Yvonne und Oliver Moranz betreiben seit 16 Jahren einen Friseursalon an der Meylantstraße in Dortmund-Wickede. Seit einigen Jahren geht es den beiden an die finanzielle Substanz. Erst kam die Corona-Krise, jetzt folgt die Energiekrise auf dem Fuß. Doch was Oliver Moranz (55) besonders ärgert, ist, dass er nun 7.000 Euro der Corona-Hilfen, die er von der Regierung erhalten hat, zurückzahlen soll.
Er war, wie viele andere Betriebe, davon ausgegangen, dass diese Hilfen nicht zurückgezahlt werden müssen und kann sogar ein entsprechendes Regierungs-Schreiben vorlegen, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Worten zitiert wird: „Ganz wichtig ist mir: Wir geben einen Zuschuss. Es geht nicht um einen Kredit. Es muss also nichts zurückgezahlt werden.“
Dass es nun anders gekommen ist, ärgert Oliver Moranz, der derzeit nicht gut auf die Bundesregierung zu sprechen ist – zumal er auch noch eine Gewerbesteuer-Nachzahlungsaufforderung über 9.000 Euro erhalten hat.
Termine auf andere Tage legen
Das Friseur-Ehepaar muss nun überlegen, wie es sparen kann und ist schweren Herzens zu dem Entschluss gekommen, den Betrieb an einem zusätzlichen Tag in der Woche zu schließen. Das spare Heiz- und Stromkosten. Das Gehalt für die einzige Aushilfskraft, die das Paar beschäftigt, werde davon nicht tangiert.
Es soll nun versucht werden, die Donnerstags-Termine auf andere Tage zu legen. Oliver Moranz hofft, dass die Kunden - viele von ihnen sind langjährige Stammkunden - das mitmachen.
Ohnehin muss der Friseursalon an der Meylantstraße 91a in den vergangenen Jahren einen Kundenrückgang verzeichnen. Moranz schiebt das auf die Schließung der Sparkassen-Filiale und den Umzug des Netto-Marktes. Das habe zur Folge, dass es in diesem Teil des Meylantviertels viel weniger Laufkundschaft gebe als früher. Um den Salon herum befinden sich nur Büros oder eine Tagespflegeeinrichtung.

Und natürlich merke man auch bei den Kunden selbst, dass ihnen das Portemonnaie nicht mehr so locker sitze wie früher. Dass zum Beispiel Damen jede Woche vorbeischauen, um sich sich die Haare machen zu lassen, komme so gut wie nicht mehr vor. Und viele Männer haben sich in der Corona-Zeit einfach die Haare von ihren Frauen schneiden lassen und sind später dabei geblieben.
Natürlich haben die Moranz‘ bereits mehrfach überlegt, ob sich der Weiterbetrieb überhaupt noch lohnt. „Aber besonders meine Frau hängt sehr daran“, sagt Oliver Moranz, „deswegen sind solche Pläne momentan nicht konkret.“ Dabei hilft auch Geld, das das Paar aus dem Familienkreis erhalten hat.
Es gibt übrigens eine Vereinigung, die sich gegen die Rückzahlungs-Forderungen der Soforthilfe wehrt. Sie ist hier zu erreichen: www.ig-nrw-soforthilfe.de
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