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Bombenentschärfung unter Corona-Bedingungen: Fliegerbombe sorgt für Versicherungsfälle und schulfrei
Bombenfund in Dortmund
Der Schulhof am Gymnasium an der Schweizer Allee war zugeparkt. Dicht an dicht standen die Einsatzfahrzeuge der Rettungskräfte. Ein Katastrophenszenario, das aber seine Gründe hatte.
Die Information sei doch sehr plötzlich an sie herangetragen worden. Inge Levin, Schulleiterin des Gymnasiums an der Schweizer Allee, musste am Dienstag (17.11.) ein wenig improvisieren.
Der Grund lag ein paar Kilometer Luftlinie in Richtung Osten in der Erde. Eine Weltkriegsbombe, die bei Bauarbeiten an der Schleefstraße gefunden wurde. Die musste entschärft werden und da sich im Evakuierungsradius auch diverse Wohnhäuser befinden, wurde das Gymnasium an der Schweizer Allee kurzerhand zu einem Evakuierungszentrum.

Die Straßen im Umkreis von 500 Meter um den Bombenfund sind gesperrt. © Jörg Bauerfeld
Daher musste ab 11.30 Uhr die Schule auch schüler- und lehrerfrei sein. „Der Dienstag ist zum Glück unser AG-Tag, sodass nicht allzu viele Stunden ausfallen müssen“, sagt Inge Levin. Aber was ist mit der Hygieneordnung, kann man einen Tag später schon wieder Unterricht anbieten?
Schulgebäude muss gereinigt werden
„Uns ist versprochen worden, dass das gesamte Gebäude gereinigt wird, nachdem die Maßnahme beendet ist“, so die Schulleiterin.
Ab 12 Uhr rückten dann die Rettungskräfte an und bereiteten alles für den Besuch der Evakuierten vor. Und zwar nicht in der Turnhalle der Schule, wie sonst üblich bei solchen Szenarien, sondern in den Klassenräume. Das liege an der Corona-Pandemie, so ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes.

Auf dem Schulhof des Gymnasiums versammelten sich die Rettungskräfte. © Jörg Bauerfeld
Durch die verschiedenen Räume seien die Personen, die im Schulgebäude auf die Entschärfung der Bombe warten müssten, besser zu trennen – das Hygienekonzept lässt da nicht viel Spielraum.
Nicht in der Sporthalle, sondern in den Klassenräumen
Also gab es im Eingangsbereich der Schule eine Registrierungsstelle. Hier wurden die Personalien aufgenommen und Fieber gemessen – dann ging es in die entsprechenden Räume.
Gut anderthalb Stunden nach Beginn der Evakuierung der Häuser im Bereich der Trapphofstraße war die Lage am Gymnasium ziemlich entspannt. Genau wie im Umfeld des Bombenfundes.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollierten, ob auch alle Bewohner ihre Häuser im Evakuierungsradius verlassen haben. © Jörg Bauerfeld
Die Geschäfte im Gewerbegebiet Aplerbeck Ost, wie Real oder Decathlon, mussten um 13.30 Uhr schließen, die Firmen mussten geräumt werden. Die Straßen in einem Radius von 500 Metern waren gesperrt. Raus ging noch, rein eben nicht mehr.
Einnahmeverlust für die Gewerbetreibenden?
Aber, was ist mit den Einnahmeverlusten der Warenhäuser, die teilweise acht Stunden früher schließen mussten? „Größere Unternehmen sind für so einen Fall wie diesen versichert“, so ein Pressesprecher des Real-Marktes an der Schleefstraße.
Bei der Firma Tintometer, Weltfirma in Sachen Wasser-Analyse-Geräte, gibt man sich ebenfalls unaufgeregt. Geschäftsführerin Maja Voss: „Wir räumen am Nachmittag das Unternehmen. Das ist kein Problem, weil wir flexibel arbeiten können.“ Kaufmännisch seien ohnehin viele Mitarbeiter im Homeoffice und dadurch von der Evakuierung nicht betroffen.
Gegen 17 Uhr war dann auch schon alles vorbei. Bombe entschärft, Straßen wieder frei und auch die 36 Anwohner, die sich im Gymnasium an der Schweizer Allee aufgehalten hatten, konnten wieder nach Hause.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
