Jeden dritten Freitag im Monat fährt die „Critical Mass“ durch Dortmund - eine Fahrrad-Demonstration, die Verbesserungen der Radverkehrs-Bedingungen anstrebt. Nach einem tödlichen Unfall ist die Tour in diesem Monat eine besondere.
Am 10. Oktober (Dienstag) ist ein 62-jähriger Radfahrer auf der Bornstraße unter eine Stadtbahn geraten und gestorben. „Viele Radfahrende sind von dieser Nachricht betroffen“, sagt Peter Fricke von der Organisation Velo City Ruhr. Deshalb soll es bei der nächsten „Critical Mass“ am Freitag (20.10.) eine Schweigeminute geben.
Wie gewohnt treffen sich die Teilnehmenden um 19 Uhr auf dem Friedensplatz in der City. Eine halbe Stunde später wollen die Organisatoren den Unfallort an der Ecke Bornstraße / Eisenstraße erreichen.
Ein weiß angestrichenes sogenanntes Ghostbike - wie es direkt an der nächsten großen Kreuzung (Glückaufstraße) zu sehen ist - wird nicht aufgestellt. Diese Mahnmale werden in der Regel dann errichtet, wenn Radfahrende durch Fehler anderer Verkehrsteilnehmer zu Tode kommen.

Bei der Gestaltung der Dortmunder Straßen sehen die Fahrradverbände weiterhin einigen Verbesserungspotenzial - beispielsweise an der Stelle eines tödlichen Unfalls aus Mai. An der Brackeler Kreuzung der Leni-Rommel- zur Oberdorfstraße war ein 80-jähriger Radfahrer bei einem Unfall mit einem Lkw getötet worden.
Ende August hat die zuständige Bezirksvertretung beschlossen, die Fahrradspuren dort von 1,50 auf 2 Meter zu erweitern und rot zu markieren. Die zwei bisherigen Autospuren werden zu einer „überbreiten“ Spur zusammengelegt. Axel Rickel glaubt aber nicht, dass das die Sicherheit des Radverkehrs verbessere.
Neben- oder hintereinander?
So einen „überbreiten“ Fahrstreifen gibt es bereits etwa auf der Faßstraße in Hörde, was bei vielen Autofahrenden für Verwirrung sorgt. Sie fragen sich, ob sie dort neben- oder hintereinander fahren sollen. Axel Rickel nennt den dortigen Umbau „gescheitert“, solche „überbreiten“ Spuren sorgen seiner Ansicht nach dafür, dass Autos erst recht auf den Radfahrstreifen ausweichen.

Peter Fricke findet es besser, nur einen normalen Fahrstreifen für Kraftfahrzeuge anzulegen. „Hier hat die Bezirksvertretung Brackel sich für eine Alibi-Lösung entschieden, weil sie offenbar Angst hatte, dass es sonst zu geringfügig längeren Wartezeiten für den Autoverkehr kommen könnte“, sagt er.
„Solange Abwägungen zwischen der Sicherheit des Radverkehrs und der Leichtigkeit des Kraftverkehrs so getroffen werden wie in der Leni-Rommel-Straße, wird sich die Sicherheit des Radverkehrs in Dortmund nicht verbessern“, meint Peter Fricke.
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