Mit weiteren Zeugenvernehmungen und abgespielten Sprachnachrichten ist am Dortmunder Schwurgericht der Prozess um den gewaltsamen Tod der 17-jährigen Iserlohnerin Carina S. fortgesetzt worden. Der Ex-Freund der Jugendlichen aus Derne ist wegen Totschlags angeklagt.
Der 27-Jährige soll die Schülerin bei einem Spaziergang entführt und später getötet haben. Die Leiche wurde zehn Tage nach Carinas Verschwinden in einem Naturschutzgebiet zwischen Werne und Hamm gefunden.
Anklage wegen Totschlags
Seit seiner Festnahme am Tag des Leichenfunds hat sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch vor Gericht sagt er kein Wort - und zeigt auch keinerlei äußere Regung.
Nicht einmal zu seinem bisherigen Lebensweg will der 27-Jährige Angaben machen. Aus diesem Grund müssen die Richter nun kreativ werden, um wenigstens ein paar grundsätzliche Angaben zu erhalten.
„Nett, hilfsbereit, zuverlässig“
Am Mittwoch wurde deshalb der Arbeitgeber des Dortmunders als Zeuge vernommen. Der Elektroinstallateur hatte den Angeklagten im Sommer 2018 als Auszubildenden eingestellt und später auch übernommen.
„Er war immer nett, hilfsbereit und zuverlässig“, sagte der Handwerker den Richtern. „Ich kann überhaupt nichts Negatives über ihn sagen.“ Der 27-Jährige habe sich während der Arbeitszeit niemals auffällig verhalten.
Keine Auffälligkeiten im Sommer
Auch in der Zeit zwischen dem Verschwinden der Jugendlichen und dem Fund der Leiche hat der Arbeitgeber keine besonderen Beobachtungen gemacht. „Er ist pünktlich zur Arbeit gekommen und war ganz normal“, sagte der Zeuge.
Während der zehn Sommertage hat der Angeklagte allerdings mehrere Sprachnachrichten an Freunde verschickt, in denen er sich zu seiner momentanen Gemütslage äußert. Zwei dieser Audiomitschnitte wurden deshalb im Prozess im Original abgespielt - für die Dortmunder Linguistik-Studentin Antonella Heidel eine gute Gelegenheit, ihr Wissen zu vertiefen.
Sprachnachrichten abgespielt
Heidel nannte es im Anschluss an die Verhandlung „auffällig“, dass der 27-Jährige zahlreiche unbestimmte Begriffe verwendet habe. Einem Freund hatte er gesagt, dass Carina verschwunden sei und sich zuvor „irgendwie mit irgendwelchen Leuten“ im Wald getroffen habe.
Auch der Umstand, dass sich der Angeklagte zweimal korrigierte, ehe er sagen konnte, an welchem Tag er Carinas Hund gefunden haben will, kommt der Studentin merkwürdig vor: „Wenn es wirklich so gewesen sein soll, dass er den Hund zwei Tage nach dem Verschwinden zufällig im Wald angetroffen hat, dann merkt man sich das doch genau.“
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