
Die Ausgangslage ist klar: Ist es heiß und haben viele Menschen frei, gibt es rund ums Freibad Hardenberg ein großes Verkehrs-Chaos. Autos stehen im Halteverbot, Einfahrten werden zugeparkt, es gibt riskante Wendemanöver auf zu engem Raum. Immer wieder heizt sich die Stimmung bedrohlich auf.
Zum ersten Mal seit Jahren hat die Stadt Ende Juni eine Maßnahme ergriffen, die die Probleme mindern und die Anwohner entlasten soll: Rund um das Bad sind temporäre Einbahnstraßen eingerichtet worden. Dass sich etwas tut, ist gut, wenn auch längst überfällig. Nur: Die Einbahnstraßen werden nicht der Heilsbringer sein.
Zum einen hat sich am ersten heißen Wochenende nach Einführung der neuen Regeln gezeigt: Gut 70 Prozent haben sie ignoriert; sind einfach falsch herum in die Straßen gefahren. Oft ganz bewusst.
Es ist also fraglich, ob es nur Zeit braucht, dass sich die neuen Regeln etablieren. Die Stadt hofft das. Doch selbst wenn alle Besucher verkehrskonform Bad-, Garben-, Frucht- und Stiegenweg befahren: Ja, dann wird es nicht ganz so drubbelig auf den engen Straßen, doch was ändert das am Hauptproblem? Nichts!
Kein Platz für die Autos
Denn: Das Kernproblem ist doch dieses: Das Freibad ist Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstanden. Da waren Autos noch kein großes Thema, die Besucher kamen zu Fuß oder vielleicht noch per Rad.
Das ist heute anders. Für die vielen Autos, die am Sommertagen kommen, ist das Freibad null ausgelegt. Im Osten grenzt es an den Dortmund-Ems-Kanal, es liegt für den motorisierten Verkehr also in einer Sackgasse. Autos müssen alle durch das Deusener Wohnviertel. Der Parkplatz am Bad ist für heutige Verhältnisse lächerlich klein und daher schnell belegt. Die Konsequenz: Die Badegäste parken das Viertel gnadenlos zu.

Genauso wie sie die Einbahnstraßenschilder ignorieren, ignorieren sie dabei die Park-Regeln. Sie wollen alle nur eines an diesen heißen Tagen: Möglichst nah am Bad stehen, damit sie möglichst wenig laufen müssen, ehe sie ins kalte Wasser springen können. Rücksicht auf die Anwohner? Fehlanzeige. Spaß ist angesagt.
Man kann sich jetzt über dieses asozial-egoistische Verhalten beklagen, das bringt einen in der Sache aber nicht weiter. Helfen würden vielleicht Bußgelder, die auf Dauer schmerzen, aber das ist personell nicht leistbar.
Es braucht einen Parkplatz
Da es utopisch ist, dass innerhalb kurzer Zeit alle auf Rad oder Bus umsteigen, muss der Ansatz sein: Gebt den Badenden das, was sie brauchen: eine Parkmöglichkeit. Je näher am Eingang, desto besser. Die Bezirksvertretung hat im vergangenen Jahr bereits einen Vorschlag dazu gemacht, einen neuen Parkplatz nördlich des Bads einzurichten. Die Stadt sagt, ein solcher sei „nicht genehmigungsfähig“. Natur- und Landschaftsschutzgründe stünden dagegen.
Das wird so sein, die Hürden sind da groß. Zurecht. Dennoch muss genau hier noch mal neu gedacht werden; müssen sich die Betroffenen, die Experten zusammensetzen: Alle möglichen Flächen rund ums Bad müssen mit Blick auf die Frage unter die Lupe genommen werden: Können dort vielleicht doch unter bestimmten Voraussetzungen Autos stehen? Es geht ja auch nicht um 365 Tage im Jahr. Es geht um die heißen Sommertage.
Ein Pop-up-Parkplatz zum Beispiel, wie man ihn von Festivals oder anderen großen Veranstaltungen kennt, würde in Deusen ausreichen, um die Anwohner zu entlasten. Und niemandem den Bade-Spaß zu verderben.