Ganze Familie getötet: Entsetzen und Trauer in Baroper Nachbarschaft

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Ganze Familie getötet: Entsetzen und Trauer in Baroper Nachbarschaft

rnVierfaches Tötungsdelikt

In der Nacht zu Donnerstag soll ein 41-Jähriger in Barop seine Frau und drei Kinder getötet haben. Einen Tag nach der Tat herrscht unter Nachbarn Fassungslosigkeit.

Dortmund

, 03.04.2020, 16:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die von Kinderhand ausgemalte Zeichnung am Fenster der Wohnung im ersten Stock ist beklemmend. „Alles wird gut“ steht über dem farbigen Regenbogen. Ein Bild, wie es in diesen Tagen in vielen Kinderzimmerfenstern hängt, um den Menschen in der Corona-Krise Mut zu zusprechen.

Welche Verzweiflung dagegen hinter diesen Fenstern im ersten Stock in der Nacht zu Donnerstag (2.4.) oder am Morgen geherrscht haben muss, darüber kann man nur spekulieren. Die Polizei ermittelt noch, geht aber davon aus, dass der 41-jährige Familienvater seine 38-jährige Frau und die drei Kinder (2, 6 und 8 Jahre) getötet und dann sich an der Autobahnbrücke Blickstraße an der A45 das Leben genommen hat.

„Dass hier so etwas passiert“

„Dass hier so etwas passiert“, hört man immer wieder von erschütterten Nachbarn. Die Familie habe schon einige Jahre in dem Sechs-Familienhaus an der Straße am Schmandsack gelebt. Eine ruhige, helle Wohnsiedlung. Am Freitag (3.4.) ist kaum jemand auf der Straße. Nur wenige arbeiten im Vorgarten. Viele Vorhänge sind zugezogen, Jalousien heruntergelassen. Der Medienrummel einen Tag zuvor hat Spuren hinterlassen.

Vor der Garage am Haus steht noch der schwarze Nissan-Van der Familie mit den Kindersitzen. Nachbarn oder Freunde haben Stofftiere, Blumen und Kerzen in den Hauseingang gelegt. Wenn auch die Nachbarn die Familie nicht sehr gut kannten, die Kinder kannten den achtjährigen Jungen und seine beiden Schwestern aus der Schule und dem Kindergarten.

Die Mutter arbeitete an der TU

Die Mutter war von Beruf Diplom-Ingenieurin und arbeitete am Biozentrum der TU Dortmund. Sie hatte sich für den Donnerstag zum Homeoffice abgemeldet. Der Vater soll Eventmanager, aber schon länger arbeitslos gewesen sein, ist zu hören. Er habe sich um den Haushalt gekümmert.

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Wenn auch alles auf erweiterten Suizid hindeutet und die Polizei gegen Tote nicht ermittelt, müssten sich Polizei und Staatsanwaltschaft der Tatumstände sicher sein und die Spurten abgleichen, erläutert Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. DNA-Spuren würden eingeschickt und die Leichen obduziert. „Das ist der normale Ablauf“, so Schulte-Göbel. Über die Art und Weise, wie der Vater seine Familie getötet haben soll, macht die Staatsanwaltschaft keine Angaben.

Da es keinen Abschiedsbrief gibt, befragt die Polizei auch Arbeitskollegen und Verwandte, um sich ein Bild von der gutbürgerlichen Familie und einem möglichen Motiv für diese schreckliche Tat zu machen. Nur so viel ist klar: Nichts wird wieder gut.

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Wir haben uns entschieden, im Normalfall nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide oder Suizidversuche. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter Tel. 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.