„Wow - ein Gehirn-Raum“, brüllt mein Sohn sofort los, als wir nach dem Empfang den Eingang zum ersten Raum sehen. Wir sind stimmungsmäßig also sofort mittendrin in der neuen Familien-Ausstellung „Kopfüber in die Kunst“, die das Museum Ostwall im Dortmunder U noch bis zum 25. August 2024 zeigt. Hier werden komplette Räume zu Kunstwerken (Environments) und Kinder können „in sie hineingehen, sie auf ihrem Körper sehen, sie hören und fühlen“, heißt es im Begleittext zur Ausstellung.
Kunst und Ausstellungen können mit Kindern viel Spaß machen - für Eltern aber auch zur echten Nervenprobe werden. Wir, vier Erwachsene und drei Kinder (1,5 Jahre, 4 und 5 Jahre) hoffen sehr, dass wir an diesem Sonntagnachmittag eine entspannte Zeit haben werden, wir kreativ werden und beeindruckende Räume entdecken können.
Klettern, fühlen, entdecken
Beim Vierjährigen ist das Beeindrucken recht einfach: Den „Gehirn-Raum“, der eigentlich „Schaumraum“ heißt, würde er am liebsten sofort stürmen. Hier gilt allerdings Schuhe ausziehen und kurz warten. Security-Mitarbeiter sorgen dafür, dass es in dem kleinen Raum nicht zu voll wird. Als wir hinein dürfen, legen alle drei Kinder direkt los.
Der Raum ist komplett mit Schaumstoff verkleidet, bietet Gelegenheit, etwas zu klettern und kleine Nischen zu entdecken. Der pinke Schaumstoff ist so in Falten drapiert, dass er optisch durchaus an die Oberfläche des Gehirns erinnert. „Ihr dürft den Schaumstoff anfassen und darin herumgehen, aber bitte seid lieb zu ihm“ habe ich an der Infotafel gelesen. Das klappt für uns gut: Die Kinder klettern, erkunden, fühlen - haben davon nach knapp 10 Minuten genug und wollen weiterziehen.

„Teilt das Bild!“, lautet die Aufforderung beim zweiten Raum - insgesamt gibt es acht: Die Bewegungen der Besucher sollen das Kunstwerk beeinflussen. In dem Raum hängen durchsichtige Stoffbahnen, auf die bewegte Bilder projiziert werden. Die Dame von der Security spricht die Kinder am Eingang freundlich und kindgerecht an: Rennen ist hier nicht erlaubt, „bewegt euch am besten langsam wie Schnecken“. Ein Moment, in dem mein Puls automatisch hochschnellt - ich weiß genau, dass „langsam“ meinem Sohn schwerfällt. Der Blick meiner Freundin zeigt mir, dass sie bei ihrem Fünfjährigen ähnliche Bedenken hat.
Und wir behalten leider recht: Beide Jungs bemühen sich wirklich, aber die Verlockung ist doch zu groß. Es macht ihnen richtig Spaß, durch die Stoffbahnen zu huschen - dabei werden sie immer wieder zu schnell. Wir Erwachsenen müssen immer wieder ermahnen, der Erfolg ist meist von kurzer Dauer.
Sehr positiv überrascht bin ich davon, wie viel Spaß meine Tochter mit ihren eineinhalb Jahren in diesem Raum hat: Sie tapst freudestrahlend durch die Stoffbahnen, steckt ihren Kopf durch die Stoffbahnen - zunächst vorsichtig, dann immer sicherer.
Verschnaufpause im Schwarzlicht
Im Anschluss gibt es eine kleine Verschnaufpause: In einem dunklen Kreativraum, mit Schwarzlicht beleuchtet, liegen Sitzsäcke und auf einer schwarzen Wand dürfen die Besucher mit Leuchtstiften Zeichnungen hinterlassen. Sehr schade: Stifte gibt es bei unserem Besuch hier nicht. Die wurden wohl von anderen Besuchern geklaut, sagt ein Mitarbeiter auf unsere Nachfrage.
Im nächsten Raum steht ein Achteck in der Mitte, an dessen Seiten Muster projiziert werden, an den Wänden drumherum sind Spiegel angebracht. „Ihr könnt euch zu den Mustern bewegen und schauen, was das mit eurem Spiegelbild macht“ - lese ich auf der Infotafel. Unsere Kinder packt der Raum nicht, sie gehen schnell weiter.
Sportlich geht es im nächsten Raum zu: „Bewegt euch mit mir!“, lautet die Aufforderung dazu. Es liegen Hula-Hoop-Reifen bereit, auf einem Bildschirm zeigt jemand, was man mit einem Hula-Hoop-Reifen alles anstellen kann. Besonders meine Tochter hat Spaß, die Reifen zu drehen. Beim Blick in den nächsten Raum, der für uns eines der Highlights der Ausstellung ist, zieht es die Kinder aber schnell weiter.
Die Wände sind mit bunten Mustern gestaltet, die den Eindruck erwecken sollen, man befinde sich im Innern eines Kaleidoskops. Es liegen mit Stoff bespannte lange Röhren (von der Form und Größe in etwa wie Pool-Nudeln) bereit, die man mit Klett an der Decke und den Wänden anbringen kann. Sofort beginnen die Kinder, den Raum damit umzugestalten.
Zudem kann man an von unten beleuchteten Lichttischen mit bunten Plastikschnipseln Plastikscheiben bekleben, die dann in Kaleidoskope gesteckt werden können. Hier versinkt meine Tochter zehn Minuten völlig im Abknibbeln und neu aufkleben.
Schattenkinder und wilde Tiere
Schattenkinder warten im sechsten Raum. Die Schattenkinder „wollen aus dem Raum befreit werden. Ihr könnt ihnen dabei mit der Laterne in eurer Hand helfen“, steht auf dem Infoschild. Mein Vierjähriger jagt die Gestalten an den Wänden hin und her und hat dabei richtig Spaß. Aber auch nur zugucken ist unterhaltsam.
Die Gestalten könnten Kindern aber wohl auch etwas suspekt sein - wer eher ängstlichen Nachwuchs hat, bleibt beim Betreten des Raums vielleicht besser in Griffweite.
Im Raum „Weckt die Tiere“ konzentrieren wir uns anschließend auf fühlen und hören: Größe Säulen sind mit „Fell“ bespannt - streicht man darüber, löst man Tiergeräusche aus. Meine Tochter umarmt die Säulen fasziniert. Mein Sohn testet kleine Stationen aus, an denen man Geräusche erzeugen kann: Eine Blechplatte, mit der man Donner erzeugen kann, fesselt ihn besonders.

Zum Abschluss betreten wir einen Raum, an dessen Wänden eine Naturlandschaft zu sehen ist, die sich ständig verändert. Die Kinder gehen und rennen davor her, versuchen Tiere und Pflanzen zu berühren. Man kann sich aber auch einfach hinsetzen und die Bilder wirken lassen, dann hat der Raum durchaus etwas Meditatives.
Es ist ein schöner Abschluss für die kleine Entdeckungsreise, die wir erlebt haben. Nach einer guten Stunde verlassen wir die Familien-Ausstellung. Für die Altersklasse ist das in etwa das, was wir zeitlich erwartet hatten. Bei älteren Kindern kann man bestimmt etwas mehr Zeit einplanen.

Das Fazit
Wir sind wirklich sehr zufrieden. Es war abwechslungsreich und spannend, auch für uns Erwachsene. Die Kinder haben viele Eindrücke gesammelt und viel ausprobiert, Überraschendes und bis dato für sie völlig Unbekanntes entdeckt.
Sehr positiv fällt uns das Sicherheitspersonal auf, das die Kinder mehrfach sehr freundlich anspricht, erklärt, was man in den Räumen erleben kann. Bis auf die erwähnte Ausnahme (nicht rennen im Raum „Teilt das Bild“) konnten sie sich frei ausleben, was den Besuch für uns Eltern entspannt gehalten hat. Für alle von uns ist klar: Diese Ausstellung empfehlen wir auf jeden Fall weiter - und besuchen sie bestimmt noch ein zweites Mal.
Tipp: Wir schauen im Anschluss noch in der kostenlosen Ausstellung „Pixelfieber“, ebenfalls im Dortmunder U, vorbei - auch die bietet Kindern einiges zum Ausprobieren.
Alle Infos zur Familien-Ausstellung
- „Kopfüber in die Kunst“ ist noch bis zum 25.8.2024 im Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund, zu sehen.
- Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 11 bis 18 Uhr; Donnerstag und Freitag 11 bis 20 Uhr; Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr; Montag geschlossen
- Tickets: Eintritt 9 Euro für Erwachsene; ermäßigt 5 Euro für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre; Eintritt frei für Kinder bis einschließlich 6 Jahre.
- Tickets und weitere Infos unter www.dortmunder-u.de
Hinweis der Redaktion: Der Artikel erschien ursprünglich am 4. Mai 2024.
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