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Flüche und verpasste Termine: So erleben Dortmunder den Verdi-Streik
Verdi-Warnstreik
Weder Busse noch Bahnen fuhren am Dienstag. An sonst gut besuchten Haltestellen herrschte triste Leere. Und der Fahrradständer an mindestens einer Schule bot ein ungewohntes Bild.
Ein ungewöhnliches Bild zeigte sich am Streikmorgen (29.9.) gegen 7.30 Uhr am Verkehrsknotenpunkt Schulte Rödding auf der Grenze von Kirchderne und Eving. Während an dem wichtigen Bus- und Stadtbahn-Knotenpunkt für den Dortmunder Nordosten gähnende Leere herrschte, staute sich nebenan der Autoverkehr auf der Derner Straße Richtung Innenstadt.
Es gab nur wenige ÖPNV-Nutzer, die nichts vom Streik wussten und auf dem Bahnsteig warteten – so wie Margot Pawecka, die zum Sport nach Grevel fahren wollte. Sie war zuvor im Urlaub gewesen und hatte nichts von der Verdi-Aktion mitbekommen. Für sie kein Problem: Ihr Sport fiel am Dienstag eben aus.

Margot Pawecka wollte zum Sport nach Grevel. Sie war im Urlaub gewesen und hatte nichts vom Streik mitbekommen. Ihr Sport fiel an diesem Tag aus. © Andreas Schröter
Härter traf es Nimet Akin, die bis zur Haltestelle Kampstraße in der Innenstadt fahren wollte, weil sich ihre Arbeitsstelle in der City befindet. Sie wusste zunächst nicht, wie sie nun in die Stadt kommen sollte.
Ungewöhnlichen Vormittag
Auch einen 64-jährigen Mann, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, traf der Streik unerwartet. Er hatte einen Augenarzttermin in der City, auf den er lange gewartet hatte. Er war gar nicht glücklich über den Ausfall der Öffentlichen Nahverkehrsmittel und machte seinem Ärger mit einigen zünftigen Flüchen Luft.
Einige wenige andere - wie ein Schüler und eine weitere Angestellte - warteten bis 8.30 Uhr vergeblich auf einen Bus oder eine Bahn. Aber sie blieben die Ausnahme an einem ungewöhnlichen Vormittag, an dem sonst gut gefüllten Verkehrsknotenpunkt Schulte Rödding.

So leer war’s am Dienstagmorgen (29.9.) zur Hauptberufsverkehrszeit am Verkehrsknotenpunkt Schulte Rödding. Auf der Derner Straße daneben staute sich der Verkehr © Andreas Schröter
An vielen Schulen hingegen war von dem Streik kaum etwas zu spüren. Auf die Frage, ob es viele Schüler gegeben habe, die zu spät oder gar nicht zum Unterricht erschienen seien, sagte Klaus-Markus Katthagen, Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln: „Nein. Aber mir ist aufgefallen, dass der Fahrradständer heute besonders voll ist.“
Vom Unterricht abgemeldet hätten sich nur ein bis zwei Schüler, die Schwierigkeiten hatten, zur Schule zu kommen. „Gewiss haben auch mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto gebracht. Das konnte ich selbst aber nicht direkt beobachten“, so Katthagen.
Schulen kaum betroffen
Dass der Streik am Immanuel-Kant Gymnasium keine großen Auswirkungen hatte, führt Katthagen auf das kleine Einzugsgebiet und das trockene Wetter am Morgen zurück.
Ähnlich zeigte sich die Lage an der Gesamtschule Scharnhorst. „Wir haben viele Schüler, die fußläufig wohnen. Ob gestreikt wird oder nicht, das merken die gar nicht“, sagt der stellvertretende Schulleiter Björn Engelhardt.
Nur 12 der fast 1100 Schüler hätten sich hier wegen des Streiks abgemeldet. Auch am Heisenberg-Gymnasium fehlen nur vereinzelt Schüler. Verspätungen seien gar keine aufgefallen, heißt es aus dem Sekretariat.
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.

1997 in Dortmund geboren. Dort seit 2017 für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Habe die Stadt dabei neu kennen und lieben gelernt. Mag die großen und kleinen Geschichten um mich herum, Bücher, schreiben und fotografieren.
