Vor Tomson-Bock und Doppelfördergerüst hatte der Förderverein „gerne in Derne“ 2018 zum Picknick eingeladen

© Oliver Schaper

Gerne in Derne: „Zeche als Weltkulturerbe hätte ungeheure Wirkung“

rnStreit um Dernes Zukunft

Schnell eine Aldi-Filiale bauen oder lieber auf einen größeren Wurf warten? An den Zukunftsplanungen für Dernes Zentrum scheiden sich die Geister. Nun schaltet sich „Gerne in Derne“ ein.

Derne

, 15.09.2020, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

In der Diskussion um die „Neue Derner Mitte“ meldet sich nun auch der Förderverein „Gerne in Derne“ zu Wort und fragt: „Wann werden die Dernerinnen und Derner endlich in diese für ihr Leben in Derne dauerhaft prägenden Entscheidungen einbezogen?“

Der Verein schreibt: „Im Februar 2018 haben die Bezirksvertretung Scharnhorst und der Rat der Stadt Dortmund mehrheitlich das Integrierte Handlungskonzept Derne beschlossen und die Verwaltung mit der Umsetzung beauftragt. Ziel dieses Konzeptes ist, Derne insgesamt und speziell die Industriedenkmäler auf der ehemaligen Zeche Gneisenau zu einem attraktiven Wohn-, Lebens- und Freizeitort zu entwickeln.“

Die Verwaltung habe nun einen Strukturplan zur Beratung vorgelegt und dargestellt, dass stadtgestalterische Potenziale unter anderem noch im Ausbau von Fuß- und Radwegeverbindungen, in der aktiven Ertüchtigung und Einbindung der unter Denkmalschutz stehenden Industriebauten und die Entwicklung der Brachfläche zwischen dem Tomson-Bock und dem Doppelfördergerüst bestehen.

Die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins „Gerne in Derne“, Gertrud Löhken-Mehring ist vehemente Befürworterin eines langfristigen Strukturplans für Derne

Die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins „Gerne in Derne“, Gertrud Löhken-Mehring, ist vehemente Befürworterin eines langfristigen Strukturplans für Derne. © Andreas Schröter

Die Industriedenkmäler, die wichtig für die Identifikation der Menschen in Derne seien, sollen erhalten und durch attraktive Neukonzepte zum Herzstück der neuen Derner Mitte werden.

Die derzeit brachliegenden Flächen rund um die Denkmäler sollen ins Stadtteilleben integriert, Barrieren abgebaut und eine Verbindung zum Gneisenaupark hergestellt werden. Es sollen als wesentliche Grundvoraussetzung für ein lebendiges Quartier Veranstaltungsräume, ein Fest- und Veranstaltungsplatz mit hoher Aufenthaltsqualität und eine barrierefreie Verbindung zum Gneisenaupark geschaffen werden.

„Schlüssiger Strukturplan fehlte bisher“

Das Integrierte Handlungskonzept Derne sei mit einem Investitionsvolumen von gut 6 Millionen Euro hinterlegt und soll über die Ertüchtigung der Denkmäler mit weiteren 8 Millionen Euro aufgestockt werden. Bisher wurden alle Anträge auf Fördergelder abgelehnt, weil ein schlüssiger Strukturplan fehlte.

Des Weiteren plane die Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur die Industrielandschaft Ruhrgebiet als Unesco-Weltkulturerbe anzumelden. Die Zeche Gneisenau mit ihren denkmalgeschützten Industriebauten, die weit über das Ruhrgebiet hinaus strahlen, soll aufgenommen werden.

Mit Baumpflanzaktionen im Gneisenau-Park hat der Förderveein „Gerne in Derne“ auf sich aufmerksam gemacht

Mit Baumpflanzaktionen im Gneisenau-Park hat der Förderveein „Gerne in Derne“ auf sich aufmerksam gemacht. © Gertrud Löhken-Mehring

„Aber“, so die Fördervereinsmitglieder, „diese Vorhaben sind nur realisierbar, wenn die Denkmäler einen deutlich stärkeren aktiven Bezug zum Stadtteil entfalten“.

Diesen Strukturplan „Neue Mitte Derne“ habe die Bezirksvertretung Scharnhorst in der Sitzung am 8. September abgelehnt. Sie favorisiere eine Investition zur Errichtung eines Aldi-Neubaus zwischen dem Tomson-Bock und dem Doppelfördergerüst.

Mit diesem Neubau würde das bestehende Einkaufszentrum zu den Denkmälern hin abgeriegelt. Eine Integration der Industriekultur in den Stadtteil wäre ausgeschlossen, die Identifikationswirkung ginge verloren, so der Förderverein weiter.

Eine Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe und weitere Förderungen für die Denkmäler würden so unmöglich. Langfristig wäre realistischerweise zu befürchten, dass ohne die Bewilligungen aus den unterschiedlichen Fördertöpfen die Denkmäler verrotten und irgendwann abgerissen werden.

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Und wörtlich: „Wir als Förderverein Gerne in Derne e. V. sind aus einer Bürgerwerkstatt entstanden. Zielsetzung unseres Vereins ist, Derne als Quartier zu beleben, gemeinsam und generationsübergreifend mit den Bürgerinnen und Bürgern Aktivitäten zu entfalten, die gut für die Menschen und den Stadtteil sind. Wir schaffen Verbindungen zwischen Vereinen und Organisationen, Schulen und außerschulischen Angeboten. Wir sammeln die Interessen und setzen sie um. Erste, von den Dernerinnen und Dernern wunderbar unterstützte Anfänge wurden mit der Bepflanzung des Derner Wäldchens und der Etablierung des Bürgertreffs an der Altenderner Straße 19 gemacht. Trotz Corona-bedingter Einschränkungen haben wir wieder erste Angebote gestartet. Wir schaffen Begegnung, werden Frühstücks-Cafés einrichten, handwerkliche Aktivitäten anbieten, Kultur, Beratung und Sachinformation nach Derne holen.“

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Für die großartige und einmalige Chance, mit der Zeche Gneisenau Weltkulturerbe zu werden, mit einer ungeheuren Wirkungsentfaltung für Derne, die Stadt Dortmund und das Ruhrgebiet, beziehe der Förderverein Gerne in Derne Stellung: „Wir möchten das Beste für Derne und seine Bürgerinnen und Bürger, nämlich die Umsetzung eines Gesamtkonzeptes das Derne weiterentwickelt, wirtschaftlich aber auch bürgerschaftlich und städtebaulich unter Berücksichtigung der Denkmäler und der Schaffung von Begegnungsräumen.“

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Die Mitglieder kündigen an, mit allen legalen Mitteln zu kämpfen. Der Verein sei keinesfalls gegen die Ertüchtigung des derzeitigen Einkaufzentrums, erwarte aber städteplanerische Kreativität, die weder den Denkmalschutz noch die Aktivierung der Denkmäler gefährde.

„Kommunikationsstruktur passt nicht in die Zeit“

Nicht mehr in die Zeit passe die gegenwärtig praktizierte Kommunikationsstruktur. Derartige Projekte, die eine Langzeitwirkung für einen Stadtteil und deren Bewohner entfalten ohne deren Einbindung politisch entscheiden zu wollen, verletzen das Demokratieverständnis der Derner und seien ein Schlag ins Gesicht der ehrenamtlich Engagierten.

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Ein Runder Tisch unter Bürgerbeteiligung sei eine gute Möglichkeit, die unterschiedlichen Interessen auszuloten und dem Ziel, Entwicklung einer lebenswerten Neuen Derner Mitte, näher zu kommen.

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