Theater-Festival
"Favoriten 2018" hat nicht nur Theater-Freunden viel zu bieten
Im September wird das Theater-Festival "Favoriten 2018" die Dortmunder Nordstadt in einen Schauspiel-Hotspot verwandeln. Wer nur Theater-Kunst erwartet, wird überrascht sein.
Theater Othni und kainkollektiv inszenieren mit unterschiedlichen Musiktraditionen ein Stück über das Gedächtnis der Sklaverei. © Stephan Glagla/Favoriten
Fanti Baum und Olivia Ebert haben viel Theater gehabt in der letzten Zeit. Die beiden künstlerischen Leiterinnen des Theater-Festivals „Favoriten 2018“ haben 234 Produktionen der freien Theaterszene in NRW gesichtet.
Gemeinsam mit einem Beirat haben sie Beiträge für das Dortmunder Festspiel ausgesucht und mit überregionalen Kooperationen kombiniert. Es entstand ein Programm mit 18 Arbeiten, die Neues, Überraschendes und Experimentelles versprechen.
Mehr als nur Theater
Das 1985 als „Theaterzwang“ gegründete Festival hat längst alle Disziplin-Grenzen gesprengt. Vom 6. (Donnerstag) bis 16. September (Sonntag) können Besucher Tanz und Theater, Musik, Performance und zeitgenössischen Zirkus erleben. Sogar die Oper hält erstmals Einzug in das bunte Programm der Favoriten, die weder Motto noch Thema kennen. „Mitunter lässt sich im freien Theater das finden, was sich dort weniger erwarten lässt“, sagt Fanti Baum.
Es gibt auch keinen festen Ort für Deutschlands ältestes freies Theaterfestival. Es spielt aber eindeutig in der Nordstadt. Aufführungsorte sind neben dem Depot als Zentrum die Alte Schmiede in Huckarde, das Keuning-Haus, der Club Rekorder in der Gneisenaustraße und der Union Gewerbehof.
Mit der Aufführung „Poems of the Daily Madness“ eröffnet erstmals auch eine Satelliten-Spielstätte in der Zeche Friedlicher Nachbar in Bochum. „Die Favoriten haben sich in den urbanen Raum vernetzt“, sagt Claudia Kokoschka, Leiterin des Kulturbüros. Dadurch ergäben sich wichtige Impulse für die Nordstadt.
Residenzkünstlerinnen arbeiten im Union Gewerbehof
Im Union Gewerbehof an der Rheinischen Straße hat die künstlerische Arbeit bereits begonnen. In der Werkhalle arbeiten seit Januar die ersten Residenzkünstlerinnen von insgesamt vier Gruppen. Sie beschäftigen sich mit dem brachliegenden Gelände des ehemaligen HSP-Stahlwerks und verfolgen dort besonders die Geschichte der Arbeiterinnen. Das Residenzprogramm „Work at Werk Union“ haben die Favoriten gemeinsam mit den Urbanisten auf die Beine gestellt.
Daneben gibt es auch ein digitales Residenzprogramm, das von acht Künstlern bespielt wird. Im Internet erscheint zudem bis zum Festivalstart monatlich das Magazin Space, das im Austausch zwischen den Künstlern und dem Festivalteam entsteht.
Außergewöhnliche Projekte jenseits der Disziplinen
Mit dabei ist auch die performative Installation „Voicing Pieces“ von Begüm Erciyas, das Experiment im Alltäglichen „ingolf wohnt“ des Expanded Cinema Projekt und die Tanz-Text-Sound-Collage „Unlikely Creatures (II) we dance for you“ von Billinger & Schulz. Ein- und Ausschlüsse thematisiert Schorsch Kamerun mit seinem Stadtprojekt „Nordstadt Phantasien“ – eine erstmalige Kooperation zwischen Ruhrtriennale und Favoriten-Festival.
Außergewöhnlich ist auch das Konzert-Projekt „DIVA: Celebrating Oum Kalthoum“, das bei dem Musikern aus NRW Lieder der ägyptischen Legende Oum Kalthoum mit Konzerten in Düsseldorf und Dortmund feiern.
Die Favoriten starten am 6. 9. (Donnerstag) mit einer Eröffnungsfeier und dem Beitrag „Fin de Mission – Ohne Auftrag leben“ von kainkollektiv aus Bochum und dem kamerunischen Theater Othni im Theater im Depot.
„Ohne Auftrag“ ist dann doch etwas wie das Motto des Festivals. Denn gerade im Modus des Experiments soll das Überraschende und Spannende entstehen.