Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland und NRW ankommen, steigt. Das war schon im Sommer klar. Und klar war auch: Das wird sich bald in Dortmund bemerkbar machen. Tatsächlich ist die Stadt seit einigen Wochen wieder verpflichtet, Asylbewerber aufzunehmen. Und so werden nun Einrichtungen reaktiviert. Genau das passiert jetzt in Kirchhörde an der Weißen Taube. Ab dem 11. Dezember ziehen die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Seniorenzentrum.
Vor fast zwei Jahren, Ende Januar 2022, waren die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzentrums umgezogen ins neue Haus am Hombrucher Bogen. Im April 2022 dann lud die Stadt in das in Windeseile für Flüchtlinge aus der Ukraine hergerichtete Haus zur Besichtigung ein: Familien, Frauen und Kinder sollten hier Zuflucht vor dem Krieg in der Heimat finden.
Viele Hombrucher boten damals ihre Hilfe an. Die große Zahl ukrainischer Flüchtlinge blieb aus, die Einrichtung aber in Bereitschaft, im „Stand by-Modus“ sozusagen, der nun aktiviert wird. Außerdem wurde jetzt der Zeitraum für eine mögliche Bereitschaft verlängert: vom ursprünglich 31. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2024.

Birgit Gründl und Holger Wiedemann, Mitarbeiter des Sozialamtes, erläuterten am Dienstag (28.11.) die Pläne in der Sitzung der Hombrucher Bezirksvertretung: Bis zu 170 Flüchtlinge sollen hier Platz finden. Man rechnet mit 30 bis 35 Menschen pro Woche, die nach Kirchhörde kommen.
Mehr als 170 insgesamt sollen es in dem Haus definitiv nicht werden. Es werden voraussichtlich auch wieder – oder immer noch – Flüchtlinge aus der Ukraine kommen, vor allem aber Menschen aus der Türkei, Syrien und Afghanistan, so die beiden Sozialamtsmitarbeiter. Untergebracht werden in Kirchhörde, wie schon 2022 geplant, vor allem Familien mit Kindern.
Und wie schon 2022 laden Stadt und Politik in die Einrichtung ein, zu einer „Stunde der offenen Tür“ am 5. Dezember (Dienstag) um 16 Uhr. Bezirksbürgermeister Nils Berning warb in der Sitzung für den Besuch: „Ich hoffe, dass ich dort viele Menschen treffe“, sagte er. „Wir wollen und müssen die Bürger informieren. Ich fände es unklug, einfach dort die Tür aufzumachen und fertig.“
Betreuung vor Ort
Der Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine (VMDO) soll die Einrichtung betreiben. Das war auch schon für 2022 geplant. Vor Ort präsent seien, so die Sozialamtsmitarbeiter, natürlich die Einrichtungsleitung und zwei Leute vom Betreuungspersonal. Außerdem gebe es eine Betreuung für die Kinder und Sprachkurse. Wie lange die Menschen dort blieben, sei schwer einzuschätzen, in der Regel liege die Aufenthaltsdauer in solchen Einrichtungen bei drei bis sechs Monaten.
Klar ist: Es wird eine Herausforderung sein, die Kinder, die kommen, in Schulen unterzubringen. Im Grundschulbereich gehe es noch, so Birgit Gründl. Die Olpketalschule sei zwar ausgelastet, aber es gebe noch Platz an der Eichlinghofer Grundschule, und die Schubert Grundschule werde um einen Zug erweitert. Allerdings gab es am Dienstag Zweifel unter den Bezirksvertretern, ob die parallel laufende bauliche Erweiterung der Schule überhaupt rechtzeitig fertig wird.
Langfristiger Plan: Demenzzentrum
Schwierig sei es vor allem im Sekundarbereich: Sowohl die Gesamtschule Brünninghausen als auch das Helene-Lange-Gymnasium und die Robert-Koch-Realschule seien „voll“. So soll sich jetzt das Dienstleistungszentrum Bildung um die Unterbringung in den Schulen kümmern. Das Dienstleistungszentrum ist eine zentrale Anlaufstelle im Fachbereich Schule der Stadt Dortmund.
Langfristig soll das ehemalige Seniorenheim Weiße Taube ein Zentrum für Demenzkranke werden. Geplant sind die stationäre Pflege, eine Wohngemeinschaft, ambulante Angebote und mehr. Der Rat der Stadt hatte in seiner Sitzung Ende März 2022 grünes Licht gegeben.
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