Die klassizistische Optik der Thier-Galerie am Westenhellweg fällt auf. Mit dieser Fassade hat es eine besondere Bewandtnis. © Stephan Schütze

Westenhellweg

Fassade der Thier-Galerie in Dortmund: „In Deutschland wohl einmalig“

Viele Besucher der Thier-Galerie werden sich in den vergangenen zehn Jahren über die wuchtigen Säulen am Westenhellweg gewundert haben. Ist das Kitsch oder Kunst? Antwort: Weder noch.

Dortmund

, 14.09.2021 / Lesedauer: 3 min

Wo heute der Eingang der Thier-Galerie am Westenhellweg ist, dominierte zuvor jahrzehntelang das Blau und Gelb des Elektrofachgeschäfts Brinkmann. Später zog dort Berlet ein, bis das Ladenlokal dann für den Neubau des Shopping-Centers leergezogen und das ganze Gebäude abgerissen wurde.

Viele Dortmunder haben das Blau und Gelb von Brinkmann wohl noch vor Augen, nur wenige aber wohl die klassizistische Fassade, die sich darüber befand. Die großen griechischen Säulen und die vielen Ornamente an der Westenhellweg-Seite der Thier-Galerie mögen kitschig erscheinen, sie haben aber ihre Bewandtnis.

Diese fein verzierten Ornamente an der klassizistischen Fassade der Thier-Galerie gehören seit über 100 Jahren zum Stadtbild am Westenhellweg - beim Bau des Einkaufszentrums wurden sie rekonstruiert. © Stephan Schütze

Als vor zehn Jahren die Thier-Galerie mit diesem mächtig wirkenden Portal eröffnet wurde, war in jahrelanger Arbeit die historische Fassade des Brinkmann-Hauses zwar deutlich heller als je zuvor, aber ansonsten originalgetreu rekonstruiert worden. Sie sollte in das architektonische Ensemble des Neubaus einbezogen werden.

Fassade schmückte das 1912 eröffnete Kaufhaus Clemens

Die Fassade des früheren, 1912 eröffneten Kaufhauses Clemens hatte sowohl die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges als auch neuzeitliche Umgestaltungen überstanden und war erst 2002 in dieser Form wiederhergestellt worden.

Dass man die alte, gerade erst wieder sichtbar gemachte Fassade nicht stehen ließ, hatte bautechnische Gründe. Baustatisch konnte sie die Ansprüche nicht erfüllen, die an den Bau der neuen Thier-Galerie gestellt waren. Die originalgetreue Nachbildung der historischen und das Stadtbild am Westenhellweg prägenden Fassade stand aber fest, bevor die Abrissbagger anrollten.

Diese historische Ansicht auf einer Postkarte zeigt rechts das 1912 eröffnete Kaufhaus Clemens mit seiner klassizistischen Fassade. © Archiv

Alle wichtigen architektonischen Zierelemente der größtenteils aus Kunststeinguss bestehenden Fassade wurden vor dem Abriss von den Experten der Restaurierungs- und Denkmalpflege-Firma Nüthen aus Bad Lippspringe aufgemessen und gezeichnet. Es wurden Profile schabloniert und der plastische Schmuck mit Silikonkautschuk abgeformt.

„So etwas macht man einmal in seinem Leben“

„Der Auftrag war schon etwas ganz Besonderes. So eine Fassade komplett zu rekonstruieren, war in der Form in Deutschland wohl einmalig“, sagt der damalige Bauleiter und heutige Niederlassungsleiter der Firma Nüthen, Christian Gierke. „So etwas“, ergänzt er, „macht man einmal in seinem Leben.“

Aus 1200 Einzelteilen wurde die klassizistische Fassade der Thier-Galerie zusammen gesetzt. Für die Fassadenelemente waren zuvor Gipsabgüsse nach den Negativformen der originalen Optik des früheren Kaufhauses Clemens gefertigt worden. © Nüthen Restaurierungen

Von der ersten Bestandsaufnahme an der alten Fassade bis zur Eröffnung der Thier-Galerie vergingen exakt zwei Jahre. Aus den vor Ort abgenommenen Negativformen wurden in der Restaurierungswerkstatt zunächst Gipsmodelle hergestellt.

In der Restaurierungswerkstatt dienten Gipsmodelle als Basis für die Herstellung der Zementmörtelelemente. © Nüthen Restaurierungen

Am Abschluss dieser Werkstattarbeiten stand die – fast ein dreiviertel Jahr in Anspruch nehmende – Produktion der rund 1200 Einzelteile, die später an der Fassade zu montieren waren.

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