Am zweiten Juni-Wochenende war es zum ersten Mal in diesem Jahr richtig warm. So heiß, dass viele in Dortmund in die Freibäder strömten – zum Beispiel in das Freibad Hardenberg. Damit kochte ein Problem hoch, das seit Jahren schwelt und das die Anwohner in Deusen nur zu gut kennen: Es kam zum Verkehrschaos, vor allem bei der Abreise.
Noch war die Polizei nicht im Einsatz, wie sie auf Anfrage am Dienstag (13.6.) sagte. Die Wahrscheinlichkeit, dass das so bleiben wird, ist aber gering – wenn man sich anschaut, wie es in den Jahren zuvor gelaufen ist.
Um zu verstehen, warum es immer wieder zu Tumulten rund um das Bad kommt, veröffentlichen wir noch mal einen Text, der so schon im März dieses Jahres gelaufen ist:
Man muss kein Prophet sein, um ziemlich sicher vorhersagen zu können: Wenn es im kommenden Sommer so richtig heiß wird, über 30 Grad, wenn dann noch Ferien sind und Wochenende dazu, wird es wohl wieder passieren: Es werden so viele Besucher ins Freibad Hardenberg in Deusen strömen, dass Chaos ausbrechen wird, weil die umliegende kleine Siedlung nicht auf solche Menschenmassen ausgelegt ist.
Die Konsequenz, die im letzten und auch in den Vor-Corona-Jahren – vor allem 2019 – zu beobachten war: Die kleinen Straßen rund um das Freibad werden zugeparkt, Einfahrten versperrt, Halteverbote missachtet. Anwohner kommen nicht aus ihren Garagen heraus, Rettungsfahrzeuge nicht durch. Und zu Noteinsätzen kommt es immer wieder mal: Im Abreiseverkehr entsteht schnell eine hitzige Stimmung. Im Juli 2022 gab es zuletzt eine Prügelei mit einer Eisenstange.
Unter dem Eindruck haben die Lokalpolitiker in Huckarde sofort gehandelt: Noch Ende Juli hat es ein Krisengespräch gegeben, in der Bezirksvertretung (BV) im September schließlich wurde ein Sechs-Punkte-Plan vorgestellt, bestehend aus sechs verschiedenen Anti-Chaos-Anträgen, die die Fraktionen mehrheitlich beschlossen haben.
Kern des Maßnahmenpakets war ein Besucherlimit. 3000 Menschen sollten maximal ins Schwimmbad dürfen, forderte der Antrag. Für Claudia Brückel, Fraktionsvorsitzende der CDU, war das die Bedingung, auf der der Rest des Plans aufbaut. „Kommt das nicht, haben alle anderen Schritte gar keinen Sinn“, sagte sie in der September-Sitzung. Weitere Forderungen waren unter anderem vorübergehende Einbahnstraßenregelungen rund ums Freibad, der Ausbau eines Feldwegs oder der Bau eines neuen Parkplatzes.

In den folgenden Versammlungen zeigte sich schon, dass es schwierig werden könnte mit der Kernforderung, dem Besucherlimit. So führte die Sportwelt Dortmund, Betreiber des Freibads, in einer Mitteilung an die BV bereits Ende November verschiedene Gründe an, warum sie eine Besucherbeschränkung „als sehr problematisch“ ansehe. Einer davon: die „erheblichen“ Einnahmeverluste.
In der BV vom 8.3., in der sich Oberbürgermeister Thomas Westphal mit der Verwaltungsspitze den Fragen der Bezirksvertreter stellte, wurde dem Vorhaben dann endgültig eine Absage erteilt: Das Freibad Hardenberg ist für etwa 8000 Besucher ausgelegt. Bei nur 3000 Besuchern wäre es weniger als 50 Prozent ausgelastet, heißt es in einer Stellungnahme.
„Eine solche Minderauslastung wäre jedoch nicht durch etwaige bauliche oder sicherheitstechnische Bedingungen innerhalb des Bades begründet.“ Zudem müssten die Einnahmen, die der Sportwelt verloren gingen, von der Stadt aufgefangen werden. Das sei im Haushalt nicht vorgesehen. Kurzum: Ein Besucherlimit wird es — Stand jetzt – nicht geben können.

Kein neuer Parkplatz
Auch einige andere Forderungen wurden abgelehnt: ein Ticketing-System gekoppelt mit Anzeigentafeln als Parkleithilfe. Das Grundproblem, dass zu wenige Parkplätze rund ums Bad vorhanden sind, lasse sich dadurch nicht lösen, sagte Stadtrat Arnulf Rybicki. Zudem könne kein Badbetreiber verpflichtet werden, „ausschließlich ein digitales Einlasssystem anzubieten“, heißt es von der Stadt.
Weiterreichende Infrastrukturmaßnahmen hätten ebenfalls keine Chance: so zum Beispiel die Idee, dass die Besucher den jetzigen Parkplatz über einen noch auszubauenden Feldweg zur Deusener Straße verlassen. Die Untere Naturschutzbehörde lehnt dies ab. Auch einen komplett neuen Parkplatz wird es wohl nicht geben können. Rybicki: „Das wäre eine große Entlastung, aber wir haben keine Fläche gefunden, auf der das möglich wäre.“ Der Naturschutz lasse dies nicht zu.

Der Stadtrat beteuerte, alle Anträge der BV akribisch geprüft zu haben. Leider mit schlechten Nachrichten für die Politiker: „Wir sind im Augenblick sehr bescheiden geworden“, sagte Rybicki. Man sehe allenfalls „kleine Lösungen“. Genauer: Aus dem Straßenzug Badweg, Garbenweg und Stiegenweg ließen sich saisonal Einbahnstraßen machen. Verschiedene Varianten seien denkbar. Aber: „Eine abschließende Entscheidung ist bisher nicht erfolgt“, heißt es.
Claudia Brückel zeigte sich enttäuscht, dass der Stufenplan als komplettes Maßnahmenpaket gescheitert ist. Einzelne Veränderungen funktionierten nicht, so die CDU-Politikerin. Mit der Absage an den Plan nehme man nicht nur Chaos und Tumulte in Kauf, sondern auch, dass weiterhin ein „lebensbedrohliches Problem“ bestehe: Rettungswagen kommen im Notfall nicht durch die verstopften Straßen.
Vorschlag: Shuttle einrichten
Auch wenn die Anträge gemeinsam von CDU, SPD und weiteren Fraktionen beschlossen worden sind – nicht alle BV-Mitglieder stehen komplett hinter allen Forderungen: So sieht zwar auch Lore Migdalsky das Problem, dass die Siedlung zu klein ist für den Verkehr an heißen Sommertagen. „Eine Besucherzahlbegrenzung geht aber gar nicht“, sagt die SPD-Politikerin, die direkt neben dem Freibad wohnt.
Das Bad müsse für die Bürger komplett geöffnet sein. Zudem gebe es das Chaos nur an wenigen Tagen im Jahr. Sie schlägt vor, noch mal verstärkt über Bus-Shuttle nachzudenken. Oder auch über ein Fährshuttle, das im Hafen startet.
Eine Idee, die in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder aufgekommen war, aber nie realisiert wurde.