Meine Freiheit als Single hat auch Schattenseiten Daniel Immel (26) über Nähe und Unabhängigkeit

Meine Freiheit als Single hat auch Schattenseiten:
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Um mich herum ist alles dunkel. Ich sehe ganz viele schwarze, sich bewegende Umrisse. Denn ich stehe mittendrin in der Menschenmenge auf einer Tanzfläche eines Clubs in Dortmund. Es läuft Techno. Alles ist auf die Musik ausgerichtet, das Licht entsprechend minimalistisch. Der Raum ist bis auf den letzten Quadratmeter gefüllt. Ich genieße die Musik und die Situation - fast.

Der Drang nach Freiheit hat auch schattige Momente

Während ich ausgelassen tanze, beobachte ich meine Mitmenschen. Im Gegensatz zu Partys mit Mainstream-Musik fällt mir ich ein ausgeglichener Mix an Männern und Frauen auf. Darunter sind vor allem erstaunlich viele Paare. Innig tanzen die Verliebten miteinander. Sie genießen die Stimmung auf der Tanzfläche und teilen die Momente miteinander, die einem so viel geben können. Und genau bei dieser Beobachtung merke ich, dass mir doch etwas in meinem Single-Leben fehlt.

Besondere Augenblicke möchte ich teilen

Einerseits sehne ich mich nach Freiheit und Unabhängigkeit. Genau das bietet das Solo-Dasein. Andererseits hätte ich gerne eine Konstante in meinem Leben, mit der ich Augenblicke wie diese teilen könnte.

Mit der ich meine Liebe zur Musik zelebrieren und über Techno und über alles, was dazu gehört, fachsimpeln kann. Einfach eine Frau, die die gleiche Leidenschaft für etwas verspürt wie ich.

Disco als Sinnbild eines Gefühls

Diesen Mikrokosmos Tanzfläche kann man natürlich auch auf weitere Teile des alltäglichen Lebens projizieren. Gemeinsame Ausflüge, Restaurantbesuche, einzigartige Momente, Kuriositäten, Urlaube, Hobbys. Die Liste würde sich vermutlich bis in die Unendlichkeit ergänzen lassen.

Der Punkt ist, dass ich gewisse Momente einfach gerne teilen würde. Natürlich kann ich diese Augenblicke auch mit Freunden erleben, was ich auch tue.

Aber es ist einfach nochmal etwas ganz anderes, wenn ich die Freude einer Situation mit der wohl wichtigsten Person eines Lebensabschnitts verbringen kann. Vielleicht romantisiere ich das aber auch.

Ich möchte keinen Spagat machen

Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass ein Spagat zwischen den Bedürfnissen Unabhängigkeit und Nähe heutzutage bestimmt machbar wäre. Schließlich hat unsere Generation gelernt, wie wichtig die Kommunikation der Emotionen ist. Ebenso wissen wir alle, wie alternativlos Ehrlichkeit ist. Hinzu kommt, dass es die vielseitigsten Formen von Beziehungen gibt.

Derzeit gelingt mir dieser Spagat nicht. Oder vielmehr möchte ihn gar nicht haben. Mein Bedürfnis nach Nähe und Unabhängigkeit treten nie zeitgleich auf. Mal ist mir danach, jemanden ganz nah bei mir zu haben, schöne Augenblicke zu teilen. Mal bevorzuge ich es wiederum, für mich zu sein. Eben mal hier zu sein, mal dort zu leben. Mit unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben. Das Single-Dasein eben. Und beides mit der richtigen Person unter einen Hut zu bekommen, fällt mir bislang einfach sehr schwer.

Es gibt immer zwei Seiten

Bevor ich zu negativ wirke, möchte ich eines noch erwähnen: Ich bin glücklich aktuell. Ich habe viele nette Menschen um mich herum, mit denen ich Augenblicke genießen kann. Mir geht es bestens und ich bin mit meinem Leben zufrieden.

Eigentlich kann und möchte ich mich nicht beschweren.

Vielmehr möchte ich einfach darauf aufmerksam machen, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Und mit meiner gewählten unabhängigen Medaille geht es halt eben einher, dass ich auch Momente habe, in denen ich mir eine Partnerin wünsche. Zum Beispiel beim Raven.

In unserer Kolumne schreiben die Autoren des „Leben und Lieben“-Teams jede Woche über ein Thema rund um Liebe, Beziehungen und Partnerschaft, das sie bewegt. Mehr über die Autoren lesen Sie hier. Mehr Geschichten und Tipps zum Thema finden Sie unter rn.de/leben-und-lieben.

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