Fast zwei Jahre nach dem Tod von Mouhamed Dramé bei einem Polizeieinsatz in der Nordstadt hat auch die fünfte Angeklagte vor dem Schwurgericht ihre Aussage gemacht. Die Beamtin hatte bei dem Vorfall im Innenhof einer Jugendeinrichtung mit einem Taser auf Mouhamed geschossen.
„Nachdem er von dem Pfefferspray getroffen worden war, ist er aufgesprungen und mit dem Messer in der Hand auf uns zugelaufen“, sagte die Angeklagte. „In diesem Moment habe ich beschlossen, zu tasern - aus Eigensicherung.“
Taser zur Eigensicherung
Fast im selben Moment will die Polizistin dann auch schon die Schüsse aus der Maschinenpistole gehört haben. Mouhamed sei zusammengebrochen und fast direkt vor ihr zu Boden gefallen. „Ich habe gleich gesehen, dass er Schussverletzungen hatte“, so die Angeklagte.
Während des Einsatzes will die Beamtin keine Zweifel an den Plänen des Dienstgruppenleiters gehabt haben. Sie habe zwar vorgeschlagen, den Taser vor dem Pfefferspray einzusetzen. Der Einsatzleiter habe sich aber für eine andere Reihenfolge entschieden. „Und das war für mich auch nachvollziehbar.“
„War nachvollziehbar“
Aus verschiedenen Chats, die später auf dem Mobiltelefon der Angeklagten gesichert wurden, lassen sich indes schon leise Zweifel herauslesen. In einem teilt die Frau ihrem Gesprächspartner mit: „Natürlich fragt man sich: Hätten wir die Lage statisch halten können? Hätten wir eine andere Taktik wählen können?“
Darauf von den Richtern angesprochen, sagte die Angeklagte: „Es ist doch klar, dass man im Nachgang eines solchen Einsatzes solche Fragen stellt. Aber es kann ja niemand sagen, was passiert wäre, wenn wir etwas anders gemacht hätten.“
Chats ausgewertet
Dass der Einsatzgrund „Suizidale Person im Innenhof“ grundsätzlich richtig war, bestätigte nach der Aussage eine weitere Zeugin im Prozess. Bei dieser handelte es sich ebenfalls um eine Polizistin von der Wache Nord. Sie hatte am Tag vor dem Tod Mouhameds Dienst.
In der Nacht sei der Jugendliche auf der Wache erschienen und habe um Hilfe gebeten. „Er war der deutschen Sprache nicht mächtig“, erinnerte sich die Zeugin. Mit etwas Spanisch habe man jedoch herausgefunden, was Mouhamed wollte.
Zeugin von der Wache
Der Jugendliche habe „Hospital, Hospital“ gesagt und Ritzbewegungen am Unterarm gemacht. „Auf uns wirkte es so, als habe er Suizidgedanken und sei auf der Suche nach Hilfe“, so die Zeugin.
Zusammen mit ihren Kollegen habe sie deshalb beschlossen, Mouhamed in die LWL-Klinik nach Aplerbeck zu bringen. Dort wurde er jedoch schon nach einem Arztgespräch wieder entlassen.