Neue Regeln am Chaos-Freibad in Dortmund Große Mehrheit ignoriert Einbahnstraßen

Freibad Hardenberg: Große Mehrheit ignoriert die Einbahnstraßenregelung
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Viele Vorschläge liegen seit Monaten auf dem Tisch, das Park- und Verkehrschaos rund ums Freibad Hardenberg in den Sommermonaten in den Griff zu bekommen. Fast alle hat die Stadt als nicht machbar abgelehnt, nur einen hat sie in der letzten Juni-Woche umgesetzt: Einige der kleinen und engen Straßen in Deusen, an dessen Ende das Bad liegt, sind zu temporären Einbahnstraßen geworden.

Das zweite Juli-Wochenende war das erste heiße seit Änderung der Verkehrsführung – und damit die Feuertaufe für die Maßnahme, die das Chaos in der Wohnsiedlung abmildern soll. Das Ordnungsamt der Stadt war am Samstagnachmittag eigens vor Ort, um sich anzusehen, ob praktisch klappt, was man sich theoretisch erhofft.

Anwohner, die sich bei uns am Sonntag und Montag gemeldet haben, stellen kein gutes Zeugnis aus: Sie sprechen von „Katastrophe“, von verstopften Straßen, von vielen Geisterfahren, die die Beschilderung ganz oft ganz bewusst ignorierten und von waghalsigen Wendemanövern in Privat-Einfahrten. Mitunter, um der Polizei zu entkommen.

Auch die Stadt bestätigt, dass die neuen Verkehrsregeln am Wochenende massiv missachtet worden seien – von weit mehr als der Hälfte der Autofahrer: „Die neue Einbahnstraßenregelung wurde für den Bereich Badweg von Garbenweg zur Deusener Straße von gut 70 Prozent der Verkehrsteilnehmenden leider ignoriert“, sagt Sprecher Maximilian Löchter auf Anfrage.

Bewusst falsch gefahren

Dabei sei aufgefallen, dass einige Verkehrsteilnehmer die Schilder wohl wirklich übersehen hätten. Die Mehrzahl allerdings „fuhr bewusst durch die Einbahnstraße in verkehrter Fahrtrichtung“, muss die Stadt bilanzieren. Das habe gerade im Badweg zu Chaos geführt: Es sei viel gehupt und auf Einfahrten ausgewichen worden, um Platz zu machen für den entgegenkommenden Verkehr. Beobachtungen, die sich auch mit den Eindrücken und Klagen der Anwohner decken.

Von einem Scheitern der neuen Verkehrsführung möchte die Stadt aber nicht sprechen. Im Gegenteil. Nach den Antworten auf unsere Fragen, schickt sie noch eine zweite Mail, in der eigens betont wird: Dass die neuen Regeln noch nicht durchgehend befolgt werden, „lässt noch keinen Rückschluss darauf zu, ob das System funktioniert oder nicht“.

Ein Audi parkt eine Kurve in der Siedlung rund ums Freibad Deusen zu.
Auch Kurven sind am zweiten Juli-Wochenende wieder zugeparkt worden. © privat

Löchter erklärt: Es sei wie bei Hauptstraßen, die wegen Baustellen gesperrt werden müssen. In den ersten zwei Tagen gebe es zunächst Staus, weil die Verkehrsteilnehmer noch nicht Bescheid wüssten und daher überrascht seien. Danach aber hätten sich die Menschen dran gewöhnt, beachteten die ausgeschilderte Umleitung oder suchten sich ihren eigenen Weg. Diese Erfahrungen zumindest habe die städtische Straßenverkehrsbehörde gemacht.

Daher heiße es nun: abzuwarten, wie und ob sich die Einbahnstraßen in den kommenden Wochen etablierten. Gegebenenfalls müsse nachgebessert werden, indem einzelne Schilder besser sichtbar aufgestellt werden. Sollte sich zeigen, dass das nicht ausreicht, müsse über „flankierende Maßnahmen“ nachgedacht werden. Genauer wird die Stadt hier nicht, allerdings hatte sie Ende Juni keine Hoffnung darauf gemacht, dass die Verwaltung derzeit Pläne habe, die über die temporären Einbahnstraßen hinausgehen.

"Verbot der Einfahrt"-Schild im Badweg in Deusen
Das Schild signalisiert es klar: Der Badweg darf von dieser Seite aus nicht befahren werden. Viele Autofahrer hielten sich am heißen Wochenende (8./9.7.) nicht an die Regelung. © Natascha Jaschinski

Da das Ordnungsamt nur für ruhenden Verkehr zuständig ist, können die Mitarbeiter Falschfahrer nicht sanktionieren. Wohl aber Falschparker. Allerdings habe bei dem Besuch am Samstagnachmittag kein „Parkchaos“ im Stiegen- und Badweg festgestellt werden können, so Löchter. Drei Verwarngelder seien nur erhoben, ein Auto, das in einer Kurve stand, sei abgeschleppt worden.

Auch die Polizei war am Wochenende in Deusen im Einsatz: Drei Mal ist sie gerufen worden, ein Mal am Freitag und zwei Mal am Sonntag, wie Sprecher Felix Groß auf Anfrage mitteilt – immer wegen Verkehrsbehinderungen. Es seien auch „diverse Verwarngelder“ ausgesprochen worden. Wofür genau könne er nicht sagen. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit ging es um Geisterfahrer, da die Polizei für den rollenden Verkehr zuständig ist.

Falschfahrer im Badweg in Deusen
Aus der Luft sind deutlich die vielen Falschfahrer im Badweg zu sehen. © privat

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 12. Juli 2023.