
© Stephan Schütze
Für Dortmunder Kirchen gibt es keine Brandschutzvorschriften – trotz vieler Kunstschätze
Notre-Dame
Schweißarbeiten haben wohl den Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame ausgelöst. Auch die Dortmunder City-Kirchen beherbergen Kunstschätze. Aber es gibt einen großen Unterschied.
Der verheerende Brand in Paris, die Flammen, die Notre-Dame zerstörten, sind auch vielen Menschen in Dortmund nahe gegangen. Und so wie Notre-Dame nicht nur eine Kirche, sondern ein Wahrzeichen ist, sind auch die vier historischen Dortmunder Stadtkirchen mehr als nur Gebäude. Hier wacht seit Jahrhunderten Dortmunds Stadtpatron, hier wird Dortmunds Geschichte gehütet. Die Fragen drängen sich auf: Kann sich ein solches Unglück wie in Paris auch in Dortmund ereignen? Wie sieht es mit dem Brandschutz in den evangelischen Kirchen St. Reinoldi, der Petrikirche und der Marienkirche aus, wie in der katholischen Propsteikirche?
Brandschutz in Kirchen nicht gesetzlich geregelt
„Brandschutzvorschriften für Kirchen gibt es nicht“, erklärt Andreas Pisarski, Sprecher der Dortmunder Feuerwehr. „Alle Brandschutzmaßnahmen in den Kirchen finden auf freiwilliger Basis statt“. Rechtliche Vorgaben, wie sie für andere Gebäude existieren, gebe es bei diesen historischen Bauten nicht. Auch groß angelegte Übungen fänden nicht regelmäßig statt. Allerdings gebe es in einer Kirche im Alarmfall wenig Schwierigkeiten, Menschen zu evakuieren – selbst dann nicht, wenn die Kirche voll sein sollte. Pisarski: „Es gibt mehrere Zugänge, keine Treppen“.
Brandwachen bei Schweißarbeiten
Doch was ist mit den Gebäuden, den Kunstschätzen? „Ein Unglück durch Schweißarbeiten, wie es in Notre-Dame mutmaßlich der Fall war, kann sich bei uns so nicht ereignen,“, beruhigt Uwe Bitzel vom evangelischen Kirchenkreis. „Bei Schweißarbeiten gibt es bei uns grundsätzlich eine Brandwache, auch über die Arbeiten hinaus“, so Bitzel.
Die Marienkirche und die Reinoldikirche verfügten über trockene Steigleitungen – eine Art Sprinkleranlage, die von außen durch die Polizei Feuerwehr mit Wasser gespeist werden kann. Feuerlöscher gibt es laut Bitzel überall, der goldene Altar in der Petrikirche ist durch feuerfestes Glas geschützt. „Außerdem führen wir regelmäßig Begehungen durch“, sagt Bitzel.
Leichtsinnige Besucher sind ein Risiko in der Stadtkirche
Brandwachen bei Sanierungsarbeiten setzt auch die katholische Kirche ein, bestätigt Propst Andreas Coersmeier. Doch in seiner Stadtkirche St. Johannes Baptist, der Propsteikirche, gibt es ein anderes Problem: Unvorsichtige, leichtfertige Besucher.
„Wir haben eine offene Kirche und das ist uns auch wichtig“, betont der Propst. Doch manche Menschen gingen leichtfertig mit den Opferkerzen um. „Weihnachten erst hat jemand eine Kerze in die Krippe gestellt“, erzählt der Propst. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Kerze unbeobachtet heruntergebrannt wäre.
Schwelbrand in der Stadtkirche
Vor einigen Jahren gab es bereits einen Schwelbrand in der Stadtkirche, weil jemand gleich 20 Friedhofslichter unter der Mutter Gottes angezündet hatte. „Damals musste die Kirche ein halbes Jahr für Sanierungsarbeiten geschlossen werden“, erinnert sich Coersmeier.
Einen weiteren, sehr dramatischen Kirchenbrand erlebte Dortmund im Jahr 1996. Damals schlug ein Blitz in die evangelische Kirche in Dorstfeld ein. Der Turm stürzte ein, die Feuerwehr kämpfte mit einem ausgedehnten Brand. In einer dramatischen Aktion gelang es damals, die wertvolle Sauerorgel zu retten.
Damit in der Stadtkirche mit Opferlichtern kein Unglück passiert, appelliert der Propst an die Dortmunder. „Alle Besucher der Kirche sollten achtsam sein und bitte Augen und Ohren offen halten“. Denn Wachen oder ehrenamtliche Ordnungskräfte wie in den großen Kathedralen gibt es in Dortmund nicht.
Historische Fotos von der evangelischen Kirche Dorstfeld
Die besondere Geschichte der vier historischen City-Kirchen - letzte Zeugen der mittelalterlichen Stadtgeschichte innerhalb des Wallrings - erklärt Oliver Volmerich in diesem Video:
Die bedeutendsten Kunstschätze der City-Kirchen
- St. Reinoldi: Altaraufsatz, Adlerpult, Reinoldus-Skulptur, Chorgestühl.
- Marienkirche: Berswordt-Altar, Marienaltar, Gotische Sandstein-Madonna, Goldene Mutter Gottes.
- Petrikirche: Spätgotischer Flügelaltar „Das goldene Wunder von Westfalen“.
- Probsteikirche: Spätgotischer Hochaltar von Derick Baegert, Flügel des Rosenaltars, Marienleuchter, Gekrönte Mutter Gottes mit Kind.