
© Matthias Langrock
Fahrradprüfung ausgefallen: Dortmunder Schulen können nicht alles nachholen
Fahrradfahren
An mehr als jeder zehnten Dortmunder Grundschule ist im vergangenen Schuljahr durch Corona die Fahrradprüfung ausgefallen. An Gymnasien im Westen gibt es Nachhol- und Alternativprogramme.
Im vierten Schuljahr steht in den meisten Grundschulen die Fahrradprüfung auf dem Programm. Das Angebot der Schulen wird von der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei unterstützt. Eine ganze Schulwoche ist eigentlich für die Radfahrübungen, den Theorieunterricht und eine abschließende kleine Prüfung im Straßenverkehr angesetzt.
Während der Corona-Pandemie konnten die Prüfungen aber nicht an allen Grundschulen abgenommen werden. Die Verkehrssicherheitsberatung der Polizei Dortmund betreut eigentlich 120 Schulen. An 13 davon musste das Angebot laut Polizeihauptkommissar Sascha Schlusemann ganz ausfallen.
Weniger Ausfälle als befürchtet
Manche Grundschulen hätten es zeitlich am Ende des durch die Corona-Pandemie chaotischen Schuljahres nicht mehr geschafft, die Prüfung anzubieten. Andere hätten sich bewusst dagegen entschieden. Haben stattdessen anderen Stoff, der während der Lockdowns auf der Strecke geblieben war, nachgeholt. „Das ist auch verständlich“, meint Schlusemann.
Aber 13 von 120 Schulen sind immerhin mehr als zehn Prozent. Und an den restlichen gab es laut der Polizei zwar Fahrradprüfungen, aber in abgespeckter Form. Keine fünf Tage lang und mit kürzeren Prüfungsstrecken. „Die Pandemie hat unsere Arbeit an den Schulen zwar nicht so sehr eingeschränkt, wie ich anfangs befürchtet hatte, aber natürlich sind an jeder Schule, wo wir die Fahrradprüfung nicht machen konnten, Kinder betroffen“, sagt Sascha Schlusemann.
Radfahren im Sportunterricht
Einige weiterführende Schulen im Dortmunder Westen wollen schnell sicherstellen, dass alle ihre Schüler auch wirklich sicher Radfahren können. Das Reinoldus- und Schiller-Gymnasium (RSG) in Dorstfeld etwa hat die Radfahrausbildung bereits in den Sportunterricht integriert.
Auch am Bert-Brecht-Gymnasium (BBG) in Kirchlinde holen die fünften und sechsten Klassen das Radfahrtraining jetzt teilweise nach: Zusammen mit dem ADFC organisiert die Schule mehrere Aktionstage mit Fahrsicherheitstraining.
Das Fahrtraining habe man schon vor der Pandemie zum festen Bestandteil des Unterrichts der Fünftklässler machen wollen, sagt Schulleiterin Sabine Schmidt-Strehlau. In der Hoffnung, dass dann mehr Schüler mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Allerdings eigentlich immer nur für einen, eben den fünften, Jahrgang pro Schuljahr.
Weil aber auch die jetzigen Sechstklässler von den Ausfällen betroffen waren und für sie zusätzlich zu der Fahrradprüfung in der Grundschule auch das ADFC-Training im letzten Jahr ausfallen musste, gibt es das Training in diesem Schuljahr gleich zweimal. Zu Beginn des Schuljahres für die Sechser. Und dann noch einmal kurz vor den nächsten großen Ferien für die Fünfer.
Die Radfahrprüfung kann das BBG nicht nachholen
Am Montag und Dienstag (30. und 31.8.) hat Karl-Heinz Kibowski vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) mit jeder der vier sechsten Klassen am BBG zwei Stunden lang das sichere Radfahren geübt. Sabine Schmidt-Strehlaus Bilanz: „Die Schüler sind ziemlich begeistert.“
Beim Fahrsicherheitstraining mit dem ADFC üben die Kinder an fünf Stationen unter anderem im Slalom um Pfosten herumzufahren und möglichst genau vor einer auf den Boden gezeichneten Linie zu bremsen. Bei einem kleinen Fahrradtest können sie zeigen, wie fit sie auf dem Drahtesel sind.

Den Sechstklässlern am Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde macht das Fahrradtraining mit dem ADFC sichtlich Spaß. Die Fahrradprüfung aus der Grundschule ersetzt es aber laut Schulleiterin Sabine Schmidt-Strehlau nicht. © Matthias Langrock
Aber: „Die Radfahrprüfung, die für einige der jetzigen Fünftklässler ja ausgefallen ist, können wir aber leider nicht mehr nachholen“, sagt Sabine Schmidt-Strehlau. Zwei Stunden Radfahren auf dem Schulhof ersetzen schließlich nicht eine ganze Schulwoche Verkehrssicherheitstraining mit Fahren im Straßenverkehr.
„Wir suchen nicht in erster Linie nach Defiziten, die die Kinder haben, weil sie keine Fahrradprüfungen hatten. Die Aktion soll ihnen vor allem Spaß machen.“ Leider habe sich bei einigen Sechstklässlern während der zwei Tage tatsächlich gezeigt, dass sie eigentlich noch mehr Fahrtraining bräuchten, sagt Schmidt-Strehlau.
In solchen Fällen sprechen die Lehrer mit den Eltern. Zu den Angeboten des ADFC können diese dann selbst mit ihren Kindern gehen. Das nächste solche Training ist am 11. September in der Jugendverkehrsschule am Fredenbaumpark, das auch Sascha Schlusemann empfiehlt. Zusätzlich weist Schlusemann auch auf die Ferientrainings von ADFC und Polizei hin. Und wenn es personell passe, würde die Polizei auch die weiterführenden Schulen bei Nachholprogrammen unterstützen.
Viele Kinder fahren nicht regelmäßig Fahrrad
Auch einen Helm- und Fahrradcheck macht der ADFC: Ist der Helm sturzsicher und funktionieren Licht, Klingel und Bremsen? „Die Fahrräder sind oft verbesserungswürdig. Vor allem, wenn man sieht, dass sie monatelang in der Ecke gelegen haben“, sagt Karl-Heinz Kibowski.
„Das Problem ist, dass viele Kinder zu Hause nicht regelmäßig Rad fahren. Beim Training in der Schule müssen sie es lernen, ob sie wollen oder nicht“, so Kibowski weiter. Durch den Ausfall habe dieses Muss gefehlt.
Ähnlich wie das RSG will auch das BBG das Radfahren in den Sportunterricht einbeziehen. Die Sportlehrer begleiten dafür das ADFC-Training. „So können sie sich schon ein Bild vom Können ihrer Schüler machen“, sagt Schmidt-Strehlau.
1997 in Dortmund geboren. Dort seit 2017 für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Habe die Stadt dabei neu kennen und lieben gelernt. Mag die großen und kleinen Geschichten um mich herum, Bücher, schreiben und fotografieren.
