Gymnasien

Gerüchte über G8 verunsichern Dortmunder Eltern

Neun Jahre am Gymnasium sollen die Regel sein. Aber Gerüchte über G8-Schulen verunsichern Eltern. Dabei sind Ausnahmen von der G9-Regel reine Spekulation. Aber die könnten die anstehende Schulwahl beeinflussen.

DORTMUND

, 18.01.2018 / Lesedauer: 3 min

Nach dem Halbjahreszeugnis entscheiden die derzeitigen Viertklässler, an welcher weiterführenden Schule sie künftig lernen wollen. Spekulationen über Schulen, die am Turbo-Abi festhalten wollen, erschweren diese Wahl nun. © dpa (Symbolbild)

In diesen Tagen laden die weiterführenden Schulen Eltern und Viertklässler zu ihren Info-Veranstaltungen ein. Die der Gymnasien besuchen viele etwas halbherzig, denn eines der wichtigsten Kriterien für die Schulwahl – die Zahl der Schuljahre bis zum Abitur (G8 oder G9) – muss dort noch offenbleiben. Allein deshalb, weil das entsprechende Gesetz erst frühestens im Sommer verabschiedet wird.

Bis also feste Regelungen gefunden sind, machen Spekulationen und Gerüchte eifrig die Runde. Etwa die, dass zwei Dortmunder Gymnasien bei G8 bleiben wollen. „Dann brauche ich dort zum Infoabend gar nicht hingehen“, sagt eine Mutter, die für ihr Kind auf keinen Fall das Turbo-Abi möchte. Eine dieser G8-Gymnasien soll das Leibniz-Gymnasium sein. Schulleiter Dr. Dennis Draxler hat das auch schon gehört. Er ist erstaunt. „Es gibt ja noch keinen fertigen Gesetzestext, deshalb können wir noch nichts Genaues sagen. Meiner Einschätzung nach wird aber keines der Dortmunder Gymnasien bei G8 bleiben.“

Hürde für G8 an Schulen ist sehr hoch

Nach den derzeitigen Plänen sei das Festhalten am Turbo-Abi auch sehr schwer durchzusetzen. Denn die Landesregierung plant die Wiedereinführung des neunjährigen Bildungsgangs als Regelfall. Für ein Abweichen soll ein entsprechender Beschluss der Schulkonferenz mit Zweidrittelmehrheit plus einer Stimme erforderlich sein.

Diese Hürde schätzt auch Dr. Detlef von Elsenau, Sprecher der Dortmunder Gymnasien, als sehr hoch ein. „Ich kann mir kein Gymnasium vorstellen, das das schafft.“ In der zu je einem Drittel mit Eltern, Lehrern und Schülern besetzten Schulkonferenz müssten dann mindestens zwei komplette Lager plus eine weitere Stimme dafür abstimmen. „Das halte ich für sehr unwahrscheinlich“, sagt der Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums. „Die Eltern sprechen sich eindeutig für G9 aus, die freuen sich darauf. Und das ist auch bei den Schülern der Fall, vor allem in den jüngeren Jahrgängen.“

Schulleiter: „In Dortmund wird G9 die Regel sein“

Trotzdem hielten sich die Gerüchte über G-8-Befürworter hartnäckig, das hat auch Detlef von Elsenau gehört. „Geoutet hat sich bisher aber noch niemand.“ Er ist sicher: „In Dortmund wird G9 die Regel sein.“ Auch die Landesregierung geht davon aus, dass in NRW über 90 Prozent der Gymnasien zu G9 zurückkehren werden. Und räumt ein, dass die Schulen derzeit keine verbindliche Auskunft geben können und damit eine „Lücke für Eltern, die ihre Kinder jetzt anmelden wollen“, klafft.

Werner Vollmer, Vorsitzender der Stadteltern, hat von den Gerüchten noch nicht gehört, plädiert aber nachdrücklich dafür, den Eltern reinen Wein einzuschenken, falls eine Schule tatsächlich an G8 festhalten wolle.

Einige Schulen informieren schon auf ihrer Homepage

Wegen vieler Nachfragen greifen inzwischen einige Schulen das Thema auf ihrer Homepage auf. So beispielsweise das Mallinckrodt-Gymnasium: „Obwohl die formale Entscheidung darüber (...) abschließend erst nach den Sommerferien 2018 wird fallen können, kann jetzt schon gesagt werden, dass sich wohl alle schulischen Gruppen für eine Rückkehr zu G9 aussprechen“, heißt es dort.

Bis zum Beginn des Schuljahrs 2018/19 ist jede Diskussion über Abstimmungen verfrüht. Das Gesetz soll vor den nächsten Sommerferien verabschiedet werden. Voraussichtlich im Herbst 2018, spätestens Ende Januar 2019, soll den Schulen die Gelegenheit eingeräumt werden, sich aktiv gegen G9 zu positionieren. Wenn alles planmäßig läuft, sollen alle anderen Schulen zum Schuljahr 2019/2010 zum alten Abitur nach insgesamt 13 Schuljahren zurückkehren. Die Umstellung soll die Jahrgänge 5 und 6 mitnehmen, also auch die Kinder, die 2018/19 starten. Ältere Jahrgänge bleiben laut aktueller Planung beim Turbo-Abi nach acht Jahren.