
Am Hitze-Dienstag im Juli (19.7.) eskalierte die Lage rund um das Freibad in Deusen mal wieder. Bei einem Streit wurde ein Mann schwer verletzt. © Karsten Wickern
Parkchaos und Tumulte an Dortmunder Freibad: Politik fordert Besucherlimit
Freibad
Parkchaos und Prügeleien: An heißen Tagen kommt es in einem Dortmunder Freibad regelmäßig zu Tumulten. Die Politik will das Problem nun angehen und hat gleich mehrere Ideen.
Das Freibad in Deusen liegt wunderschön am Dortmund-Ems-Kanal. Doch diese Top-Lage hat ihre Schattenseite: Das Bad ist nur von Westen her über kleine Straßen zu erreichen. An heißen Tagen, wenn viele sich abkühlen wollen, bricht im Stiegen-, Garben- und Badweg regelmäßig Chaos aus. Ein Chaos, das sich im Laufe eines Hitze-Tages hochschaukelt und abends oft eskaliert.
Denn: Weil der Freibad-Parkplatz schnell voll ist, parken Besucher die umliegenden Straßen zu, versperren Einfahrten, stehen im Halteverbot. Die Anwohner sind genervt. Und schlimmer noch: Rettungsfahrzeuge haben keine Chance durchzukommen. Nicht bei möglichen Notfällen unter den Anwohnern und auch nicht, wenn Badbesucher Hilfe brauchen.
Streit und Prügeleien am Abend
Und das kommt öfter vor. Wenn abends die Besuchermassen nach Hause wollen und aus den verstopften Straßen nicht herauskommen, entsteht schnell Streit, manche prügeln sich auch. So zuletzt Mitte Juli, als ein Mann mit einer Eisenstange geschlagen worden war und schwer verletzt ins Krankenhaus musste. Polizei und Ordnungsamt waren im Großeinsatz vor Ort.
Das Problem ist seit Jahren bekannt. Besonders schlimm war es 2019, als andere Dortmunder Schwimmbäder über Wochen geschlossen waren. Die Pandemie sorgte für eine Verschnaufpause, doch diese ist vorüber, wie der heiße Sommer zeigte. Zuletzt hat das Ordnungsamt vehement durchgegriffen – am Hitze-Dienstag Mitte Juli (19.7.) sind viele Autos abgeschleppt worden.

Ein Parkchaos: An heißen Tagen kommen so viele Besucher ins Freibad, dass der Parkplatz nicht ausreicht. Die Folge: Umliegende Straßen sind völlig zugeparkt. © Wickern/news 4 Video-Line TV
Bezirksvertretung: So könnte das Chaos eingedämmt werden
Und auch die Bezirksvertreter wollen, dass sich endlich etwas ändert und machen der Stadt Druck. Noch Ende Juli hat es ein Krisengespräch gegeben, in der Bezirksvertretung (BV) am Mittwoch (7.9.) nun wurden mehrheitlich gleich sechs Anträge gestellt, um dem Chaos Herr zu werden.
Claudia Brückel, Fraktionsvorsitzende der CDU, stellte den „Sechs-Punkte-Plan“, wie sie ihn nennt, vor: Kern des Maßnahmenpakets ist es, die Besucherzahlen zu begrenzen. „Kommt das nicht, haben alle anderen Schritte gar keinen Sinn“, so die CDU-Frau. 7000 Besucher suchten an Spitzentagen Abkühlung im Bad, so Brückel. „Die Infrastruktur drumherum trägt das aber nicht.“
3000 Besucher als Maximum – das fordern die Fraktionen in ihrem Antrag. Wobei dieser Zahl keine verkehrsanalytischen Berechnungen zugrunde liegen. Entsprechende Analysen der Stadt sollen noch laufen. „Wir gehen aber davon aus, dass mehr als 3000 Besucher nicht möglich sind, ohne dass es Chaos gibt“, sagte Brückel. Falls ein Besucherlimit dem Bad finanziell zu sehr zu schaffen mache, müsse die Stadt helfen. Auch im Corona-Sommer 2021 war die Gästezahl bereits begrenzt worden.

Polizei und Ordnungsamt versuchten zuletzt, mit einem Großeinsatz dem Chaos Herr zu werden. © Wickern/news 4 Video-Line TV
Vorschlag: Ticket im Voraus kaufen
Damals hat es ein Ticketing-System gegeben. Ein solches soll auch wieder eingeführt werden, fordert die BV als Teil zwei ihres Maßnahmenpakets. Nur so könne man ein Besucherlimit sinnvoll umsetzen, sagte Brückel. Zudem sei sie sicher, dass es „Besucher, die nur Stunk und Stress machen wollen“, abschrecke, wenn sie vorab buchen müssten.
In ihrem Hardenberg-Hilfe-Paket nimmt die BV zudem die Infrastruktur ins Visier. Hierzu hat sie weitere vier Anträge gestellt: So werden digitale Displays schon auf der Deusener Straße gefordert, die anzeigen, ob es noch freie Parkplätze am Schwimmbad gibt oder nicht. Das wäre eine schnell umzusetzende „Sofortmaßnahme“, hieß es in der BV.

Provisorische Schilder, dass der Schwimmbad-Parkplatz voll ist, gibt es schon. Nun werden digitale Displays gefordert. © Foto: Antje Scheurer
Die anderen drei Forderungen dauerten länger: Damit die Straßen rund ums Freibad weniger verstopfen, sollen sie während der Schwimmsaison zur Einbahnstraße erklärt werden. Außerdem fordern die Bezirksvertreter: Der Freibadverkehr soll vom jetzigen Parkplatz über einen noch auszubauenden Feldweg zur Deusener Straße geführt werden. Als Fernziel schließlich wünschen sie sich, dass der Parkplatz komplett gen Norden verlegt wird und die Besucher von dort am Kanal entlang zum Bad laufen. Hierfür bräuchte man allerdings einen langen Atem, weiß Brückel: Unter acht bis zehn Jahren ginge da wohl nichts.
Stefan Keller, Fraktionsvorsitzender der SPD, schaute daher auch noch mal in die nahe Zukunft: Im April, so forderte er, müsse dringend geklärt werden, wie weit zumindest die kurzfristig umzusetzenden Maßnahmen sind. Denn: Der nächste Sommer kommt.
Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
