Fünf Jahre nach der Tat gibt es neue Entwicklungen im aufsehenerregenden Fall des Säureangriffs auf den früheren RWE-Innogy-Manager Bernhard Günther. Neue Beweise führten die Kriminalbeamten auf die Spur eines 36-Jährigen, der sich in Dortmund aufhielt.
Am Dienstagabend (27.6.) ließ sich der Mann widerstandslos festnehmen, wie die Staatsanwaltschaft Wuppertal und die Polizei Düsseldorf am Mittwoch (28.6.) in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Der Mann wird verdächtig, an dem Säureangriff auf Günther beteiligt gewesen zu sein. Demnach wird ihm schwere Körperverletzung vorgeworfen.
Zum Hintergrund: Die Attacke auf Günther hatte sich am 4. März 2018 in dessen Heimatstadt Haan zwischen Wuppertal und Düsseldorf ereignet. Günther war damals Finanzvorstand der RWE-Tochter Innogy. Er wurde in einer Grünanlage abgepasst und von hinten angegriffen, 200 Meter von seiner Haustür entfernt. Die Täter verwendeten konzentrierte Schwefelsäure. Günther wurde mit schweren Verätzungen in eine Spezialklinik gebracht, er schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
Im vergangenen Jahr war ein angeklagter Belgier zu zwölf Jahren Haft wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden.
Der jetzt in Dortmund festgenommene 36-Jährige ist wegen des Attentats seit Langem im Visier der Ermittler. Er war 2019 in Köln schon einmal festgenommen worden. Allerdings konnte der dringende Tatverdacht nach Angaben der Behörden damals nicht erhärtet werden.
Umfangreiche Ermittlungen im Nachgang des Prozesses gegen den verurteilten Täter hätten zu einem dringenden Tatverdacht geführt, heißt es nun. Die Auswertung sichergestellter Beweismittel dauert laut Staatsanwaltschaft an. Nähere Angaben zu den Umständen und dem genauen Ort der Festnahme machte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht.
Erste Reaktion des Opfers
Günther und sein Anwalt äußerten am Mittwoch in einer Reaktion die Hoffnung, dass nun auch der Auftraggeber ermittelt werden kann. „Die Mittelsmänner und der Auftraggeber laufen noch frei herum. Mit der Festnahme des mutmaßlichen zweiten Täters kommen wir ihnen einen entscheidenden Schritt näher“, erklärte Günther über seinen Sprecher.
Günthers Rechtsanwalt Martin Meinberg bewertete die Festnahme des mutmaßlichen zweiten Täters als einen „entscheidenden Erfolg der Ermittlungsbehörden“, an dem man von Anfang an mitgewirkt habe. Er hoffe, dass das den Weg zu den Mittelsmännern und letztlich dem Auftraggeber ebne. „Aus unserer Sicht waren die beiden Täter nicht die Initiatoren des Attentats“, bekräftigte der Anwalt des Opfers.
Den Auftraggeber des Anschlags vermutete Günther laut früheren Äußerungen in seinem damaligen beruflichen Umfeld. Wenige Tage nach dem Überfall war bekannt geworden, dass Innogy zerschlagen und Teile vom Konkurrenten Eon übernommen werden sollte. Günther - von dem Attentat lebenslang gezeichnet - ist seit Februar 2021 Finanzvorstand des finnischen Versorgers Fortum.
Mit Material von dpa
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