Jähriger wurde in der Nordstadt angeschossen: „Ich hätte tot sein können“