Fünf Leuchtturmprojekte, die in Dortmund Wirklichkeit wurden Eine galt als „Schnapsidee“

Nicht alles scheitert – fünf Visionen, die Wirklichkeit wurden
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Auch wenn es nach dem Aus von Smart Rhino, dem geplanten Zukunftsquartier auf dem ehemaligen Gelände von Hoesch Spundwand und Profile (HSP) in der westlichen Innenstadt, so scheint, als bekomme Dortmund gar nichts auf die Reihe, gibt es doch Beispiele, bei denen aus Visionen Wirklichkeit wurde.

„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ – wenn Dortmunds Ex-Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer diesen Spruch vom früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt beherzigt hätte, wäre Dortmund zumindest um zwei Leuchtturmprojekte ärmer.

Der Phoenix-See

Der Phoenix-See in Hörde aus der Vogelperspektive.
Der Phoenix-See in Hörde wurde von nicht wenigen anfangs für eine Schnapsidee gehalten. © Thomas Thiel

Dazu zählt der Phoenix-See, eines der größten Städtebauprojekte Deutschlands. Wie Phönix aus der Asche hat sich Dortmund seine neue erste Adresse gebaut. Wohnen, Arbeiten und Naherholung am Phoenix-See war die Vision der Nachnutzung des Dortmunder Hochofen- und Stahlwerks von Thyssen-Krupp. Das neu entstandene Quartier ist heute ein begehrter Wohnort, eine Freizeit- und Gewerbefläche: Mehr als 2000 Wohnungen sind an den Ufern entstanden, und mehr als 200 Firmen haben sich hier angesiedelt.

Es gab Widerstände aus der Politik und Kritik. Der Plan, einen See mit einem schmucken Wohngebiet zu bauen, kam vielen Skeptikern als Schnapsidee vor. Groß war die Sorge, dass bei den Bauarbeiten giftige Altlasten gefunden werden könnten, die ein gesundes Wohnen unmöglich machen würden. Und dann die Kosten. Sie wurden zunächst mit 186 Millionen Euro veranschlagt und stiegen unter anderem durch Verzögerungen im Bau um 30 Prozent. Ein Teil der Kosten wurde mit dem Verkauf der Grundstücke rund um den See wieder reingeholt.

Der U-Turm.
Um die Sanierung und den Umbau des U-Turm wurde eine emotionale Diskussion geführt. © Björn Althoff

Dortmunder U

Ein weiteres Projekt unter der Ägide Langemeyer ist der U-Turm - eine nicht wegzudenkende Landmarke im Stadtbild mit den fliegenden Bildern von Adolf Winkelmann. Die Sanierung und Umnutzung des Turms in ein Zentrum für Kunst und Kreativität als Leuchtturmprojekt für die Kulturhauptstadt 2010 gilt als eines der wichtigsten Kulturprojekte der letzten Jahre.

Doch seit die Pläne öffentlich wurden, tobte der emotional geführte Streit um die Sanierung eines der traditionsreichsten Gebäude Dortmunds: Ist der Turm ein wichtiges Wahrzeichen Dortmunds oder eher eine Geldvernichtungsmaschine? Der Bund der Steuerzahler sprach von einem „finanziell unberechenbaren Abenteuer für die Steuerzahler“.

52,8 Millionen Euro sollte die vom Land und der EU mit 30 Millionen Euro geförderte Sanierung und der Umbau des U-Turms eigentlich kosten. Dieses Budget hatte der Rat beim Baubeschluss 2008 bewilligt. Rund 100 Millionen Euro wurden es am Ende, weil unplanbare bauliche Probleme zum Tragen kamen und die Politik neue Wünsche draufsattelte.

Kritik gibt es auch noch immer daran, dass zuweilen mehr Servicepersonal den U-Turm bevölkert als Besucher. Doch heute überwiegt die Akzeptanz und Wertschätzung der Menschen die Kritik über mögliche Geldverschwendung. Zudem strahlt der Turm auf das Viertel aus und hat Investitionen wie das neue Berufskolleg und ein Krankenkassengebäude nach sich gezogen.

Stadtkrone Ost

Ein Luftbild von der Stadtkrone Ost
Die Stadtkrone Ost an der B1 ist zu einem Zukunftsstandort geworden. © www.blossey.eu

Die Stadtkrone Ost ist wie der Phoenix-See ein Beispiel für den gelungenen Strukturwandel in Dortmund. Aus einem ehemaligen britischen Kasernenhof wurde – in diesem Fall ohne große Aufgeregtheiten – ein Zukunftsstandort. 26 Jahre nach Start der Planung drehen sich immer noch Baukräne, doch alle Grundstücke auf dem alten Brachgelände zwischen der Dortmunder Gartenstadt und dem Stadtteil Schüren sind seit einem Jahr verkauft.

Unter anderem zieht die Continentale-Versicherungsgruppe hier ihre neue Zentrale hoch, einschließlich eines 16-Stockwerke-Büroturms, und die Dortmunder Software-Schmiede Adesso baut hier ein Gebäude nach dem anderen. Hingucker sind die Bundesbankzentrale und das markante ADAC-Gebäude an der B1.

Rund 160 kleine und große Unternehmen haben sich auf dem 60 Hektar großen Gelände angesiedelt. Bis 2025 sollen hier 6000 Menschen arbeiten. 1300 wohnen in den rund 600 Einfamilienhäusern und Etagenwohnungen. Es gibt ein Hotel, mehrere Restaurants, einen Supermarkt, eine Kita und ein Privatgymnasium.

Thier-Galerie

Die Thier-Galerie am Westenhellweg rot angeleuchtet.
Die Thier-Galerie hat heute mit Leerständen zu kämpfen. © Thier-Galerie

Bei der Planung der im September 2011 eröffneten Thier-Galerie dagegen, gab es im Vorfeld Kritik. Vor allem die Grünen im Dortmunder Rat befürchteten, dass das Einkaufszentrum auf dem Areal der ehemaligen Thier-Brauerei mit seinen rund 33.000 Quadratmetern Verkaufsfläche dem City-Handel schaden könnte. Heute ist es vor allem der Online-Handel, der der gesamten City zusetzt – auch der Thier-Galerie, die mit Leerständen bei ihren rund 160 Shops zu kämpfen hat. Doch vor allem für junge Leute ist das Einkaufszentrum noch immer ein Magnet.

Fußballmuseum

Das Fußballmuseum am Königswall.
Das Deutsche Fußballmuseum Dortmund wurde 2015 eröffnet und jüngst von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Begleitung von 150 Diplomaten besucht. © www.blossey.eu

Viel Streit gab es um das 2015 eröffnete Deutsche Fußballmuseum am Königswall gegenüber dem Hauptbahnhof. Es sollte – wie das Konzerthaus in der Brückstraße – das Viertel städtebaulich aufwerten und der Stadt neuen Glanz verleihen. Auch deshalb waren die politischen Akteure damals bereit, in der gemeinsamen Trägergesellschaft mit der DFB-Stiftung das finanzielle Hauptrisiko zu tragen, zumal der DFB beim Bau mehr Geld eingebracht hatte.

Der Bund der Steuerzahler warnte 2012, dass sich die Stadt das Projekt gar nicht leisten könne. Tatsächlich musste die Stadt Jahr für Jahr mehrere Hunderttausend Euro an Betriebskosten zuschießen. Die Museumsmacher vom DFB und die Stadt argumentierten mit dem Standortfaktor und der wirtschaftlichen Zugkraft, die das Museum für die Region entwickle.

In jüngster Zeit war wenig Kritik zu vernehmen. Die Verantwortlichen bemühen sich, mit immer neuen Angeboten und Attraktionen Einnahmen zu generieren. Das Fußballmuseum gilt als eines der Aushängeschilder der Stadt. Zuletzt kam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit 150 Diplomaten im Schlepptau zu Besuch.

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