Den Tag werde ich wohl nie vergessen. Es war der 2. Juni 2006. Wochenlang hatte es in Dortmund geregnet und die Vorfreude auf das Großereignis Fußball-WM, die eine Woche später beginnen sollte, etwas getrübt. Dabei hatte sich Dortmund schon für die Gäste aus aller Welt herausgeputzt - unter anderem mit einer gigantischen schwarzgelben Südtribünen-Kulisse inklusive Fan-Sound vor der Katharinentreppe am Hauptbahnhof. Zur Eröffnung kam der WM-Organisations-Chef höchstpersönlich nach Dortmund. Und wie.
Seit seinem Auftritt an diesem Tag weiß ich, warum Franz Beckenbauer, der am Sonntag (7.1.) im Alter von 78 Jahren gestorben ist, die „Lichtgestalt“ genannt wurde. Denn just in dem Moment als er am Wall aus dem Auto stieg, rissen die Wolken auf, die Sonne kam heraus - und blieb bis auf wenige Ausnahmen vier Wochen lang. Das trug mit dazu bei, dass aus der WM in Deutschland das „Sommermärchen“ wurde.

Was Franz Beckenbauer zur Eröffnung der Südtribünen-Kulisse genau gesagt hat, daran kann ich mich als damaliger Berichterstatter nicht mehr erinnern. Die Sonne, die er hervorgelockt hatte, überstrahlt in der Erinnerung alles. Der „Kaiser“ war halt einfach eine Erscheinung.
Und natürlich war der Besuch am 2. Juni 2006 längst nicht das einzige Gastspiel von Franz Beckenbauer in Dortmund. Als Fußballer spielte er natürlich in der „Roten Erde“ und im 1974 eröffneten Westfalenstadion, kam später als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft, als Präsident des FC Bayern München und natürlich als OK-Chef der WM 2006.

Besuch bei Kinderlachen-Gala
Seinen wohl letzten offiziellen Fußball-Besuch in Dortmund absolvierte Franz Beckenbauer am 1. April 2019 bei der Aufnahme in die „Hall of Fame“ im Deutschen Fußballmuseum. Zuvor war er am 1. Dezember 2018 gemeinsam mit seiner Frau Heidi, Sohn Joel und dessen Freundin Stefanie gewissermaßen als Privatmann in Dortmund zu Gast. Bei der Kinderlachen-Gala in der Westfalenhalle nahm er den „Lebenswerk-Award“ für seine Stiftung entgegen, die Menschen mit Behinderung, die krank oder unverschuldet in Not geraten sind, unterstützt. Der „Kaiser“ war ein ganz besonderer Gast, erinnert sich Mitorganisator Marc Peine vom Verein Kinderlachen. „Er hatte einfach eine ganz besondere Aura, war zu allen lieb und freundlich.“

Und Franz Beckenbauer gab den Gala-Gästen seinerzeit auch eine Botschaft mit auf den Weg. „Wir können die Welt nicht ändern, aber helfen, sie besser zu machen“, sagte der Kaiser. Das klang schon fast wie ein Vermächtnis.
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