Es ist schwer, nicht der toxische Partner zu sein Marie Ahlers (32) über das Kämpfen in Beziehungen

Es ist schwer, nicht der toxische Partner zu sein: Marie Ahlers (32) über das Kämpfen in Beziehungen
Lesezeit

In meinem Kopf gibt es nur zwei Beziehungsmodelle: komplette Aufopferung für den Partner oder die absolute Kontrolle über die Beziehung. Beide Modelle habe ich schon ausprobiert – jedes Mal sind die Beziehungen – Überraschung – katastrophal gescheitert. Denn dass das keine Liebe ist, weiß ich auch.

Dennoch habe ich diese Muster verinnerlicht. Und ich glaube, dass ich mit diesem Schwarz-Weiß-Denken nicht allein bin. Viele Frauen, mit denen ich gesprochen habe, kennen das Problem: Man stellt seine eigenen Bedürfnisse komplett zurück, um den Partner glücklich zu machen. Entweder, weil er das einfordert oder weil man es so gelernt hat. Im schlimmsten Fall trifft beides zu – dann hat man den Prototyp einer toxischen Beziehung vor sich.

Wenn ich meinen Partner zufriedenstelle, all seine Bedürfnisse erfülle, sie am besten schon errate, bevor er sie äußert – dann bin ich nicht nur sicher, nein, dann ist die Welt wie sie sein sollte – so die Vorstellung. Es war mühsam zu lernen, meine eigenen Bedürfnisse genauso ernst zu nehmen wie die meines Partners. Manchmal gelingt mir das bis heute nicht. Manchmal schieße ich dabei aber auch über das Ziel hinaus.

Manchmal ist es schwierig, nicht der toxische Partner zu sein in der Beziehung

Denn mein Freund kann schließlich nichts dafür, dass ich mein Leben lang gelernt habe, die Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen von Männern auf ein Podest zu stellen und meine eigenen zu ignorieren. Ergo trifft es auch den falschen, wenn ich aus Wut über dieses erlernte Verhalten jeden Wunsch, den er äußert, als Bedrohung für meine Freiheit ansehe. Ich sag’ es, wie es ist: Manchmal ist es schwierig, nicht der toxische Partner zu sein in der Beziehung.

Denn in der Liebe geht es nicht darum, den Bedürfnis-Kampf zu gewinnen. Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei, diesen Kampf führen zu wollen – aus lauter Angst, zu verlieren.

Zum Glück erinnert mich mein Freund in diesen Momenten daran, worum es eigentlich geht: Um eine Beziehung auf Augenhöhe, in der man gemeinsam eine Lösung findet. In der man akzeptiert, dass zwei Menschen nicht immer dieselben Bedürfnisse haben, in der man aber in der Lage ist, Kompromisse zu finden, mit denen sich beide wohlfühlen. „So baut man keine Beziehung“, sagt er mir, wenn ich ihm mal wieder von den Kämpfen berichte, die ich in meinem Kopf führe.

Ein Topf mit Suppe

In meinem Kopf ist eine Beziehung manchmal ein Topf Suppe, vor dem ich lange hungrig saß, aber nie etwas bekommen habe, weil frühere Partner alles genommen haben. Weswegen ich mich heute voller Futterneid auf diesen Topf stürze und ihn in Windeseile auslöffele, aus Angst, wieder zu kurz zu kommen. In dieser Metapher sitzt mein jetziger Freund verwirrt neben dem Topf und fragt mich: „Hey, wollen wir das Essen nicht einfach zusammen genießen?“

Ich bin froh, dass ich inzwischen gelernt habe, mich selbst und meine Bedürfnisse genauso zu schätzen wie die der anderen – es war ein langer Kampf. Wann ich jedoch gar nicht mehr kämpfen muss, das muss ich noch lernen.

Mit 16 wurde Nils* das Herz gebrochen: Paartherapeut Benedikt Bock erklärt, wie ihn das bis heute lä

Romantik im Wohnwagen : Holprige Flitterwochen in Norwegen

Mein Leben ist nicht blöd, weil ich Single bin : Trotzdem wünsche ich mir gelegentlich einen Partner