Dr. Frank Renken ist Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts. © Oliver Schaper (Archiv)
Corona-Lockerungen
Gesundheitsamts-Chef findet Lockerungen für Geimpfte falsch
Corona-Geimpfte und Genesene könnten weniger im Alltag eingeschränkt werden. Dortmunds Gesundheitsamts-Leiter Dr. Frank Renken sieht das kritisch. Zwei andere Mediziner sehen das anders.
Schon lange wird darüber diskutiert, ob es für Menschen, die bereits eine Corona-Impfung bekommen haben, Lockerungen bei den Coronaschutz-Maßnahmen geben sollte. Im Vorfeld des Impfgipfels am Montag (26.4.) von Bund und Ländern war die Hoffnung groß, dass Lockerungen kommen.
Doch es bleibt erstmal nur beim Hoffen. Denn weitreichende Beschlüsse gab es bei dem Impfgipfel erst mal noch nicht. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel sollen aber Corona-Geimpfte und Genesene zukünftig ohne Negativtest einkaufen und zum Friseur gehen können.
Infektionsgeschehen könnte wieder aufflammen
Dr. Frank Renken, Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts und somit verantwortlich für den Infektionsschutz, findet die neu entfachten Diskussionen und Spekulationen über die Lockerungen „äußerst merkwürdig“. In der Pressekonferenz nach der Sitzung des Verwaltungsvorstandes der Stadt Dortmund am Dienstag (27.4.) fand der Mediziner klare Worte.
Der Diskurs sei laut Renken „fachlich medizinisch und mikrobiologisch“ nicht zu begründen und viel zu früh. „Wir verteilen das Fell des Bären, bevor wir ihn erlegt haben.“
In Dortmund hätten gerade mal 25 Prozent der Menschen eine erste Impfung bekommen. „Gut gerechnet“ etwa 10 Prozent, so Renken, hätten eine Immunität durch die Zweitimpfung erreicht oder besäßen Antikörper durch eine überstandene Infektion.
Unterm Strich: „90 Prozent sind entweder ungeschützt oder weitgehend ungeschützt“, so Renkens Schlussfolgerung. Dass die übrigen 10 Prozent nun wieder Rechte in Anspruch nehmen können, weil sie einen Vollschutz haben, sei „aus fachlicher Sicht komplett verfehlt“. Es sei laut Renken nämlich kein Vollschutz, weil die zweifach Geimpften und Genesenen trotzdem noch andere Menschen anstecken können – eben die 90 Prozent, die noch nicht vollständig geimpft oder umgeimpft sind. Damit nehme man in Kauf, „dass das Infektionsgeschehen wieder aufflammen kann“.
Keine Gefahr für die Gesellschaft
Dazu gibt es aber auch andere Stimmen: Dr. Prosper Rodewyk, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), findet, dass spätestens mit der ab Juni aufgehobenen Impf-Priorisierung, wie beim Impfgipfel beschlossen, keine Einschränkungen mehr für Geimpfte gerechtfertigt seien. Laut Rodewyk stellen sie „keine Gefahr für die Gesellschaft mehr dar“.
Der medizinische Leiter des Dortmunder Impfzentrums auf Phoenix-West, Dr. Reinhard Büker, meint ebenfalls, dass die Lockerungen kommen müssen: „Uns bleibt gar nichts anderes übrig – es geht nur um das Wie.“ Er kann sich schwer zum Beispiel vorstellen, dass die Deutschen sich nochmal einen Sommerurlaub durch gesetzliche Coronaschutz-Maßnahmen nehmen lassen, obwohl es einen Impfschutz gibt.
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