
© Beate Dönnewald
Gesperrte Spielplätze in Dortmund: Eltern sind genervt, die meisten haben aber Verständnis
Coronavirus
Das Coronavirus stellt junge Familien vor immer neue Herausforderungen: Ab sofort sind auch die Spiel- und Bolzplätze gesperrt. So reagieren Eltern im Dortmunder Westen auf die Hiobsbotschaft.
Endlich Sonne, blauer Himmel und Vogelgezwitscher. Für Dortmunder Familien ist das Frühlingserwachen in der Corona-Krise ein Segen. So können sich ihre Kids während der „Zwangsferien“ wenigstens auf den Spiel- und Bolzplätzen austoben.
Doch seit Dienstagmittag (17.3.) ist es auch damit vorbei. Die NRW-Landesregierung hat die Einschränkungen im Freizeitbereich ausgeweitet. Alle Spielplätze und Bolzplätze sind gesperrt.
Eltern stehen in Rudeln zusammen
„Das ist sehr schade, aber notwendig“: So reagiert Birte Schlösser aus Dorstfeld auf den neuen Erlass. Sie hat gerade mit ihren Kindern (4 Jahre und 6 Monate) eine Runde durch den Dorneywald in Oespel gedreht.

Der Spielplatz im Park der Generationen in Lütgendortmund war am Dienstag (17. 3.) deutlich leerer als sonst. Auf dem benachbarten Bolzplatz wurde noch gekickt. © Beate Dönnewald
Um Spielplätze mache sie schon länger einen großen Bogen, sagt die zweifache Mutter. „Gestern habe ich mit den Kindern im Revierpark Wischlingen einen Spaziergang gemacht. Dort standen die Eltern in Rudeln zusammen, während ihre Kinder zusammen spielten. Was macht es da noch für einen Sinn, die Kitas zu schließen?“
Wenn es gar nicht anders geht, ist Fernsehen erlaubt
Die Kinder einen ganzen Tag zu Hause zu beschäftigen, sei schon „sehr schwierig“, gesteht Birte Schlösser. Ihr Tipp: „Regeln lockern, auch mal Fünfe gerade sein lassen.“ Heißt: Wenn gar nichts mehr geht, dürfe sich der Vierjährige auch mal vor den Fernseher setzen. „Und wenn es mal chaotisch in der Wohnung aussieht, dann ist das einfach so.“

Kein Kind spielte am Dienstagnachmittag auf dem Spielplatz am Dorney. Vielleicht hatte sich hier schon der neue Erlass herumgesprochen. © Beate Dönnewald
Für Lela, die wir im Park der Generationen in Lütgendortmund antreffen, kommt das Spielplatz-Aus überraschend. „Das ist eine Katastrophe“, sagt die zweifache Mutter. Zuhause falle ihren Kindern (5/7) irgendwann die Decke auf den Kopf. „Die beiden waren eben so glücklich, dass sie zum Spielplatz durften.“ Und frische Luft sei doch auch wichtig.

Gähnende Leere auf dem Abenteuerspielplatz Rahm: Genauso wie die Jugendfreizeitstätte ist er nicht erst seit Dienstag geschlossen. Darüber informiert ein Schild am Eingang.
Sie werde sich auf jeden Fall an das Spielplatz-Verbot halten, egal, ob es kontrolliert würde oder nicht. „Wir werden dann zu Hause bleiben und gemeinsam kneten, lesen, Filme schauen“, so die 41-Jährige.
Am Wischlinger Weg ist Betrieb
Bis nach Marten hat sich die Nachricht am frühen Nachmittag ebenfalls noch nicht herumgesprochen. Auf dem Spielplatz am Wischlinger Weg ist Betrieb. Eltern sitzen auf den Bänken in der Sonne, während ihre Kinder nebenan im Sand spielen.
Benjamin Pfeiffer (28), dreifacher Onkel, nimmt kein Blatt vor den Mund, als er von dem neuen Erlass hört: „Das ist scheiße“, rutscht es ihm heraus. Seine Schwester Vanessa (23) sieht es ähnlich. „Wir haben uns so über das schöne Wetter gefreut und jetzt werden die Spielplätze gesperrt. Das nervt.“
Auch Justin Dyke (25), dreifacher Vater, ist sauer. „Erst die Kitas, Schulen und Schwimmbäder, jetzt die Spielplätze. Wo sollen wir mit unseren Kindern denn noch hin?“ Und: „Wie sollen wir den Kleinen erklären, dass sie hier nicht mehr rutschen und schaukeln dürfen?“
Dann geht es mit Kindern und Hund an den Kanal
Der Amtshauspark in Mengede liegt zentral und ist beliebt. Rund 20 Kinder klettern auf der großen Spinne, rutschen oder wühlen im Sand. Die Mütter blinzeln auf den Bänken in die Sonne. Sie haben schon gehört, dass es vorerst der letzte Nachmittag hier ist. Eva nimmt es gelassen. „Viel schlimmer finde ich, dass ich kein Toilettenpapier kaufen kann, weil manche einen ganzen Bulli vollgeladen haben.“

Marie-Kristin und Laura schauen ihren Kindern beim Spielen am Netter Hallenbad zu - vorerst das letzte Mal. Aber sie haben Ideen für die kommenden Tage. © Uwe von Schirp
Auf den Netter Spielplätzen ist es eher leer. Marie-Kristin und Laura sitzen auf einer Bank in der Grünanlage am Hallenbad. Ihre drei Kinder spielen im Sand. „Wir gehen dann wohl spazieren oder in den eigenen Garten“, sagt Laura. „In Nette ist ja nicht viel. Aber wir haben einen Hund und fahren an den Kanal. Da wird es den Kindern auch nicht langweilig.“
Der Rahmer Wald weitläufig und biete ebenfalls Abwechslung, schlägt Marie-Kristin vor. Die beiden sind sich einig, auch im ironischen Unterton: „Die nächsten Wochen werden spaßig.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.

Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
