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Fans der Kult-Disco Bonanza trauern um ihr Idol: Spotnicks-Gitarrist Bo Winberg gestorben
Fangemeinde trauert
Mit den Spotnicks gehörte Bo Winberg in den 70er- und 80er-Jahren zum Inventar in der Disco „Bonanza“. Der legendäre schwedische Gitarrist ist jetzt im Alter von 80 Jahren gestorben.
Es dürften viele Hundert Dortmunder sein, die bis heute von seinem Gitarrensound schwärmen. Wie kaum ein anderer entlockte Bo Winberg mit der schwedischen Instrumentalband Spotnicks seiner 66er-Stratocaster butterweiche, kristallklare Klänge.
Anfang der 70er-Jahre avancierte der jetzt mit 80 Jahren in seiner Heimatstadt Göteborg gestorbene Schwede zu einem Gitarrengott – und zum Stammgast in der Kult-Disco Bonanza an der Mengeder Straße in Nette (heute Bodelschwingher Straße/Emscherallee).

Wurden in den 80er-Jahren gute Freunde: Bo Winberg (l.) und der Netter Gitarrist Karl-Heinz Villis. © Archiv Villis
Unter anderen war Karl-Heinz Villis aus Nette dort oft zu Gast und entdeckte dort seine Liebe zur Musik. „Vor allem die Spotnicks haben mich sofort begeistert. Dieser klare Gitarrenklang von Bo Winberg war einzigartig“, sagt er.
Die Hits der Spotnicks wie „If you could read my mind“ beeinflussten ihn, der selbst leidenschaftlich gerne Gitarre spielt und heute die Dortmunder Band „Tommy & the Blue Boys“ leitet.
Für Karl-Heinz Villis wurde Bo Winberg zum Idol
Karl-Heinz Villis gehörte in den späten Siebzigern zu einer Musikerszene rund um die Bonanza-Discothek, die die Spotnicks auf ihren Deutschland-Tourneen betreute. „Ich war als Roadie, Übersetzer und Helfer mit dabei. Es war ein unvergessliches Erlebnis für mich, mit meiner Lieblingsband vier Wochen zusammen zu sein.“
So lernte er Bo Winberg persönlich kennen und hat alle Auftritte der Spotnicks in Dortmund akribisch aufgelistet. Elfmal traten sie in der Bonanza Discothek auf – zum ersten Mal am 15. September 1974, zum letzten Mal am 20. Oktober 1984.
Zu der Bonanza-Szene zählte auch der heutige Mengeder Rechtsanwalt Matthias Delvo. „Ich war als Musikfan regelmäßig in der Bonanza. Wir haben damals versucht, Bo Winbergs Sound zu entschlüsseln und dafür viel an unseren Gitarren und Verstärkern gebastelt“, sagt er.
Anfang der 80er-Jahre lernte auch Delvo sein Idol Bo Winberg persönlich kennen. „Zu der Zeit organisierte mein Bruder André eine Deutschland-Tournee der Spotnicks“, sagt Delvo. Der Hobbymusiker und der Stargitarrist wurden Freunde. „Die Nachricht von seinem Tod hat mich sehr bestürzt“, so Delvo.

Der Mengeder Rechtsanwalt und Musikfan Matthias Delvo besuchte Bo Winberg 2010 in Göteborg. Im Keller seines Wohnhauses entstand dieses Foto. „Bo war ein begnadeter Bastler", sagt Delvo. © Matthias Delvo
Etliche Konzerte im Henßler-Haus
Dass er vor allem in Dortmund viele Fans hatte, lag natürlich an den regelmäßigen Live-Konzerten in der Bonanza aufgrund der besonderen Kontakte zu Delvo, Villis und Co. – aber nicht nur. Die Spotnicks kamen im März 1973 zum ersten Mal nach Dortmund, als sie in der Westfalenhalle mit dem Bronzenen Löwen von Radio Luxemburg ausgezeichnet wurden.
Außer in Nette gab es dann auch Auftritte im Fredenbaumpark, im Goldsaal, im Club Chez Nous in Brackel und in der Theaterklause. 1984 spielten die Spotnicks auch in der Castrop-Rauxeler Europahalle und von 2001 bis 2015 gab es sechs Auftritte im Fritz-Henßler-Haus in der Dortmunder City.

2008 entstand dieses Foto, als Bo Winberg (l.) seine Freunde im Raum Dortmund besuchte. Hier spielt er kurz gemeinsam mit Bernd Weber vom Fritz Henßler Haus. © RN-Foto Wulle
Vor allem das letzte Gastspiel der Spotnicks am 15. März im Henßler-Haus ist für Villis unvergesslich. „Wenige Jahre zuvor hatte ich Bo Winberg mit dem aus England stammenden Gitarristen Albert Lee, der unter anderem mit Eric Clapton spielte, zusammengebracht.“ Beide verstanden sich gut und schließlich kam es dazu, dass sie zusammen live in Dortmund spielten.

So sahen die Spotnicks 1976 bei einem ihrer legendären Auftritte in der Dortmunder Kult-Disco Bonanza aus. Rechts der Gitarrist Bo Winberg. © Archiv
Der Sound einer Generation von Gitarrenfans ist mit dem Tod von Bo Winberg nun für immer verstummt. Matthias Delvo sagt: „Obwohl ich einen Original-Röhrenverstärker und viele Tipps von ihm bekommen habe, muss ich sagen: Man bekommt den Sound nicht hin. Er kam aus seinen Fingern.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
