Die Zukunft des Freibads Hardenberg in Dortmund-Deusen ist ungewiss. Ob das Bad in diesem Jahr öffnen wird oder ob es möglicherweise sogar dauerhaft geschlossen bleibt, darauf gibt es momentan keine eindeutige Antwort.
Fakt ist: Die Schäden am beliebten Freibad, insbesondere am Beckenkopf, sind so gravierend, dass aktuell eine Einsturzgefahr nicht ausgeschlossen werden kann. Das berichtete Bernd Kruse, Chef der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe, am Dienstag (27.2.) den Politikern im Sportausschuss. Fakt ist auch: In spätestens zwei bis drei Jahren braucht das Freibad eine grundlegende Sanierung.
In einem nächsten Schritt sollen sich Ingenieure, die noch beauftragt werden müssen, den Schaden ansehen und ihn einschätzen. Erst mithilfe ihres Fachurteils könne eine Entscheidung für die im Mai beginnende Freibadsaison getroffen werden, so Bernd Kruse. Mit seiner eigenen Skepsis hielt er in der Ausschuss-Sitzung nicht hinterm Berg: Er wisse nicht, sagte Kruse, ob der Schaden in dieser kurzen Zeit behoben werden könne.
Für alle Dortmunderinnen und Dortmunder, die gerne schwimmen gehen, sind das schlechte Nachrichten. Denn: Auch das Freibad Stockheide ist aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Als Alternative im Dortmunder Westen bleiben für sie der Besuch des Freibads Wischlingen oder eine Abkühlung im Kanal.

Genau diesen Effekt sieht auch Claudia Brückel, CDU-Fraktions-Sprecherin in der Bezirksvertretung Huckarde. „Wenn das Freibad dicht ist, haben wir hier noch mehr Kanal-Tourismus“, sagt sie am Mittwoch (28.2.) auf Anfrage dieser Redaktion. Sie erinnert an die Pandemie-Zeiten, als die Bäder nicht öffnen durften. „Da hatten wir hier Rimini am Kanal. Das werden wir wieder haben.“ Täglich seien es 5000 Besucher gewesen, die sich auf den Wiesen gestapelt hätten. „Das war gruselig.“
Noch mehr Müll am Kanal
Das massive Verkehrs- und Parkproblem, unter dem die Anlieger in Deusen in den Sommermonaten seit Jahren leiden, wäre mit einer dauerhaften Bad-Schließung in den Augen von Claudia Brückel deshalb nicht gelöst. Der Kanal habe eine so große Anziehungskraft, dass es chaotisch bleiben werde, auch mit Blick auf das Müllaufkommen, prophezeit die CDU-Politikerin, die in Deusen wohnt.
Für sie sei es ohnehin nicht nachvollziehbar, dass überhaupt eine Schließung des Freibads im Raum steht: „Bislang hieß es immer, die Stadt erfülle mit dem Freibad-Betrieb einen öffentlichen Auftrag und deshalb könne man auch die Besucherzahlen nicht begrenzen, so wie wir es gefordert haben. Und das ist plötzlich alles nicht mehr relevant?“

Brückels größte Befürchtung ist, dass mit einer „einseitigen Entscheidung der Finanzen“ das Bad-Aus beschlossen werden könnte. „Man muss sich hier eine differenzierte Meinung bilden, die nicht allein am Geld hängen darf“, fordert die CDU-Politikerin. Auch die Verkehrsprobleme dürften nicht als Argument für die Schließung herhalten.
Ihre Fraktion wolle in jedem Fall für den Erhalt des Freibads kämpfen, auch aufgrund seiner langen Tradition. „Aber nur in Verbindung mit einem vernünftigen Verkehrskonzept, das die Anlieger spürbar entlastet.“
Einer dieser Anlieger ist Arthur Janitzek, der wie seine Nachbarn Jahr für Jahr unter dem Freibad-Chaos massiv leidet. 2023 schrieb er eine Protestmail an den Oberbürgermeister und gründete die Facebook-Gruppe „Wir sind Deusen!“ Zugeparkte Einfahrten oder Diskussionen mit aggressiven Falschparkern machten ihm und seiner Familie in der Vergangenheit oftmals das Leben zur Hölle.
Seine Reaktion auf die Schließungs-Debatte überrascht deshalb ein wenig: „Wenn es das Bad nicht mehr gibt, bin ich traurig“, sagt der Familienvater. Denn: „Das Bad bietet uns Naherholung und Abwechslung zum Alltag.“
Seiner Meinung nach müsste die Stadt vielmehr die Chance nutzen, im Zuge einer Grundsanierung das Gesamtkonzept zu optimieren. „Die Erschließung des Freibads und die Parkplatz-Situation zum Beispiel.“
Das Bad in dieser Saison nicht zu öffnen, hält Arthur Janitzek für vernünftig: „Diese Entscheidung wäre absolut nachvollziehbar, bevor man hier Gefahr läuft, dass jemand zu Schaden kommt.“ Was er zudem befürchtet: „Wenn das Freibad geschlossen wird, kommt auf die Fläche möglicherweise sozialer Wohnungsbau. Das passt doch gar nicht in die Landschaft.“
„Keine Menschenmassen mehr“
Burkhard Bueth, ebenfalls Anlieger in Deusen, vertritt eine andere Meinung. „Schön“ lautet seine erste Reaktion auf die Nachricht, dass das Bad in dieser Saison möglicherweise nicht öffnet. Wenn es nach ihm ginge, könnte es bei diesem Zustand dauerhaft bleiben.
Burkhard Bueth ist sich nämlich sicher, dass dann wieder die Ruhe im Sommer in Deusen herrschen wird, die sich alle wünschen: „Keine Menschenmassen mehr, dafür Sicherheit und genügend Parkplätze.“
Viele der Bad-Besucher wüssten sich einfach nicht zu benehmen. „Die pinkeln zum Beispiel einfach an unsere Zäune.“ Außerdem müsste man sich nicht mehr um die älteren Anwohner sorgen: „Die sind nun mal öfter krank als junge. Doch an manchen Tagen kam hier kein Rettungswagen durch.“
Am Ende des Telefonats wird der Deusener dann etwas nachdenklich: „Irgendwie ist es auch traurig, wenn alles zugemacht wird.“

Genau das möchte Reiner Schramowski, Vorsitzender der örtlichen Siedlergemeinschaft, verhindern. Seine Forderung geht in eine ähnliche Richtung wie die von Claudia Brückel: „Das Bad muss bleiben, aber in einem vernünftigen Rahmen und nicht mehr unter diesen widrigen Umständen.“
Den SPD-Vorsitzenden in der Bezirksvertretung Huckarde, Eckhard Knaebe, konnten wir nicht erreichen. Deshalb ist hier keine Stellungnahme seiner Fraktion zur Bad-Debatte veröffentlicht.