Wenn Mario Krüger an die Fußball-Europameisterschaft EM 2024 denkt, wird ihm unbehaglich. Als „Host City“ ist Dortmund vom 14. Juni bis 14. Juli einer von bundesweit zehn Austragungsorten. Während dieser Zeit finden sechs Partien im Signal Iduna Park statt; vier Gruppenspiele sowie ein Achtel- und ein Halbfinale.
Als Veranstaltungsort hat die Stadt Dortmund gegenüber der Uefa bestimmte Anforderungen zu erfüllen – beispielsweise bei Verkehrsleistungen. Krüger, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm, ahnt, was das bedeuten könnte: „Es wird Nachtflüge geben“, schätzt Krüger. Die Zustimmung vonseiten der Stadt dafür sei bereits vor Jahren erfolgt.
Tatsächlich hat der Dortmunder Airport gegenüber der Stadt seine Bereitschaft erklärt, während der EM-Spiele „auch Flüge außerhalb der Betriebszeiten abzufertigen“, wie Guido Miletic, Leiter Marketing & Sales am Airport, auf Anfrage erklärt. Das gelte aber nur für die jeweiligen Mannschaftsflieger, nicht für Fans", sagt Miletic. Dabei betont er ausdrücklich, „dass uns bislang von noch keiner Stelle dafür eine Genehmigung vorliegt“.
Münster wartet erstmal ab
Kann sie auch nicht: „Entsprechende Anträge seitens der Stadt oder der Flughafen Dortmund GmbH liegen bisher nicht vor“, meldet die zuständige Bezirksregierung in Münster. Von daher habe die Landesluftfahrtbehörde nach aktuellem Stand noch keine Genehmigung zur Ausweitung der Betriebszeiten erteilt.
Da es sich bei der EM um eine zeitlich befristete Maßnahme bzw. Veranstaltung handelt, sei in jedem Einzelfall zu prüfen, ob Flüge außerhalb der genehmigten Betriebszeiten am Flughafen Dortmund im Rahmen von Erlaubnissen nach § 25 des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) zulässig seien, heißt es auf Anfrage.
Zudem gebe es auch noch keine Handlungsempfehlung vonseiten des Landes oder des Bundes.

Aktuell dürfen Linienmaschinen am Airport von 6 Uhr morgens bis abends 22 Uhr starten – in Ausnahmen bis 22.30 Uhr. Umgekehrt sind Landungen von 6 Uhr bis 23 Uhr nachts möglich, unter Umständen auch bis 23.30 Uhr. Für die Airport-Gegner liegt der Focus bei der EM eher auf den Abflugzeiten: Sie rechnen (ähnlich wie bei der WM 2006) nach Spielabpfiff vor allem mit Spätstarts, die jenseits der Betriebszeiten liegen.
Abhängig von den Anstoßzeiten im Stadion, kommt Miletic auf „höchstens zwölf Flüge“ innerhalb der Nachtstunden. Und auch das sei lediglich ein „Szenario für den worst case“.
Unklar ist allerdings, ob ein Team, das in einem der anderen Stadien antritt, das SportCentum Kaiserau in Dortmunds Nachbarstadt Kamen als „Basislager“ nimmt: In dem Fall könnten weitere Starts und Landungen ab Dortmund Airport hinzukommen.
Uefa mietet sich am Airport ein
Ohnehin scheint Dortmunds Flughafen im Mobilitätskonzept der Uefa eine wichtige Rolle zu spielen. Nach Angaben von Miletic sind u.a. Flächen für ein „Welcome Desk“ sowie Räumlichkeiten und Parkplätze am Flughafen angemietet worden. Bemerkswert dabei ist eine Rechnung des Flughafens Bremen. Auch Bremen hatte sich 2017 als Austragungsort für die EM 2024 in Stellung gebracht.
In der Bewerbung hatte die Flughafen Bremen GmbH allerdings aufgeführt, dass „durch die Vorgaben bezüglich der zur Verfügung zu stellenden Infrastruktur, aller kostenfreien Leistungen für die Uefa und dem (…) Ressourceneinsatz in der Durchführung des Flug- und Flughafenbetriebes“ Kosten entstünden, die durch Abfertigungsentgelte nicht zu decken seien.
Womit sich ein voraussichtlicher Verlust von bis zu 200.000 Euro ergebe. Dortmunds Airport-Manager Miletic kann das nur schwer nachvollziehen. „Wir schreiben aufgrund der EM keine Verluste, es wird alles bezahlt“, sagt Miletic.
Unabhängig davon lehnt Krüger als Kopf der Schutzgemeinschaft Fluglärm die möglichen Nachtflüge auch während der EM strikt ab. „Ich halte davon gar nichts, mehrere zehntausende Menschen in Brackel, Aplerbeck und Unna-Massen aus dem Schlaf zu reißen“, sagt Krüger.
Ob die Schutzgemeinschaft allerdings auch dagegen juristisch vorgehen werde, lässt er offen. „Wenn, müssten wir wahrscheinlich Einstweilige Verfügungen erwirken“, sagt Krüger. Er sei unsicher, ob sich der Aufwand lohne. „Wir werden das intern zur Diskussion stellen“.
Mehr Klarheit in Sachen Nachtflüge rund um die EM 2024 könnte es Ende Oktober geben: Dann treffen sich Gesandte aus den vier NRW-Gastgeber-Städten Dortmund, Gelsenkrichen, Düsseldorf und Köln mit Vertretern der Landesregierung.
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