Der tödliche Unfall an der Kreuzung Leni-Rommel-Straße und Oberdorfstraße ist am Freitag (19.5.) nur noch durch die Markierungen der Polizei zu erahnen. Ein 80-jähriger Fahrradfahrer ist hier von einem Lkw erfasst und überrollt worden. Zwei Tage nach dem Vorfall sitzt der Schreck bei den Fahrradverbänden in Dortmund noch tief.
Andreas Bach vom Fahrradverband ADFC Dortmund zeigt sich bestürzt. „Wir sind einfach nur erschrocken. Es ist eine Katastrophe, wenn so etwas passiert“, sagt Bach.
Der normale Fahrradfahrer fühle sich in Dortmund wegen der schlechten Infrastruktur für Radfahrer einfach unsicher. Auch an der Unfallstelle sei das der Fall. „Wir haben hier eigentlich einen Radfahrstreifen. Der müsste eigentlich eine Breite von über zwei Metern haben. Der Streifen hier hat auf keinen Fall zwei Meter“, bemängelt Bach.
Dazu käme, dass die Markierungen des Radwegs an der Unfallstelle kaum noch zu erkennen sei. Außerdem müsse die Haltelinie des Fahrradstreifens versetzt zur Haltelinie der Autofahrer verlaufen. Auch das ist an der Kreuzung nicht gegeben.
Seine Lösung für solche tragischen Unfälle wäre ein Modell, welches in einem deutschen Nachbarland Anwendung findet. „Das Hauptproblem ist, dass es keine komplette Trennung zwischen Pkw- und Radverkehr gibt. Das holländische Modell wäre das Beste“, sagt er. Eine Verlegung auf den Bürgersteig sei für Bach nicht sinnvoll, da es dort dann zu Unfällen mit Fußgängern - insbesondere Leuten mit Hundeleine - kommen würde.
„Infrastruktur aus der Hölle“
Auch Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ kritisiert die Verkehrsführung an der Unfallstelle. „Wir würden uns einfach eine Infrastruktur wünschen, die so sicher ist, dass solche Dinge erst gar nicht passieren können“, so Fricke. Auch er kritisiert den zu kleinen Fahrradstreifen. „Wir haben hier einen extrem schmalen Radstreifen, den man nach heutigen Standards so wahrscheinlich gar nicht mehr anlegen dürfte.
Für ihn kommt noch ein weiteres Problem hinzu, welches Radfahrern an der Kreuzung das Leben schwer macht: „Dieser extrem schmale Streifen ist zusätzlich auch noch eingequetscht zwischen der Busspur und dem fließenden Verkehr. Da halten die Autofahrer dann natürlich noch weniger Abstand“, so Fricke.

Von der Stadt erwartet er jedoch nicht, dass in nächster Zeit etwas für einen besseren Radverkehr getan wird. „Das Problem bei der Stadt ist, dass sie die Fahrrad-Infrastruktur auf den Hauptrouten gar nicht zeitnah umbauen will. Die Stadt hat eine Radverkehrsstrategie entwickelt und da steht im wesentlichen drin; ‚Liebe Radfahrer, fahrt doch bitte auf den Nebenstraßen, wo ihr den richtigen Verkehr nicht so stört.‘ Das heißt wörtlich übersetzt, dass auf Hauptstraßen in den nächsten zehn Jahren sehr wenig passieren wird“, meint er.
Ermittlungen gegen Lkw-Fahrer
Gunnar Wortmann, Sprecher der Polizei Dortmund, erklärt, dass auf den Fahrer des Lkw jetzt ein Verfahren zukommt. „Gegen den Fahrer wird nun wegen Fahrlässiger Tötung ermittelt“, so Wortmann. Das sei die standartmäßige Ermittlung, wenn jemand bei einem Verkehrsunfall zu Schaden kommt.
Der Lkw-Fahrer ist ein 51-jähriger Serbe. Bei der Polizei laufen aktuell laut Wortmann „aufwendige Unfallermittlungen“. Ein Unfallschwerpunkt sei die Kreuzung der Leni-Rommel- und Oberdorfstraße allerdings nicht.
Die vielbefahrenen Logistikzentren von Rewe und Tedi am Asselner Hellweg unweit der Unfallstelle und die große Baustelle auf der Straße zwingen Kraftfahrer häufig dazu, eine Umleitung zu fahren. Auch wenn die Leni-Rommel-Straße davon eigentlich nicht betroffen sein sollte. „Die offizielle Umleitung führt über die Holzwickeder-, Aplerbecker- und Asselner Straße und nicht über die Leni-Rommel-Straße“, sagt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann.
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