Dirk Hamelmann vor der Becken im Wellinghofer Freibad. Eigentlich würde der Stammgast jetzt seine Bahnen ziehen. Geht aber nicht: Die Wassertemperatur ist viel zu niedrig.

© Jörg Bauerfeld

Wassertemperatur im Freibad misst nur 14 Grad – bleiben jetzt die Gäste aus?

rnEinsparungen

Das Freibad Wellinghofen ist als erstes in Dortmund in die Schwimmsaison gestartet – allerdings ohne angenehme Wassertemperatur. Die Stadt Dortmund hat beschlossen, nicht zu heizen.

Wellinghofen

, 02.05.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aus Solidarität mit der Ukraine soll das Wasser im Freibad Wellinghofen kalt bleiben. Das haben zumindest die Mitglieder des Beirates der Sportwelt Dortmund so empfohlen. Und anders, als in den Nachbarstädten wird es in Dortmund auch so gehandhabt.

Eine Tatsache, die nicht nur der Geschäftsführer der Sportwelt Dortmund, Jörg Husemann, nicht als optimal betrachtet. Auch die zahlreichen Stammgäste, die sich auf eine beginnende Schwimmsaison unter freiem Himmel gefreut haben, sind alles andere als begeistert.

Für Sportschwimmer ein Ding der Unmöglichkeit

Dirk Hamelmann beispielsweise schwimmt bereits seit 20 Jahren seine Bahnen in Wellinghofen. Fast täglich, wenn es die Zeit erlaubt. Jetzt sitzt der Dortmunder auf einer Bank am Becken und ist ziemlich angefressen. Im Wasser war er noch nicht: zu kalt.

„Da kann man nicht hineingehen“, erklärt Dirk Hamelmann. „Ich bin Sportschwimmer, ich schwimme drei Kilometer, das geht nicht. Nicht einmal im Anzug. Da erleidet man ja Erfrierungen.“ Nur mit Taucheranzug könnte es klappen, so der Schwimmer. „Aber das ist ja ein Schwimmbecken.“

Im Wellinghofer Freibad ist alles für die Besucher vorbereitet.

Im Wellinghofer Freibad ist alles für die Besucher vorbereitet. © Jörg Bauerfeld

Circa 14 Grad Celsius beträgt die Wassertemperatur am 2. Mai. Und die niedrigen Wassertemperaturen werden auch noch eine Weile so bleiben. „Das Wasser kann sich doch im Moment gar nicht richtig aufheizen. Vielleicht im Juli“, sagt Dirk Hamelmann. Vor allem könne er nicht verstehen, dass in anderen Städten anders mit der Situation umgegangen wird.

Auch da gebe es Solidarität und auch da würde an Gas gespart. „Da wird aber zumindest ein Bad geöffnet, die Temperatur auf ein gesundes Maß hinuntergefahren, aber da kann dann geschwommen werden“, sagt der Dortmunder.

In der Nachbarstadt Witten wird das Wasser geheizt

In Witten beispielsweise wird Mitte Mai die Freibadsaison eröffnet. Aufgrund von Sparmaßnahmen wird die Temperatur im Schwimmerbecken auf 24°C und im Nichtschwimmerbecken auf 21°C gesenkt.

„Wir sind als private GmbH vertraglich verpflichtet, die Freibäder zu öffnen, weil wir von der Stadt bezuschusst werden“, sagt indes Jörg Husemann, Geschäftsführer der Sportwelt Dortmund. Man habe in Wellinghofen alles vorbereitet, um am 1. Mai öffnen zu können.

Da bekommt man schon beim Lesen eine Gänsepelle. Die tägliche Wassertemperatur wird im Schaukasten am Eingang ausgehängt.

Da bekommt man schon beim Lesen eine Gänsepelle. Die tägliche Wassertemperatur wird im Schaukasten am Eingang ausgehängt. © Jörg Bauerfeld

Aufgrund gestiegener Gaspreise und aus Solidarität mit der Ukraine habe dann der Beirat der Sportwelt Dortmund empfohlen, die Heizung auszulassen. Für die Sportwelt ein echter Hammer. Denn alle anderen Kosten, wie Personal, Strom (die Pumpen müssen weiterlaufen) und die Pflege des Bades bleiben. Nach den beiden Pandemie-Jahren nun auch noch das. Denn Badegäste werden bei der Wassertemperatur kaum welche kommen.

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„Es wäre schlauer, die Bäder zuzulassen. Es macht so keinen Sinn“, sagt Jörg Husemann. „Politisch ist gewünscht, dass wir Gas sparen, dann müsste man auch sagen, ok, wir schränken das Freizeitvergnügen ein.“ Aber eine Schließung kommt eben auch nicht infrage. „Dann werde ich vertragsbrüchig, weil gegenüber der Stadt Dortmund die Verpflichtung besteht, die Bäder geöffnet zu lassen“, erklärt Jörg Husemann.

Kaltes Wasser kann auch gefährlich sein: Auskühlen droht

„Wir können bei unseren Gästen nur auf Verständnis hoffen. Ein Knopfdruck, dann wäre die Heizung an. Aber ist das wirklich gewollt?“, fragt sich Jörg Husemann. Dirk Hamelmann muss also noch warten auf seinen ersten Schwimmtag. Genau wie alle anderen Badegäste, die sich auf den Start der Schwimmsaison gefreut haben.

Denn ein Sprung ins kühle Nass bei diesen Wassertemperaturen ist nicht ungefährlich. Als Faustregel (ohne Neoprenanzug gilt): 14 Grad Wassertemperatur entsprechen 14 Minuten Schwimmen ohne Neopren. Danach fängt der Körper an, auszukühlen.