Das Wichtigste in Kürze:
- Im Klinikviertel gibt es Probleme mit Obdachlosen, Drogenabhängigen und auch Einbrechern.
- Ein Dortmunder Paar hat innerhalb eines halben Jahres mehrere unangenehme Vorfälle erlebt, darunter einen, bei dem sich ein fremder Mann in dessen Bad einschloss.
- Das Paar berichtet auch von häufigen Einbruchspuren und einer Crackpfeife auf der Kellertreppe.
- Auch eine langjährige Nachbarin beklagt die Verschlechterung des Viertels, und kritisiert den Leerstand von Gebäuden des Klinikums.
Eine Crackpfeife auf der Kellertreppe, ein aufgebrochenes Auto, Einbruchspuren an der Haustür und jetzt sogar ein fremder Mann, der einfach in die Wohnung läuft und sich im Bad einschließt. Was nach einer Sammlung an unschönen Erfahrungen der halben Innenstadt klingt, hat ein Dortmunder Paar allein in einem halben Jahr erlebt.
Das krasseste Erlebnis spielte sich am Dienstag nach Pfingsten ab (21.5.). Der Bewohner, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, stand auf seiner Terrasse an der Alexanderstraße im Klinikviertel, als plötzlich ein fremder Mann über eine Mauer auf sein Grundstück kletterte.
„Das war keine schmale Person“
„Ich hab ihn direkt angesprochen, was das soll“, beschreibt der 45-Jährige: „Auch laut und energisch.“ Doch der Fremde habe ihn einfach ignoriert und sei an ihm vorbei ins Haus gelaufen. „Das war keine schmale Person. 2 Meter groß und 120 Kilo schwer“, schätzt der Bewohner. Der Fremde ging in die Küche, trank Wasser, habe geblutet und gezittert.
„Wir hatten wirklich Panik“, sagen der überrumpelte Bewohner und seine Frau unisono. Auch der Eindringling habe verängstigt gewirkt: Er lief ins Badezimmer und schloss sich dort ein. Als die Polizei mit fünf Einsatzwagen kam, reagierte er nicht. Die Tür wurde aufgebrochen, der Mann gefesselt.

„Ein medizinischer Notfall wurde festgestellt“, liest Polizeisprecherin Diana Krömer aus dem Einsatzprotokoll. Sogar Lebensgefahr habe man nicht ausschließen können. Die betroffenen Wohnungsbewohner beschreiben, dass der Fremde bei der Festnahme nicht auf seinen Beinen stehen konnte. Der 51-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht. Er habe geäußert, verfolgt zu werden. Jemand wolle ihn umbringen. Deshalb sei er in die Wohnung gelaufen.
Bettler, Wohnungslose, Drogenabhängige, Kriminelle, psychisch Kranke. Ganz verschiedene Menschen sind es, die in der Dortmunder Innenstadt auffallen, weil sie anders sind als die große Masse. Weil sie weniger gepflegt wirken, weil sie auf der Straße laut sind oder weil sie andere Menschen verunsichern. Manchen passen mehrere der Bezeichnungen, manchen auch gar keine.
Drogen, Kriminalität, Unrat
Das Paar, in dessen Wohnung der Fremde plötzlich war und dessen Badezimmer-Schloss jetzt vom Rest der Tür abgebrochen ist, hat aber mehr als diese eine negative Erfahrung im Dortmunder Klinikviertel gemacht. Dabei wohnt es erst seit November dort.
Ständig bemerke man Einbruchspuren an der Alexanderstraße, das eigene Auto sei auch schon aufgebrochen worden. Ein großes Elektronikteil der Mittelkonsole wurde geklaut. Direkt vor der Haustür wollte jemand offensichtlich Crack rauchen, dort wurden auch menschliche Fäkalien gefunden.

Ein großes Ärgernis ist für die Anlieger der leerstehende Gebäudekomplex des Klinikums an der Alexanderstraße. Seit Monaten gehen dort Menschen ein und aus, die dort nicht hingehören. Das haben Nachbarn auch schon fotografiert. „Keiner scheint sich darum zu kümmern“, sagt die junge Frau zur Lage in ihrem neuen Viertel.
Schon seit etwa 25 Jahren wohnt eine Nachbarin aus demselben Haus an der Alexanderstraße. „Wie schade ist das?“, fragt sie: „Dieses schöne Viertel!“ Bis zur Corona-Pandemie sei es hier ganz ruhig und beschaulich gewesen. Jetzt sei unter anderem die Drogenproblematik „brachial“ wahrzunehmen.
„So kann man doch nicht als Gesellschaft miteinander leben“, findet die Frau. Sie ärgert sich auch übers Klinikum-Team wegen des jahrelangen Leerstands, der sich inzwischen offenbar unter Obdachlosen herumsprach: „Die lassen das verfallen.“
„Melange“ aus Problemen
Auch sie betont: „Unterschiedliche Dinge erzeugen hier eine Melange.“ Zu den dubiosen Menschen auf der Straße kommt für sie Ärger über vermehrten Straßenverkehr des Klinikums. Eine außergewöhnliche Gewalttat gab es außerdem Anfang März, als eine Krankenhaus-Mitarbeiterin von einem Einbrecher bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt wurde.
Die Frau, die jetzt den fremden Hühnen in der Wohnung stehen hatte, ist bemüht, niemanden über einen Kamm zu scheren: „Ich glaube nicht, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Verwirrten und denen, die mir hier sonst Angst machen.“ Werbung für die neue Nachbarschaft stellte der Vorfall aber auch nicht gerade dar.