Private Feste mit bis zu 50 Gästen sind ab Montag (15.6.) wieder erlaubt, doch eine richtige Erleichterung ist das für einige Dortmunder Gastronomen nicht. Es fehlt die Party-Stimmung.
Lange fielen sämtliche private Veranstaltungen wie Jubiläen, Taufen, Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten aus; ab Montag (15.6.) sind sie mit bis zu 50 Teilnehmern unter Auflagen wieder erlaubt. Manche Dortmunder Gastronomen freuen sich über die Lockerungen, für viele bleibt das große Geschäft nach der Krise jedoch aus. Ein Grund: die weiterhin fehlende Party-Stimmung.
Am Donnerstag (11.6.) verkündete das Land NRW weitere Lockerungen von den Anti-Corona-Maßnahmen. So sind ab Montag (15.6.) wieder private Feiern mit bis zu 50 Teilnehmern erlaubt, sofern Hygiene- und Schutzvorkehrungen eingehalten werden und Kontaktdaten zurückverfolgt werden können. Bars dürfen wieder öffnen, und auch in abgetrennten Räumen von Gaststätten oder Hotels darf gefeiert werden. Clubs und Discotheken bleiben weiter geschlossen.
Tyde Studios merkt von Lockerungen nur wenig
„Wir profitieren nicht wirklich von den Lockerungen“, sagt Christian Gutbier vom Tyde Studios Dortmund. Sein Betrieb öffnet lediglich für private Veranstaltungen, Firmen-Feste und Kultur-Events, hat jedoch keinen regulären Restaurant-Betrieb. Die Haupteinnahmen kommen aus größeren Feiern wie Hochzeiten und Geburtstagen.
„Nach dem Essen wollen unsere Gäste auch feiern und tanzen, und nicht nur auf dem Stuhl sitzen bleiben“, ergänzt Gutbier. Da die Tanz- und Disco-Flächen jedoch weiterhin nicht genutzt werden dürften, seien die Tyde-Studios-Veranstaltungen für viele Kunden aktuell uninteressant. „Für uns ist die Situation eigentlich unverändert“, so Christian Gutbier.
Für die kommenden Jahre seien die Veranstaltungsräume des Tyde bereits gut gebucht. Das würde die Krise für die Inhaber etwas erleichtern. „Die letzten 20 Prozent müssen wir trotzdem vom Ersparten nehmen“, meint Christian Gutbier. Dennoch nehme der Betrieb die Situation an: „Wir warten auf den Startschuss. Wir haben für dieses Jahr schon einige Anfragen bekommen und legen sofort los, wenn wir dürfen.“
In den Zeiten, in denen das Tyde kaum eigene Veranstaltungen ausrichten darf, unterstützen die Mitarbeiter ihre Kunden auf andere Weise: „Wir unterstützen Hochzeitspärchen bei ihren Feiern zu Hause, zum Beispiel, indem wir unsere Möbel, die wir im Moment nicht brauchen, unentgeltlich an sie verleihen“, sagt Gutbier.
Etwa 70 bis 80 Hochzeitspaare hätten in diesem Jahr im Tyde feiern wollen. Die meisten von ihnen haben laut Gutbier ihre Party auf nächstes Jahr verschoben, „um dann den ersten Hochzeitstag zu feiern“. Doch er sagt, bevor die Feiern wieder richtig starten könnten, müsse er erst wieder private Veranstaltungen mit bis zu 100 Gästen und dem Tanzflächen-Betrieb ausrichten dürfen.
Grammophon Events: „Unser Umsatz-Ausfall beträgt 100 Prozent.“
Hasan Dere, Inhaber der Organisationshalle Grammophon Events Dortmund, ist ebenfalls wenig begeistert von den Lockerungen: „Unsere beiden Säle sind im Juli eigentlich immer ausgebucht, doch jetzt wurden alle Veranstaltungen storniert. Unser Umsatz-Ausfall beträgt 100 Prozent – es herrscht Stillstand.“
Das größte Problem des Veranstalters: „Im Durchschnitt feiern unsere Kunden mit 300 bis 350 Gästen. Da bringen uns die Lockerungen gar nichts, denn mit 50 Leuten will bei uns niemand feiern“, sagt Dere. Um überhaupt Feiern ausrichten zu können, müsste er mindestens 100 bis 200 Gäste empfangen dürfen.
Und für Hasan Dere kommt es noch schlimmer: „Alle Kunden wollen das Geld, das sie angezahlt haben, zurückhaben. Ich habe schon über 40 Stornierungen. Die Neukunden fehlen uns auch. Für uns sind das leider keine Lockerungen.“ Viele Kunden, vor allem Hochzeitspaare, würden zusätzlich mit großem Unverständnis auf die Absagen reagieren.
Herr Walter: Größere Feiern bis Mitte Juli abgesagt
Für Gastronomen, die zu den privaten Veranstaltungen zusätzlich einen Restaurant-Betrieb anbieten, verändern die aktuellen Lockerungen ebenfalls wenig – sagt zum Beispiel Oliver Buschmann vom Eventschiff Herr Walter. „Draußen dürfen ja schon länger wieder unsere Gäste sitzen, aber Tanzen ist weiterhin verboten“, sagt er.
„Kleinere Gesellschaften für Geburtstage sind vielleicht in Kürze wieder möglich, aber Hochzeiten werden oft ein bis zwei Jahre im Voraus gebucht“, ergänzt Buschmann. Bis Mitte Juli seien zunächst alle größeren privaten Veranstaltungen abgesagt. Wenn der Inhaber die Lockerungen positiv spüre, dann also wahrscheinlich eher langfristig.
CU Restaubar vermisst Events am Wochenende
Unsicherheit über die neuesten Lockerungen herrscht beim CU Restaubar und Betriebsleiter Dominique Drescher: „Bei den Lockerungen gibt es ein paar schwammige Punkte, die wir am Wochenende mit den Ordnungsbehörden abklären werden.“ Eventuell könne der Betrieb den Event-Saal aber ab nächster Woche wieder öffnen.
„Unter der Woche hat sich unser Geschäft recht gut von der Corona-Krise erholt“, sagt er. Große Umsatzeinbußen würde das CU jedoch am Wochenende verzeichnen – laut Drescher etwa 80 Prozent. Gerade die großen Veranstaltungen wie Hochzeiten würden immer noch wegfallen, im Normalfall aber vierstellige Summen einspielen.
Dominique Drescher hat „das Gefühl, dass die Gäste das Angebot, wieder in Bars gehen zu dürfen, noch nicht annehmen“ würden. Damit auch am Wochenende das Geschäft wieder läuft, müsste noch einiges passieren: „Zum einen müssen natürlich weitere Lockerungen den Gästen ein Gefühl der Sicherheit geben. Andererseits kann auch nur eine gute Atmosphäre entstehen, wenn wieder viele Leute in die Kneipe gehen.“
2000 in Heinsberg geboren, seit 2020 als freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten. Ich studiere Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund. Mit 16 Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Lokaljournalismus gemacht - und dort fühle ich mich zuhause.
