Ingrid Kutschera muss entweder einen Strecke mit Hindernissen - wie hier eine steile Rampe - oder einen langen Umweg in Kauf nehmen, um von ihrer Wohnung zur Evinger Straße zu kommen.

© Matthias Henkel

Gesperrter Weg: „Wer nicht mehr laufen kann, kippt unterwegs um“

rnVivawest

Bislang war der Weg zur Evinger Straße aus dem Budbergweg für Rollatorfahrer relativ leicht zu erreichen. Das hat sich jetzt geändert – und die Lage könnte sich sogar noch verschlechtern.

Brechten

, 28.08.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Ingrid Kutschera und einige andere Bewohner der Siedlung im Bereich Budbergweg/In der Esche in Brechten ist es eine Wahl zwischen Pest und Cholera, wenn es darum geht, von der eigenen Wohnung zur Evinger Straße zu gelangen, wo sich die U41-Haltestelle Wittichstraße und Rewe befinden.

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Denn der Weg, den Kutschera normalerweise benutzt, ist wegen des Abrisses und anschließenden Neubaus einiger Häuser gesperrt. Dieser führt quer durch die Siedlung und stellt den direkten Weg zur Evinger Straße dar – jetzt ist er dicht.

Alternativer Weg bietet Hindernisse

Und das ist ein Problem vor allem für die Menschen, die wie Kutschera auf einen Rollator oder eine andere Gehhilfe angewiesen sind. Es gibt zwar einen alternativen Weg, der ebenfalls durch die Siedlung führt, allerdings gibt es gleich mehrere Hindernisse, um zur Evinger Straße zu gelangen. Um im Bild zu bleiben, ist das die Pest.

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An mehreren Teilstücken fehlen Bodenplatten. Hier auf dem lockeren Untergrund oder auf der anliegenden Wiese mit dem Rollator vorwärts zu kommen, ist für die 77-Jährige eine körperliche Herausforderung. Vor allem, wenn der Boden durch Regen aufgeweicht ist. „Und ich gehöre noch zu den Jüngeren mit einem Rollator“, sagt Kutschera.

An diesem Zustand wird sich auch erst einmal nichts ändern. „Da die Häuser im Bereich In der Esche nicht mehr bewohnt und zum Abriss vorgesehen sind, ist auch eine Instandsetzung des Weges nicht mehr geplant“, teilt Vivawest auf Anfrage mit. Die Wege seien mit dem beginnenden Abriss der Häuser im Oktober ohnehin nicht mehr nutzbar.

Fehlendes Pflaster erschwert den Weg für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder nicht ohne einen Rollator unterwegs sein können.

Fehlendes Pflaster erschwert den Weg für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder nicht ohne einen Rollator unterwegs sein können. © Matthias Henkel

Und selbst wenn diese Bodenplatten-Hürde überwunden ist, wartet kurz vor dem Erreichen der Evinger Straße auf dem Weg das letzte Teilstück, auf dem eine Rampe bewältigt werden muss, die für Gehbehinderte und Rollatorfahrer steil ist.

Bei Regen ist die Steigung kaum zu bewältigen

Bei Regen sei die Steigung erst recht nicht zu bewältigen. „Bei Nässe ist es hier sehr rutschig“, sagt Kutschera. „Meine Tochter sagt schon immer, dass ich da auf keinen Fall langgehen soll.“ Zudem verschlimmert sich das Problem mit vollen Einkaufstaschen.

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Also bleibt noch die andere Alternative, die bildliche Cholera. Hier müssten die Anwohner einen Umweg in Kauf nehmen, der sie über die Straßen In der Esche und/oder Am Birkenbusch zur Evinger Straße führt.

Auf dem direkten Weg brauchen die Rollatorfahrer etwa zehn Minuten, um die U41-Haltestelle oder Rewe zu erreichen. Der Umweg hat es in sich. „Beim Umweg ist man fast eine halbe Stunde unterwegs“, sagt Ingrid Kutschera.

Die Grafik zeigt die verschiedenen Wege, die Ingrid Kutschera beschreibt.

Die Grafik zeigt die verschiedenen Wege, die Ingrid Kutschera beschreibt. © Grafik Klose

Zudem sind auch hier einige Steigungen zu überwinden, die die Strecke zu einem echten Kraftakt machen - vor allem auch hier wieder mit vollen Einkaufstaschen. „Wer nicht mehr laufen kann, kippt unterwegs um“, bemerkt eine Nachbarin süffisant.

Autos verengen den Weg

Neben den körperlichen Strapazen gibt es aber eine weitere Tücke: Auch der längere Weg bietet keine Sicherheit. Denn nicht wenige Autos parken so, dass mit einem Rollator kein Durchkommen ist.

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Da Menschen, die auf solche angewiesen sind, nicht ohne Weiteres den Rollator an hohen Bordsteinkanten auf den Gehsteig heben können, sind sie gezwungen, längere Strecken über die Straße zurückzulegen.

Die Stadt will vor Ort mit Hinweiskarten auf die Problematik aufmerksam machen. In einem nächsten Schritt sollen Kontrollen erfolgen, wie die Verwaltung auf Anfrage mitteilte.

Auf dem Gehweg parkende Autos zwingen Rollatorfahrer auf die Straße auszuweichen.

Auf dem Gehweg parkende Autos zwingen Rollatorfahrer, auf die Straße auszuweichen. © Matthias Henkel

Bliebe noch die Fahrt mit dem Rewe-Einkaufstaxi, das Kunden zum Einkaufen abholt und wieder wegbringt. Aber auch das sei keine Option. Das Ein- und Aussteigen sei schwierig bis kaum möglich, sagt Ingrid Kutschera.

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Vielleicht sei es eine Lösung, die Rampe aufzuschütten, meint Ingrid Kutschera. Ob diese aber überhaupt noch nutzbar ist, wenn die Bagger zum Abriss der Häuser In der Esche anrollen, ist unklar. Dann hätten die Anwohner nicht einmal mehr die Wahl zwischen Pest und Cholera.

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