Auf dem Ostenhellweg in Dortmund hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Und auch die kommenden Monate werfen ihre Schatten voraus. Gerät Dortmunds zweitbekannteste Einkaufsstraße beim Wandel des stationären Einzelhandels unter die Räder?
Viel Veränderung
Um zu verstehen, wo der Ostenhellweg steht, und wo seine Reise womöglich hingehen könnte, bedarf es eines Blicks auf die Verschiebungen der vergangenen Monate.
Im September hat die Modekette „Ulla Popken“ den Ostenhellweg verlassen. Im November hat im Haus des ehemaligen Spielwarengeschäftes „Lütgenau“ die Discounterkette „Kik“ eröffnet. Im Gebäude des früheren Einrichtungshauses „Maison du Monde“ hat der Elektronikmarkt „Coolblue“ unter großem Aufsehen eröffnet. Im Dezember dann schloss die Dekokette „Depot“ im Zuge einer Insolvenz ihre Filiale. Voraussichtlich im Herbst 2025 wird das große Modehaus C&A den Ostenhellweg verlassen. Und nebenher sorgt auch noch ein vermeintlicher „Schrammel-Chinese“ für Aufsehen.
Viel Bewegung also für einen vergleichsweise kurzen Abschnitt der Dortmunder Einkaufsmeile. Aber was bedeutet das alles für den Ostenhellweg und vielleicht auch für den stationären Einzelhandel in der City insgesamt?
Keine großen Namen
„Der Ostenhellweg war mal eine 1A-Lage“, sagt Christian Heuchert. Er ist beim Unternehmen JLL für die Vermittlung von Einzelhandelsimmobilien unter anderem in Dortmund verantwortlich und war erst kürzlich mit Kunden auf dem Ostenhellweg unterwegs. Die Einkaufsstraße sei aktuell für große Namen wenig attraktiv – wandle sich aber zu etwas anderem.
„Aktuell laufen am Ostenhellweg vor allem Discounter und Nahversorger gut“, analysiert Christian Heuchert. Gemeint sind zum Beispiel „Kik“ und „TK Maxx“, aber auch die vielen kleineren Geschäfte und Imbisse an der Straße. „Für die großen internationalen Marken ist das allerdings ein klares Signal: ‚Das ist nicht unsere Lage‘.“

Große Marken finden sich vor allem am Westenhellweg und dort insbesondere im Umfeld der Thier-Galerie. „Spätestens am Platz vor der Reinoldikirche ist Schluss. Der ist eine Barriere für Kundinnen und Kunden“, sagt Christian Heuchert.
Am Ostenhellweg sei die aktuelle Entwicklung – hin zu einer Discount- und Nahversorgungslage – schwer aufzuhalten, so der Experte. Das sei aber nicht zwingend schlecht – für die Eigentümer der Immobilien beispielsweise: „Kik ist zum Beispiel ein sehr stabiler Mieter. Da freut sich ein Eigentümer drüber.“ Und auch für Kunden und Kundinnen biete die Veränderung Raum für Innovationen.
Erlebnisse schaffen
Bei diesen Innovationen geht es auch am Ostenhellweg um ein Thema, das den Einzelhandel in Dortmund insgesamt schon länger beschäftigt. Die Belebung über das bloße Shopping hinaus. „Es reicht nicht mehr, um Menschen in die Geschäfte zu locken, dass sie am Ende ihre Beute dort hinaustragen können.“
Dabei gehe es zum einen darum, Erlebnisse neben dem Einkaufen anzubieten. Es gebe allerdings auch eine zeitliche Dimension. Der Ostenhellweg (ebenso wie der Westenhellweg) müsse auch nach Geschäftsschluss frequentiert werden.
Überrascht habe Christian Heuchert zunächst die Eröffnung von „Coolblue“ am Ostenhellweg. „Das spricht für mich dafür, dass eine solche Filiale auch als ein City-Hub zu sehen ist, von dem aus dann kurzfristig nach Hause geliefert wird.“ Für vergleichbare Konzepte könne der Ostenhellweg aber so ebenfalls ein guter Standort sein.
Großer Mieter geht
Einen Betrag dazu leisten könnte ein Wechsel, in der wohl prominentesten Einzelhandelsimmobilie am Ostenhellweg. Die Modekette C&A will dort wohl im Herbst dieses Jahres ausziehen. Details zur Nachfolgenutzung sind noch nicht bekannt. Nur so viel: In die große Immobilie soll nicht nur Einzelhandel einziehen.

Dafür muss in dem Gebäude viel passieren. „Die Eigentümer machen das C&A-Haus zukunftsfähig“, betont Christian Heuchert. Sollte das gelingen, könne eine gemischte Nutzung des Gebäudes aber auch für den Ostenhellweg eine Bereicherung werden.
Auch entlang der Dortmunder Einkaufsstraße insgesamt – also auch am Westenhellweg – gebe es übrigens Gebäude, die eines Umbaus bedürften, um zukunftsfähig zu werden, so Heuchert.
Kein Verschwinden
Trotz aller Veränderung, die manche als negativ wahrnehmen mögen, andere wie auch Christian Heuchert als Gelegenheit für Innovation sehen – eine Sache betont der Experte: „Niemand muss Sorge haben, dass der Einzelhandel aus den Innenstädten verschwinden wird.“ Zwar finde beispielsweise mittlerweile knapp über die Hälfte des Textil-Einzelhandels online statt. „Menschen werden aber als soziale Wesen auch in Zukunft immer zum Einkaufen auch in die Innenstädte gehen.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. Februar 2025.