Der Ruf der großen Fußballverbände Fifa und Uefa ist ohnehin nicht der beste. Kritik gibt es auch im Vorfeld der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft EURO2024 in Deutschland. Die Uefa kassiert, die Städte müssen zahlen, lautet der Vorwurf, den das ZDF in einer Dokumentation erhebt, die am 1. Mai zu sehen ist.
Eine Dortmunder Politikerin ist dabei eine Art Kronzeugin: Katrin Lögering, Fraktionssprecherin der Grünen im Rat, moniert in der Doku, dass die Austragungsstädte wie Dortmund viel Geld investieren müssen. Die Uefa streiche den Gewinn ein, und die Städte zahlen die Zeche, kritisiert Katrin Lögering nach Mitteilung des ZDF. Zur Kritik gehören auch die teilweise undurchsichtigen Verträge und Auflagen der UEFA zu Werbeverboten für Nicht-Sponsoren.

Viele Auflagen der Uefa
In der Doku wird auf den Katalog der Uefa mit den sogenannten Turnieranforderungen verwiesen. Das nicht öffentlich zugängliche Dokument mit 223 Seiten liege dem ZDF vor. Neben Kleinigkeiten wie dem Wunsch, dass in jeder Umkleide mindestens zwei Haartrockner hängen müssen, werden darin etwa die zehn deutschen Städte, in denen die EM stattfindet, verpflichtet, Fanfeste auszurichten – und das auf eigene Kosten. Mehr als 200 Millionen Euro werden – nach gemeinsamen Recherchen von ZDF und „Spiegel“ – die Austragungsstädte aufbringen müssen, um die Turnieranforderungen der UEFA zu erfüllen, heißt es in der Ankündigung. Geld, das aus Steuermitteln bezahlt werde.
Tatsächlich wird allein für Dortmund mit Kosten zwischen 24 und 30 Millionen Euro für die EURO24 gerechnet, wie der städtische EURO-Beauftragte Martin Sauer schon im Januar gegenüber unserer Redaktion erklärt hatte. Etwa ein Drittel davon machten Ausgaben für die Sicherheit aus. Darin enthalten sei auch der Mehraufwand an Personal bei Ordnungsamt, Feuerwehr und DSW-Sicherheit.
Einen Teil der Kosten der Euro 2024 trage auch die Uefa. „Ein paar Millionen kommen da auch zusammen, das ist allerdings weniger, als die Stadt Dortmund aufbringt“, sagt Martin Sauer. Der Fußball-Verband zahle zum Beispiel für die Ausstattung der rund 1400 Volunteers und stelle Leinwände fürs Public Viewing.
Fan-Zone in City und Westfalenpark
Die Kosten der Stadt für das geforderte Fanfest mit Public Viewing, das in sogenannten Fan-Zonen auf dem Friedensplatz und im Westfalenpark stattfindet, werden aktuell mit 8,8 Millionen Euro kalkuliert. Neben Kosten für die Sicherheit etwa Sicherheitsdienste, Brandschutz und Sanitätsdienste kommen dabei Ausgaben für Bühnen, für das Rahmenprogramm, also etwa auch für Künstler, erklärte Sauer.

Nur in den Fan-Zonen und einem Sicherheitsbereich rund um das Stadion gilt auch das von der Uefa ausgesprochene Werbeverbot. Das heißt, dass es hier Exklusivrechte für die Uefa-Sponsoren gibt. Aus den Zapfhähnen bei denen Fan-Festen dort und im Stadion fließt so nur Bitburger Bier. Die Brauerei aus der Eifel ist einer der Sponsoren der Uefa. Am Alten Markt und anderswo bleiben aber die Rechte der Wirte und der anderen Brauereien davon unberührt.
Einnahmen für die Wirtschaft
Die Befürworter der EURO24 weisen aber nicht zuletzt darauf hin, dass die Austragungsstädte durchaus auch von dem sportlichen Großereignis profitieren. Den Ausgaben stehen so Einnahmen durch die Besucherinnen und Besucher gegenüber, die in der Stadt Geld ausgeben. Pro Spieltag wird in Dortmund immerhin mit 100.000 Gästen gerechnet. Die Hotels sind über Wochen ausgebucht.
Das Problem ist: Genau beziffern lässt sich dieser positive wirtschaftliche Effekt nicht. Aus Studien zu früheren Turnieren ergeben sich nur grobe Schätzungen, betont Martin Sauer. Zu rechnen sei danach mit mehr als 100 Millionen Euro Mehrumsatz für die Dortmunder Wirtschaft. Über Steuereinnahmen fließt ein Teil davon auch an die Stadt zurück - und könnte am Ende sogar die Ausgaben aufwiegen. Dazu kommt langfristig der erhoffte Image-Effekt für Dortmund als „Fußball-Hauptstadt“.
Diese positiven Seiten des Großereignisses sieht auch Katrin Lögering. Die Grünen- Politikerin kritisiert vor allem „wie die Uefa den großen Rahmen setzt“, erklärte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ansonsten stehen wir Grünen total dahinter, dass die EM in Dortmund stattfindet“, sagt Katrin Lögering. Nicht zuletzt sei dies auch eine Chance für die Stadt, ihre Weltoffenheit zu zeigen.
Zu sehen ist die Doku „Die Spur. UEFA - Fußball. Macht. Geld. Das Geschäft mit der Europameisterschaft“, ein Film von Laren Müller und Thilo Neumann, am Mittwoch (1. Mai 2024) um 22.15 Uhr im ZDF.