Eine Gedenktafel am Gebäude der alten Polizeiwache Hörde erinnert seit den 1980er-Jahren an die Opfer des Nationalsozialismus. Nach dem Auszug der Behörde blieb die Bronzetafel auch unter neuer Nutzung erhalten.
Nun realisiert „Wir aufm Revier“ (WIR) ein Wohnprojekt in der Wache an der Alten Benninghoferstraße. Und plötzlich ist die Tafel verschwunden. Das beunruhigt unter anderem Dmitriy Kostovarov, Vorsitzender des Historischen Vereins Ar.kod.M., der Angehörige bei der Suche nach im Zweiten Weltkrieg Vermissten oder Getöteten unterstützt.
Die Abkürzung steht für „Arnsberger.Kriegsopferndaten.Memorial“. „Unserer Verein hat Schicksale und Ehrung die alle sowjetische Kriegsopfern in Region als Hauptziel“, sagt Dmitriy Kostavarov. „Hörde ist einer von vielen, aber ein besonders grausamer Ort in der Geschichte der Stadt.“

Hölle von Dortmund
In der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung Hörde am Dienstag (8.11.) fragte er nach dem Verbleib der Tafel: „Die Wache war im Nationalsozialismus als Hölle von Dortmund bekannt, daran erinnert die Gedenkplatte. Vor Kurzem ist sie verschwunden. Ist das mit dem Einverständnis der Stadt passiert? Wo ist sie?“
Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock (CDU) gab gleich Entwarnung. „Es gibt den Beschluss, die Gedenktafel zu erhalten.“ Birgit Pohlmann, WIR-Projektleiterin, bestätigt das. „Die Gedenktafel ist natürlich nicht weg, sondern während der Bauarbeiten eingelagert und wird auch wieder angebracht“, teilt sie auf Anfrage mit. Das sei gegenüber der Hörder Politik und den Vereinen kommuniziert worden.
Tafel wurde eingelagert
Zuletzt hatte sich auch Ralf Brinkhoff vom Vorstand des Fördervereins Steinwache - Internationales Romberparkkomitee nach der Gedenktafel erkundigt. Ihm teilte die Nutzergemeinschaft Genaueres mit: „Im Zuge der Sanierungsarbeiten und des Umbaus zum Wohnprojekt wurde die Gedenktafel entfernt und bei unserer Schlosserfirma eingelagert. Nach Fertigstellung der Fassade kommt die Gedenktafel an den ursprünglichen Ort zurück. Wir gehen davon aus, dass die Kranzniederlegung zum Karfreitag 2023 wieder stattfinden kann.“

Nach dem Umzug der Wache 2014 an den Phoenix-See hatten sich verschiedene Seiten für das Bronzeschild eingesetzt, das an die Gräueltaten erinnert, die von dieser Adresse ausgegangen sind. In der Polizeiwache befand sich einst das Hörder Gestapo-Gefängnis, wo Menschen gefoltert und ermordet wurden.
Von dort aus wurden 1945 die Morde im Rombergpark und in der Bittermark organisiert. Jährlich veranstalten Hörderinnen und Hörder an der Tafel eine Gedenkveranstaltung und legen einen Kranz nieder.
Erinnerung soll bleiben
Dieses düstere Kapitel in der Geschichte des Gebäudes wollen auch die Mitglieder des WIR-Projekts nicht leugnen. Sie betonen: „Für uns als zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnprojektes ‚Wir aufm Revier‘ ist es eine selbstverständliche Aufgabe, die Geschichte des Gebäudes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Sie sehen aber auch die Chance, den Schrecken der Vergangenheit nun etwas Positives gegenüberzustellen.
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