Dortmunder Fachgeschäft für Wohnaccessoires schließt für immer „Alles zu groß, alles zu teuer“

„Schau mal rein“ in Mengede schließt an Heiligabend für immer
Lesezeit

Die Tage sind gezählt: An Heiligabend (24.12.2024) endet eine Jahrzehnte lange Geschäftstradition in bester Vorort-Lage. Mittags schließt Inhaberin Iryna Laabs zum letzten Mal die Türen von „Schau mal rein“ ab. 43 Jahre gab es in dem inhabergeführten Laden in Dortmund-Mengede Wohnaccessoires, gehobene Geschenk- und Dekoartikel sowie Kunsthandwerk.

Mitten in der Corona-Zeit, im September 2020, hatte Iryna Laabs das Ladenlokal übernommen. 39 Jahre zuvor hatte Ulla Tembusch das Fachgeschäft eröffnet. Nach einem Umzug Mitte der 1980er Jahre war Am Amtshaus 6 in der Umgebung die erste Adresse für geschmackvolle Wohnaccessoires.

Nun ist Schluss. „Es ist alles zu groß, alles zu teuer“, sagt Iryna Laabs im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Corona-Krise habe sie noch gut gemeistert. Wie viele andere Mengeder Geschäfte setzte sie nach den Lockdown-Lockerungen im März 2021 auf „Click & Meet“ – Einkaufen nach Terminvereinbarung. Erster Skepsis der vor allem weiblichen Kundschaft folgte die Freude wieder shoppen zu können.

Neues Konzept an der Ammerstraße

Dann aber sei der Krieg in der Ukraine gekommen, erklärt Iryna Laabs. Und mit ihm Energiekrise und Inflation – zu viel für den Betrieb auf rund 100 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Davon hat sich das Geschäft seitdem nicht erholt“, sagt die Geschäftsfrau.

Seit August 2024 schon deutet ein Schild neben der Eingangstür auf die bevorstehende Geschäftsaufgabe hin. Wenige Tage vor Weihnachten verrät Iryna Laabs jedoch, dass sie so ganz nicht aus dem Mengeder Geschäftsleben verschwindet.

Auslage mit Wohnaccessoires und Dekoartikeln im Ladenlokal von "Schau mal rein" in Dortmund-Mengede.
Iryna Laabs schließt "Schau mal rein", ihr Geschäft für Wohnaccessoires in Dortmund-Mengede. © Uwe von Schirp

Am 1. Februar 2025 wird sie in der Ammerstraße 29 an der Grenze von Mengede und Nette eine „Dekowerkstatt“ eröffnen. Das Ladenlokal sei deutlich kleiner, erklärt sie. Ebenso das Sortiment: Kunstgewerbe, Gestaltung, Handarbeit. „Das ist jetzt schon gefragt“, sagt Iryna Laabs. „Und man kann die Sachen nicht im Online-Handel bestellen.“

Die Schließung von „Schau mal rein“ ist für das Mengeder Geschäftszentrum ein weiterer Verlust. Bereits an diesem Samstag (21.12.) macht im Nachbarhaus Coiffeur Schäfer dicht. 110 Jahre bestand der Familienbetrieb – knapp 45 Jahre davon im Eckhaus von Siegburgstraße/Am Amtshaus.

Bevor Uli Schäfer, Vater von Inhaberin Nina Degen, um 1980 das Ladenlokal in der Geschäftsstraße am Marktplatz übernahm, war in dem Eckgebäude auf zwei Etagen „MeKa“, das Mengeder Kaufhaus. Für Friseursalon und Parfümerie reichte das Erdgeschoss. Oben sind seit inzwischen vier Jahrzehnten Wohnungen.

Doch die 220 Quadratmeter Geschäftsfläche sind Nina Degen ebenfalls zu groß. Für die 14 Bedienplätze findet sie kein Personal. Hinzu kommt der Kostenapparat für die große Betriebsfläche. „Der ist nicht mehr auf die Kundschaft umzulegen“, sagt die 45-Jährige. Schon 2022 gab sie die Parfümerie auf und beugte sich dem immensen Kostendruck aus Online-Handel und Ketten.