Fußballverein in Dortmund trauert um seinen „Pascha“ Ein Denkmal für den „Ausnahme-Betreuer“

Trauer um Dieter Werner Jurkutat: Arminia Marten plant „Pascha-Platz“
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Häufig trauern Vereine um verstorbene Mitglieder und sprechen ihnen posthum öffentlich ihren Dank aus. Für ihr Engagement, für ihre Hilfsbereitschaft, für ihre wichtige Rolle, die sie für den jeweiligen Verein innehatten.

In Dortmund-Marten passiert gerade noch mehr. Hier trauert der Fußball- und Sportverein SV Arminia Marten 08 mit fast 300 aktiven und passiven Mitgliedern um Dieter Werner Jurkutat, den alle nur „Pascha“ nannten. Mit 84 Jahren ist der Dortmunder nach schwerer Krankheit Anfang Juni 2024 gestorben.

Innerhalb des Vereins ist die Wertschätzung für Dieter Werner Jurkutat so groß, dass man es bei einem öffentlichen Dankeschön nicht belassen möchte. Der Verein plant vielmehr, dem Verstorbenen ein Denkmal zu setzen: „Wir werden auf der Sportanlage einen Pascha-Platz einrichten, um die Erinnerung an ihn wachzuhalten“, sagt der Vorsitzende Dr. Manfred Kesper.

Genau dort, wo der Verstorbene bis kurz vor seinem Tod am liebsten saß und sein Bier trank, auf der großen Fläche vor dem Imbiss, soll demnächst ein entsprechendes Straßenschild stehen. „Das hat Pascha verdient, denn der Verein und der Sportplatz waren sein Leben“, sagt Manfred Kesper.

„Gegenteil eines Paschas“

Warum Dieter Werner Jurkutat „Pascha“ genannt wurde, das weiß selbst sein engster Wegbegleiter Dieter Baron, Pächter der ehemaligen Vereinsgaststätte „Haus Leithe“, nicht. Er habe ihn mit 17 Jahren kennengelernt, sagt er. „Da hieß er schon Pascha, von Dieter Werner habe ich erst viel später erfahren.“

Der Spitzname sei irreführend und habe so gar nicht zu Jurkutat gepasst, sagt Manfred Kesper: Denn: „Er war das Gegenteil eines Paschas. Ihm ging es immer nur darum, dass es seinem Umfeld gutgeht.“ Sowohl als Betreuer der Jugendmannschaften als auch als Begleiter der zweiten und dritten Mannschaft: Der Verstorbene sei den Spielern gegenüber extrem fürsorglich gewesen und ihnen sehr empathisch begegnet.

Das Foto zeigt den verstorbenen Dieter Werner Jurkutat (r.) aus Dortmund-Marten mit seinem besten Freund Dieter Baron.
Das Foto zeigt den verstorbenen Dieter Werner Jurkutat (r.) aus Dortmund-Marten mit seinem besten Freund Dieter Baron. © Dieter Baron

„Pascha wusste die Spieler mit seiner Art und seinen lockeren Sprüchen abzuholen, mit seiner Jugendsprache hat er auch die Kinder des Vereins erreicht“, so Kesper. Er sei ein Kumpel, ein Herzensmensch gewesen, verbunden mit dem Fußball und mit einem großen Interesse an den Menschen. „Er war für viele ein Motivator, Freund und Unterstützer, er war ein Allrounder, er war die viel zitierte ,eierlegende Wollmilchsau‘“, sagt Manfred Kesper anerkennend.

Dass nicht nur der Vorsitzende, sondern auch viele Mitglieder so für ihren „Pascha“ empfunden haben, beweist die Tatsache, dass der Verstorbene auch im hohen Alter Mannschaftsfahrten nach Mallorca unbedingt begleiten sollte. „Alle haben sich dann ganz toll um ihn gekümmert und ihn gerne verwöhnt.“ Die Verbundenheit mit dem Ausnahme-Betreuer sei sehr groß gewesen, so Kesper. Als Martener Urgestein sei er zudem bei vielen Menschen im Stadtteil beliebt gewesen und von ihnen geschätzt worden.

„Pascha“ war ein Motivator

„Pascha“ habe einfach alles für seine Mannschaften getan, sagt Dieter Baron. Zunächst beim SV Roland Marten, nach der Fusion dann beim SV Armina Marten 08. „Er hat die Mannschaften zusammengehalten, jedes Training besucht. Vor dem Spiel hat er die Trikots verteilt und Ansprachen gehalten“, erzählt Dieter Baron. Nach einer Niederlage habe er die Spieler aufgebaut, nach einem Sieg mit ihnen gefeiert.

Er sei für seine Mannschaften immer zur Stelle gewesen, auch wenn er als selbstständiger Vertreiber von Automaten für Warm- und Kaltgetränke beruflich sehr viel Stress gehabt habe, so Baron. Auch die Familie habe viel auf ihn verzichten müssen. „Wenn seine Tochter ihn gesucht hat, wusste sie, dass sie ihn auf dem Sportplatz finden würde.“

Dieter Werner Jurkutat (3.v.l.) aus Dortmund-Marten kam ursprünglich aus dem Radsport. Mit Freunden unternahm er wöchentlich lange Radtouren.
Dieter Werner Jurkutat (3.v.l.) aus Dortmund-Marten kam ursprünglich aus dem Radsport. Mit Freunden unternahm er wöchentlich lange Radtouren. © Dieter Baron

Besonders stolz sei „Pascha“ darauf gewesen, dass einer seiner Schützlinge eine große Fußballkarriere hingelegt hat: Thorsten Fink, Jahrgang 1967, wurde Bundesliga-Spieler, 1997 unterschrieb er sogar beim FC Bayern München. Ihre erste gemeinsame „Tat“ sei die Gründung der „Alten Herren“ beim SV Roland Marten gewesen, so Dieter Baron.

Der Verstorbene habe aber nicht nur für den Fußball gebrannt, sondern auch für den Radsport, erzählt sein langjähriger Wegbegleiter. Bis 2020 hätten sie beide gemeinsam mit vier weiteren Freunden aus dem Verein jede Woche eine große Radtour gemacht. „50, 60 Kilometer sind wir gefahren.“ Die schönsten Touren seien die entlang am Kanal bis zum Schiffshebewerk Henrichenburg gewesen.

„Pascha“ war ein Kämpfer

Dieter Werner Jurkutat, sagt sein bester Freund, sei als Kämpfer durchs Leben gegangen, Aufgeben sei für ihn nie eine Option gewesen – auch nicht kurz vor seinem Tod: „Wenige Tage, bevor er gestorben ist, habe ich ihn zu Hause besucht. Dass er sterben könnte, davon war keine Rede, er hat vielmehr in die Zukunft geplant“, erinnert sich Baron.

Auch ihn habe die Nachricht von „Paschas“ Tod am 6. Juni 2024, nur wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag, schwer getroffen, sagt der ehemalige Martener Wirt. Er versuche sich und andere so zu trösten: „Er ist nur vorgegangen, wir alle kommen auch dorthin.“ Mit 80 Jahren, die er mittlerweile sei, habe er ohnehin eine gelassene Einstellung zum Tod.

Die Trauerandacht für Dieter Werner Jurkutat („Pascha“) fand am 5. Juli 2024 in der Immanuel-Kirche in Dortmund-Marten statt. Seine Seebestattung findet zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis statt.