Hat Generation Z doch „Bock auf Maloche“? Marktkauf-Chef bricht eine Lanze für seine Azubis

Marktkauf-Chef bricht eine Lanze für seine Auszubildenden
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Seit einigen Wochen ist der neue Marktkauf an der Schleefstraße in Dortmund-Aplerbeck geöffnet. Und seit dem ersten Tag herrscht Hochbetrieb. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, um den zahlreichen Kundinnen und Kunden ein tolles Einkaufserlebnis zu bieten. Mittendrin ist Karim Diagne. Der 24-Jährige hat gerade seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen.

„Am Anfang war man sich nicht sicher, ob er das schafft, jetzt steht er ganz souverän im Laden und regelt alles“, sagt Chef Stefan Grubendorfer (Marktkauf). „Ich möchte einmal eine Lanze brechen für die Generation, der man immer nachsagt, dass sie keinen Bock auf Arbeit hat. Wenn ich eines feststelle im Vergleich zu früher: Die wollen mehr Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag haben. Die wollen nicht eine Sache lange machen, die wollen verschiedene Sachen ausprobieren. Die wollen spontan sein und mitmachen. Ein guter Ausbildungsbetrieb sollte darauf eingehen.“

Eingangsbereich Marktkauf in Dortmund-Aplerbeck
Seit knapp vier Wochen ist der Marktkauf an der Schleefstraße in Aplerbeck nun geöffnet. Der Laden brummt. © Bauerfeld

Eine „Elite-Ausbildung“

Bei Marktkauf scheint es zu funktionieren mit dem Fördern und Fordern. Mit Leonie (19) und Maiko Nüsken (18) haben hier zudem Anfang August 2024 zwei junge Menschen eine ganz besondere Ausbildung begonnen, die es in Deutschland nicht so häufig gibt. Die Geschwister absolvieren eine Art „Elite-Ausbildung“. „Die ist für Leute, die sich in ihrer Schullaufbahn eine besondere Förderung verdient haben“, erklärt Stefan Grubendorfer.

Bei der Edeka-Gruppe, zu der Marktkauf gehört, gebe es ein Ausbildungsmodell, bei dem nicht die normale Berufsschule, sondern die private Fachschule für Lebensmittel in Neuwied besucht werde. Auf dem Programm stehe eine verkürzte Variante der Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann im Einzelhandel, dann eine Substitut-Ausbildung und schließlich der Handelsfachwirt.

Für Leonie und Maiko heißt es jetzt klotzen statt kleckern. Beide haben ihr Abitur in Hamm gemacht und kommen aus einer Kaufmannsfamilie. Beide haben die Ausbildung bei der Edeka-Gruppe einem Studium vorgezogen. Leonie Nüsken hatte an der Uni schon einmal kurz in das Fach Eventmanagement hineingeschnuppert, sich dann aber wie ihr Bruder für die Ausbildung entschieden.

Marktkauf sucht Auszubildende

„Wir kommen ja aus eine Handelsfamilie“, sagt Maiko Nüsken. Er sei wie seine Schwester beruflich „vorbelastet“. Beide hätten von klein auf im Laden ihres Vaters mitgeholfen. Und beide scheuten nicht die Arbeit, die in der Ausbildung auf sie zukomme. Da gehe es morgens auch schon einmal um 3.30 Uhr aus den Federn. „Wenn wir im Backshop eingesetzt sind, dann noch früher. Aber das geht alles, da gewöhnt man sich dran“, sagt Maiko Nüsken.

Jetzt gehe es bald zum ersten Mal zum Blockunterricht nach Neuwied, dann wieder in den Betrieb für die Praxis: im Marktkauf an der Schleefstraße oder auch einmal bei Edeka Grubendorfer in Herdecke. Auszubildende suche die Edeka-Gruppe im Übrigen auch weiterhin. „Wir freuen uns über jede Bewerbung“, sagt Stefan Grubendorfer. Es komme dabei nicht auf den Schulabschluss an, man müsse nur Bereitschaft zeigen. „Wir geben hier keine Schnupperkurse, hier muss man wollen, sich entscheiden.“

Für Leonie und Maiko Nüsken stehen drei Jahre Ausbildung an. Wie heißt es doch so schön? Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Für diese beiden Mitglieder der Generation Z kein Problem: Sie wollen malochen und ihren Weg gehen.