Frust und Stress durch Online-Dating Paartherapeutin Birthe Kottmann erklärt, was dagegen hilft

Frust und Stress durch Online-Dating: Paartherapeutin Birthe Kottmann erklärt, was dagegen hilft
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In unserer Medien-fokussierten Welt begeben sich viele Menschen, die sich eine neue Beziehung wünschen oder auf der Suche nach neuen Kontakten sind, früher oder später ins Internet: auf diverse Plattformen oder Apps erkunden sie das Online-Dating.

Und so viele Vorteile die virtuelle Welt birgt, genau so viele Nachteile gibt es auch: Was am Anfang im bestem Fall spannend, unterhaltsam und aufregend scheint, schlägt leider oft nach einigen Wochen in Frustration, Unverständnis, Ärger und Rückzug um.

Frustriert und resigniert

Ich kenne zwar viele Menschen, bei denen das Online-Dating positiv verlaufen ist und die darüber einen neuen Beziehungsmenschen, Sexualpartner oder andere Kontakte gefunden haben.

Ich habe aber auch immer wieder Menschen in meiner Praxis auf der Suche nach einer festen Beziehung, die, teilweise nach vielen Jahren, total frustriert und resigniert vom Online-Dating sind.

Ein Grund dafür scheint zu sein, dass leider viele Menschen in ihren Profilen Falsches über sich behaupten. Dieses Phänomen reicht vom falschem Alter über falsche Fotos bis hin zu Vorlieben und Hobbys, die es so gar nicht gibt. Auch Berufs- und Freizeitangaben sind häufig falsch, genauso wie natürlich Infos über den Beziehungsstatus.

Da ist Michael dann, trotz seiner Single-Angabe in der Dating-App, verheiratet, und Beate will doch keine feste Beziehung, sondern nur Sex, obwohl sie es anders angegeben hat. Verständlicherweise ärgerlich sowas.

Wenn Menschen wirklich daran interessiert sind, einen möglichen Beziehungsmenschen zu finden und ihre Angaben wahrheitsgemäß machen, und dann in den realen Treffen auf einmal überrascht sind, wer da vor ihnen sitzt, kann das wirklich frustrierend sein.

Ich empfehle daher auf jeden Fall im Vorfeld schon einmal das persönliche Gespräch zu suchen oder ein intensiveres Schreiben mit Austausch von weiteren Informationen oder auch Bildern. So bekommt man schon ein viel aussagekräftigeres Bild und mehr Gefühl für das Gegenüber als nur über das Online-Profil.

Es ist ganz natürlich und auch vollkommen in Ordnung, dass man den Wunsch hat, sich gut zu präsentieren und darzustellen, jedoch sollte es bei den Fakten und aktuellen Bildern bleiben, sodass ein gutes gegenseitiges Einschätzen über den Bildschirm zu Beginn möglich ist.

Alles andere ist einfach unfair und auch (Lebens-) Zeitverschwendung für Jeden und Jede.

Was Andrea geholfen hat

Eine Klientin von mir, Andrea (Name geändert), 37 Jahre alt, hatte vor einigen Monaten dem Online-Dating den Rücken gekehrt, da sie seit zwei Jahren dort keinen Erfolg hatte. Immer wieder hat sie sich mit Menschen getroffen, war bei einem vermeintlichen „Match“ positiv aufgeregt und am Ende wieder enttäuscht, und das hat sie beim Online-Dating resignieren lassen.

Ich hatte den Tipp aus meinem privaten Umfeld für eine Plattform für gemeinsame Freizeitaktivitäten bekommen, nachdem ein Freund von Bayern nach Köln gezogen war und dort ohne Kontakte war. Die nennt sich „Gemeinsam Erleben“ und ist wirklich dazu da, sich zu Aktivitäten zu treffen. In der Gruppe oder zu zweit wandern, schwimmen, ins Kino gehen, essen gehen, tanzen, Karten spielen und so weiter.

Weg von der Beziehungssuche

Da der Fokus dort erstmal weg von der Beziehungssuche (wobei die ja nicht ausgeschlossen ist) hin zu Gemeinsamkeiten liegt, ergab sich im Falle meines Freundes dort zum einen ein neuer Bekanntenkreis mit ähnlichen Interessen, und zum anderen war dort auch eine nette Frau dabei, woraus sich eine Beziehung ergab.

Das probiert meine Klientin gerade auch aus, sie hat bisher viele nette Nachmittage und Sonntage auf diesem Weg erlebt.

Mein Fazit: Machen Sie, was Ihnen guttut und achten dabei gut auf Ihre eigenen Energie-Ressourcen. Legen Sie zwischendurch lieber immer wieder Pausen beim Online-Dating ein, sodass der Frust nicht zu groß wird.

Oder versuchen Sie auch einmal den Weg über Gemeinsamkeiten, da ist die Chance höher, für eine Dopamin-Ausschüttung. Das macht glücklich!

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