Unglaublich, aber wahr: Die meisten Vogelspinnenarten sind nicht meldepflichtig. © Dieter Menne (Archivbild)
Würgeschlangen & Co
Gefahrentiere: Jeder Dortmunder könnte Krokodile und Löwen im Garten halten
Krokodile im Teich, Vogelspinnen als Spielgefährten oder die Boa Constrictor als Mitbewohner – in Dortmund wohnen allein 841 Würgeschlangen. Und rund 400 andere meldepflichtige Tiere.
Gibt es wirklich einen Löwen oder Tiger in einem Dortmunder Garten? „Erst kürzlich hat sich ein Dortmunder beim Umweltamt erkundigt, welche Auflagen er erfüllen müsse, um ein Krokodil zu halten“, erzählt Stadtsprecher Christian Schön. Bei Krokodilen oder gar Großkatzen seien jedoch zusätzliche Auflagen zu erfüllen. Zudem würden in solchen Fällen auch regelmäßige Kontrollen durchgeführt.
Seit Anfang September eine ausgebüxte Kobra ganz Herne über eine Woche lang in Atem hielt, diskutiert der Düsseldorfer Landtag wieder über ein mögliches Gesetz zur Haltung von sogenannten Gefahrentieren. Denn NRW ist das einzige Bundesland, das keine gesetzliche Regelung oder Meldepflicht hinsichtlich potenziell gefährlicher Tiere in privaten Haushalten besitzt.
Gefahrentiere sind nicht meldepflichtig
In der Theorie bedeutet das, dass eigentlich jeder Dortmunder giftige Schlangen, Löwen, Krokodile, tellergroße Spinnen oder exotische Skorpione halten kann – und dass sie als Gefahrentiere nicht einmal bei der Stadt angemeldet werden müssen. Allenfalls eine artgerechte Haltung muss sichergestellt sein.
Daher gibt es laut Christian Schön keine Zahlen darüber, wie viele der sogenannten „Gefahrentiere“ in Dortmunder Privatwohnungen wirklich leben. „Der Begriff ‚Gefahrentier‘ kann auch nicht näher definiert werden. Ein größerer Hund kann einem Menschen gefährlich werden, eine kleinere Würgeschlange nur einer Maus“, so Schön.
Feldmäuse unterscheiden sich nicht von Moschusochsen
Eine Meldepflicht in Dortmund besteht nur bei Tieren, die laut Bundesartenschutzverordnung den "geschützten", "besonders geschützten" oder "streng geschützten" Arten zugehörig sind.
Pauschal gilt: Alles, was an heimischen Tieren in der freien Wildbahn unterwegs ist und eine handvoll Exoten dürfen in der guten Stube nur mit Genehmigung gehalten werden. Das heißt, Waschbär, Feldmaus und Hummel unterscheiden sich bei der Genehmigungspflichtigkeit nicht von Mantarochen, weißem Hai oder dem Moschusochsen.
141 verschiedene Arten in Dortmund
„Dem Umweltamt der Stadt Dortmund sind augenblicklich 1284 Tiere 141 verschiedener Arten gemeldet", sagt Stadtsprecher Schön. Darunter seien auch 74 Vogelspinnen und 244 Würgeschlangen der Gattung Boa Constrictor sowie 597 Pythons - Giftschlangen aber nicht. In Dortmunder Wohnstuben leben ferner 54 Skorpione und fünf Krustenechsen. Löwen und Tiger gibt es aber nicht.
14 Tage Zeit für die Anmeldung
„Uns ist aktuell nicht bekannt, dass jemand in Dortmund privat Tiger oder Löwen halten würde. Und man kann davon ausgehen, dass das durch Nachbarn der Stadt gemeldet werden würde, wenn's so wäre", erklärt der Stadtsprecher.
Sofern es sich um ein meldepflichtiges Tier handele, habe der Neubesitzer 14 Tage Zeit, es bei der Stadt anzumelden. Kommt der Halter seiner Pflicht nicht nach, kann das ein Ordnungswidrigkeitenverfahren nach sich ziehen.
„Die meisten Fälle werden nach dem Verkauf der Tiere bekannt: Wenn der neue Besitzer mit seiner Anmeldung den Namen des Vorbesitzers angegeben hat und dieser sie vorher weder an- noch abgemeldet hatte". erklärt Stadtsprecher Schön. Zudem fielen ausgebliebene Anmeldungen auf, wenn der Vorbesitzer Tiere abmeldet, die dann nicht wieder angemeldet würden. In 41 Fällen dieser Art habe man in den vergangenen fünf Jahren Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Polizei hat keine Zahlen
Aufmerksamkeit erfahren Tiere, die Menschen gefährlich werden könnten, und ihre Halter zumeist dann, wenn ein Exot ausbüxt. Wie oft das nun in Dortmund in den vergangenen Jahren passiert ist, kann man bei der Pressestelle der Polizei Dortmund nicht genau sagen. Laut Pressesprecherin Nina Kupferschmidt werden solche Einsätze nicht gesondert in der Statistik erfasst. Was bei Einsätzen unter der Rubrik „Tier“ laufe, beinhalte auch „das Pferd auf der Autobahn“ oder „die Entenfamilie in Not“.
Experte aus Bochum zur Unterstützung
An den bisher letzten Einsatz rund um ein mutmaßliches Gefahrentier erinnert sich Andreas Pisarski von der Feuerwehr Dortmund: „Da handelte es sich um den klassischen Fall von der Spinne, die aus dem Bananenkarton flitzt“. Letztlich habe man die Spinne gefunden - es war eine ungefährliche heimische Art.
Wenn es um Einsätze mit Gefahrentieren geht, zieht die Dortmunder Wehr auch externe Spezialisten hinzu. „In einigen Fällen können das dann Mitarbeiter des Dortmunder Zoos sein. Wenn es um giftige Spinnen, Skorpione oder Schlangen geht, dann wird Experte Roland Byner von der Bochumer Wehr konsultiert“, so Andreas Pisarski.
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